The Dream Syndicate

„Ultraviolet Battle Hymns And True Confessions“

Fire (VÖ: 10.6.)

Die beste Reunion der letzten Dekade geht weiter.

Man kann The Dream Syndicate kaum genug dafür loben, dass sich ihre ab 2017 auch im Studio vollzogene Reunion nicht im üblichen Aufguss alter Wärmebäder erschöpft hat. Hier war eine Band, die tatsächlich noch mal bereit war, kalt erwischt zu werden, zumal auf dem letzten Album, „The Universe Inside“, einem erstaunlichen Jazz-Prog-Psych-Klumpen, den die Band wohl schon immer in sich trug, aber erst in ihrer zweiten Inkarnation so kompromisslos vom Band lassen konnte.

Eine leise Reise in den Schmerz und die Erinnerungen, die man nie hatte

Trotz flirrender Auftaktsignale ist das vierte Werk im zweiten Leben des Dream Syndicate nun wieder ein reines Song-Album geworden. Das beginnt solide mit „Where I’ll Stand“ und dem fast lasziven Understatement von „Damian“. „Beyond Control“ führt dann exemplarisch vor, wie DS 2 ein verführerisches Intro in ein von Dennis Duck souverän angetriebenes Clockwork Psychedelia überführen. Darüber cool Steve Wynn, der sich auch da jeder billigen Emotionalisierung entzieht, wo es naheliegt.

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„This is what it looks like when you don’t belong anymore“, hebt er an. Nein, kein Drama, kein Big Bang, „it just finds you unlike you were before.“ Ja, unheimlich, wie schnell sich alles ändern kann, „Hard To Say Goodbye“ bringt diese Profanität des Vorhernachher seelenruhig auf den Punkt. Dürfte kein Begräbniskandidat werden, weil Trost ohne Pathos nur bedingt konsensfähig ist – genau wie dieser geübt spöttische Unterton, den Wynn im knackigen „Trying To Get Over“ anschlägt. Allein dieses „Well“, bevor Jason Victor ein bisschen von der Leine darf.

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Auch die Gitarrenwand von „Every Time You Come Around“ zitiert DS 1, derweil der Kehraus „Straight Lines“ mit lustigem Farfisa-Trash von Neumitglied Chris Cacavas aufwartet. Unbedingt zu erwähnen: „My Lazy Mind“, eine leise Reise in den Schmerz und die Erinnerungen, die man nie hatte. Ein Trotzdem gegen alle Evidenz, paradox: „The stain remained, the loss is gained.“ Ein Verlust gewiss, hätten sich The Dream Syndicate nicht zur Reunion entschieden.