The Jimi Hendrix Experience :: BBC Sessions

Hört an, horcht auf. Da hatte man schon geglaubt, der etwas anrüchige Alan Douglas, Produzent diverser postumer Hendrix-Alben, hätte wirklich den allerletzten Hendrix-Fieps – ob authentisch oder nicht, muß bei ihm dahingestellt bleiben – unters zahlende Volk gebracht, da schneit einem unvermutet ein so opulentes (obendrein absolut authentisches) Dokument wahrer Hendrix-Grandeur ins Haus, daß man schier an Verstand und auch Erinnerungsvermögen der BBC-Häuptlinge zweifeln muß, die angesicht all der dubiosen (überdies meist enttäuschenden) Ausgrabungen von Douglas und Konsorten nicht auf die Idee kamen, mal in den Katakomben des eigenen Hauses nachzuschauen. Nun aber scheint der Dornröschenschlaf der dort ruhenden Schätze zu Ende zu sein.

Die Led Zep „BBC Sessions“ haben ja überzeugend bewiesen, auf welch hohem Niveau damals musiziert und aufgenommen wurde. (Die Charts-Luschen und Eintagsfliegen reichten die BBC-Redakteure gnädigst an Capitol Radio, Radio London oder Radio Luxemburg 208 weiter.) Sie machten derweil mit Sendungen wie Peels „Top Gear“ oder dem „Saturday Club“, unbehelligt von aller Konkurrenz, im britischen Radio-Olymp Rundfunk-Geschichte, ließen aber – siehe Hendrix – ob ihrer Höhenflüge und der manischen Suche nach dem nächsten Mega-Ding die Resultate ihrer Arbeit, einmal ausgestrahlt, im Archiv verstauben.

Ob nun das jähe Erkennen der anhaltenden Dürre britischer Pop-Gefilde oder die sich häufenden Konfrontationen mit schierer Mediokrität die Auslöser waren – sei’s drum – die BBC-Leute haben endlich ihren hauseigenen Schatz geortet, seinen immensen Wert realisiert – und begonnen, ihn peu ä peu zu heben.

Was nun erwartet den Hendrix-Fan? Zunächst einmal eine ganze Latte an alternativen Versionen seiner Bestseller, seien’s „Fire“, „Hey Joe“, „Manie Depression“ oder „Purple Haze“ und hin und wieder mal ein kurzes Interview. Dann aber die Überraschungen, die auch den Blutdruck eines „Ich hab nun wirklich alles“-Hendrixologen bis ans Limit steigen lassen dürften. Etwa die schräge Version von „I Was Made To Love Her“ mit Stevie Wonder an den Drums, oder die dueling guitttrs von Jimi und Alexis Korner bei („Tm Your) Hoochie Coochie Man“. Verblüffend auch, was Hendrix aus „Sunshine Of Your Love“ von Cream und dem „Day Tripper“ der Beatles macht.

Der langen Rede kurzer Sinn: Diese Aufnahmen, die zwischen ’67 und ’69 entstanden, sind für die Hendrix-Fans natürlich Pflicht – und für den Rest der Menschheit nicht nur ein beeindrukkendes Zeitdokument, sondern auch eine Annäherungsmöglichkeit an den Genius Hendrix.

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