The Weather Station
„Humanhood“
Fat Possum (VÖ: 17.1.)
Elegant introspektiver Songwriter-Folk-Jazz.
2021 war das Jahr des kreativen Triumphs für Tamara Lindeman. „Ignorance“ thematisierte mit einer Jazz- und Pop-informierten Songwriter-Musik Climate Grief und insgesamt ein Gefühl von Dissoziation zur Welt, zu den anderen, zu sich selbst. Ein Jahr später erschien „How Is It That I Should Look At The Stars“, ein Album mit sehr stillen Liedern, die noch eindrücklicher waren. Doch trotz der Erfolge rutschte die Kanadierin in eine psychische Krise, die sie nun für dieses neue Werk zu Songs verarbeitete.
Wieder geht es um die Unmöglichkeit, mit der Welt in Kontakt zu sein – man spürt das, wenn sich die Lieder von „Humanhood“ an den Rändern auflösen und sich sonderbare Geräusche in sie mischen, als wäre ihnen schwindelig. Die Musik hat einen ähnlichen Charakter wie zuletzt, ist aber sehnender, komplexer, fragmentierter, rauschhafter manchmal. Doch der Rausch ist kontrolliert – „Humanhood“ ist eine elegante, distinguierte Platte. So vieles ist wundervoll, zum Beispiel die anmutige Electro-Ballade „Body Moves“ und das geflüsterte „Sewing“: „Beauty and guilt/ Sewing together a quilt.“
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 1/25.