The Salvation :: Regie: Kristian Levring
Dass auch die europäischen Nordländer ihre Spuren im amerikanischen Western hinterlassen haben, ist seit John Waynes legendärem Ausspruch „Alter Schwede!“ in Howard Hawks’ Buddy-Movie „ El Dorado“ verbürgt – Selbstverständlich nur in der deutschen Synchronisation. Kristian Levrings werkgetreue, um nicht zu sagen: digitale Rekonstruktion des amerikanischen Westens steht formal tief in der Schuld der raubeinigen Klassiker vom Schlage Hawks und Ford.
Mit „The Salvation“ entlässt der dänische Dogma-Regisseur eine kleine Gruppe seiner Landsleute in eine archaische Gesellschaft, die noch weit von den zivilisatorischen Errungenschaften des „Old Europe“ entfernt ist. Jon ist zu Hause gegen die Deutschen in den Krieg gezogen, nun sieht er selbst etwas abgekämpft aus. In Amerika hat er in einer kleinen Siedlung ein neues Leben begonnen, nach Jahren der Vorbereitung erwartet er seine Frau und seinen Sohn in der noch etwas unbehaust wirkenden neuen Heimat. Das Wiedersehen wird gestört durch den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Bruder des berüchtigten Bandenchefs Delarue, der Jons Frau und Sohn kurz nach der Ankunft tötet. Jon rächt die Tat, nicht ahnend, dass er damit eine Kettenreaktion der Gewalt auslöst. Delarue schwört Vergeltung und er führt ein so brutales Regime, das die verängstigten Siedler alles tun würden, um nicht den Zorn des sadistischen Colonels auf sich zu ziehen. Jon wird für vogelfrei erklärt.
Levrings Variation des Euro-Westerns ist ein kleines Wunder des digitalen Kinos: Gedreht wurde in Südafrika, was die Wüste an Americana-Flair vermissen lässt, wurde in der Postproduktion kurzerhand ergänzt, was dem Film stellenweise eine artifizielle Videospiel-Ästhetik verleiht. Ein interessanter Verfremdungseffekt ist es allemal in einem Film, der sich großzügig im Fundus des Western-Genres bedient. Mads Mikkelsen gibt den schweigsamen Rächer, der in Christus-Manier vom Kreuz herabsteigt. Eva Green darf eine prächtige Gesichtswunde zur Schau stellen.