The Moody Blues Timeless Flight :: Umfangreiche Werkschau der britischen Pomp-Konzeptionisten

Die Band war in Auflösung begriffen und nicht nur pleite, sie schuldete Decca noch eine Stange Geld. Da schlug ihr die Firma vor, Dvoráks 9. Symphonie als eine kleine Rockmusik im neuen „Deramic Sound“ aufzunehmen. Anstatt den unsittlichen Antrag anzunehmen, komponierte die Band lieber ein pastorales, symphonisch arrangiertes Singspiel -mit Prologen und sanften Psychedelic-Einschüben für Mellotron, Gitarre und noch mehr Mellotron. Als die Single „Nights In White Satin“ es in die englischen Top Ten schaffte, betrachteten die Moody Blues das als Blaupause für die Konzept-Alben der nächsten Jahre. Triumphale Erfolge feierten sie damit in Amerika. Dort kam die mit dem London Festival Orchestra eingespielte LP sofort auf Platz drei der Hitparade. Die kommenden LPs verkauften sich zumal in den USA noch millionenfach mehr.

Ähnlich wie Dylans „Blonde On Blonde“ und diverse frühe Byrds-LPs gab es „Days Of Future Passed“ auf CD bislang nur noch in Remix-Fassungen. Das Stereo-Master betrachtete man als für Überspielungen mittlerweile unbrauchbar. Um nachgeborenen Fans einen Eindruck vom Analog-Mix 1967 zu vermitteln, benutzte man zum Mastering jetzt erstmals wieder das ursprüngliche Mutterband der vier zentralen Songs der LP -in der Balance sanft so korrigiert, dass „Tuesday Afternoon“ wie auch „Nights In White Satin“ ungleich eindrucksvoller klingen als jemals zuvor auf Vinyl.

Von späteren Platten hat kaum eine andere Band Aufnahmen so oft editiert, postproduziert und teils gar gänzlich neu aufgenommen. Für diese luxuriöse Werkschau wählte man – die immerhin 16 LPs in strenger Best-of-Nachlese auf vier CDs eingedampft -die angeblich gelungensten Mixes aus. Solo-und Live-Aufnahmen reservierte man weitestgehend für die Super-Deluxe-Variante des Projekts. Von Letzteren gibt es bei der bescheideneren Edition mit vier CDs ganze sieben.

Spannender als die (weithin erstmals veröffentlichten) Konzertmitschnitte und klanglich anspruchsvoller sind die Surround-Remixes von sechs LPs der frühen Jahre auf drei DVD-Audio-Scheiben. Der „Deramic Sound“ klingt dagegen schon leicht altertümlich. (Universal)

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