The Small Faces – Ogden’s Nut Gone Flake – Special Edition

Als diese Platte mit dem nachmals berühmten Tabakdosen-Cover 1968 erschien, hat mehr als ein Händler darüber garantiert geflucht. Zumindest im besseren Fachhandel konnte man damals LPs noch in Kabinen unter Kopfhörern vor dem Kauf probehören. Aber diese Scheibe in die runde Hülle wieder richtig einzutüten, war Glückssache. Die Idee, den Small Faces-Klassiker in einem metallenen Tabakdosen-Imitat zu bringen, ist nicht neu, sehr wohl dagegen der Einfall, dazu erstmals auf CD 2 den Mono-Mix derselben zu präsentieren und auf einer dritten CD auch noch die einstündige „Making of“-Dokumentation der BBC.

Mit dieser Platte hatten die Small Faces sich endgültig vom Teenybopper-Image der frühen Jahre bei Decca verabschiedet. Sie waren auch definitiv längst nicht mehr The Who für Arme, und die Fotos von Gered Mankowitz betonten entschieden die neuerdings hochfliegenden Ambitionen des Quartetts. Der Pop-Hit „Lazy Sunday“ katapultierte das Album an die Spitze der LP-Hitparade, indersichdas dann ganze 19 Wochen hielt. Am Ende war das Problem nur: Das ganze Songmaterial war weitestgehend live praktisch überhaupt nicht reproduzierbar, weil Glyn Johns und sein genial assistierender Tonmann George Chkiantz das so sophisficated aufbereitet hatten, dass man das ohne radikale Simplifizierung der Arrangements unmöglich auf eine Konzertbühne hätte bringen können. Das in breitem Cockney-Dialekt gesungene „Lazy Sunday“ besaß unverwüstliche Ohrwurmqualitäten auch live. Aber genau das hatte Steve Marriott mehr oder weniger nur als einen Witz betrachtet.

Weniger witzig war, dass Andrew Loog Oldham es für sehr werbewirksam hielt, in Anzeigen für „Ogden’s Nut Gone Flake“ eine Parodie auf das Vaterunser einzubauen. Nicht er oder die Plattenfirma, sondern die Band musste sich dann öffentlich für diese Geschmacklosigkeit entschuldigen. Nachträglich bleibt immer noch zu bewundern, was Johns aus den in vier oder fünf Studios eingespielten Aufnahmen machte. Zumal das, was Marriott beisteuerte, war manchmal sehr gut geklaut -das Intro zu „Rolling Over“ beispielsweise, das natürlich das von Jimi Hendrix‘ „Foxey Lady“ war. Das hauptsächlich aus der Feder von Ronnie Lane stammende „Afterglow“, einer der Allzeitklassiker dieser LP. fand Co-Autor Marriott gar nicht so toll. Er ließ zum Befremden der Band-Kollegen zunehmend den Chef und reichlich Feste feiernden Rockstar raushängen. Das kleine Psychedelik-Kabinettstück „Long Agos And Worlds Apart“ war das einzige, bei dem er nicht als (Co-)Autor firmierte, sondern einzig Ian McLagan als Autor genannt wurde. Obwohl nur die Geschichte von „Happiness Stan“ auf der Suche nach der fehlenden Seite des Mondes und entsprechend albern, enthielt die B-Seite der LP kaum weniger denkwürdige Songs als die andere. Ob das alles aber – wie Marriott vermessen annahm – bei einer theatralischen Aufführung ein abendfüllendes Vergnügen gewesen wäre, ist bleibend sehr zweifelhaft. Dafür war das in der erzählerischen Substanz dann doch arg unterentwickelt und so auch kaum wiederholbar.

Manche chaotischen Momente im Verlauf der Produktion konnte man dann doch bravourös bestehen, wie Ronnie Lane bei der BBC-Dokumentation erzählt. Dort und auch in den sehr ausführlichen Liner Notes wird man bestens über die Entstehungsgeschichte der Platte informiert. Seitdem der Augias-Stall des Archivs von Immediate Records mal richtig ausgemistet wurde, gibt es auch „Ogden’s Nut Gone Flakes“ in sehr ansprechendem Remastering. Erhältlich ist die Tabakdose mit den drei CDs nur als UK-Import via Mailorder-Firmen oder übers Netz.

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