The Glory

Mitte bis Ende der 70er schmiss der Kunst- und Menschensammler Norman Fisher die wildesten Soirees in ganz New York. Die ganze Avantgarde und alle, die sich dafür hielten, strömten in sein winziges Apartment, einfach weil Norman ein Magnet war. Charismatisch, extrem unterhaltsam und brillant darin, die richtigen Leute mit den falschen bekannt zu machen. Sein Musikgeschmack war so schillernd wie er selbst, und zwei seiner Empfehlungen sind mir bis heute geblieben. Zum einen „Radio Tower“, das erste Radiomusical von Gordon Jenkins (nicht mit Florence verwandt), und dann eben „The Glory (????) Of The Human Voice“. Madame Jenkins war reich, gesellschaftlich umtriebig und liebte die Oper. Und hatte die absolut unerträglichste Stimme der Musikgeschichte – nur wusste sie das nicht. Ein- oder zweimal im Jahr beglückte sie die New Yorker Society mit dieser monströsen Stimme, bei privaten Recitals für Auserwählte im Ritz Carlton. Die Tickets kosteten ein Vermögen, so populär waren diese Anlässe. Und um die Nachfrage zu befriedigen, mietete Madame schließlich die Carnegie Hall – das war 1944 das Konzert schlechthin. Alle und jeder waren da, Noel Coward eingeschlossen, und stürmten mit kaum gebremster Hysterie die Plätze. Madame trällerte, wechselte alle paar Nummern ihr Kostüm, und als sie beim Song „Clavelitos“ die Kadenzen unterstrich, indem sie Rosenblüten ins Publikum warf, da steigerte sie sich so hinein, dass schließlich der Korb selbst einem erfreuten Fan in den Schoß flog. Be afraid. Be very afraid.

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