The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You :: Popkunstwerke einer erstaunlichen Frau, die alles (sein) kann

Das Echolot sucht nach Untiefen, findet aber nur ein arhythmisches Piepen, ein Cellobrummen, dumpf verhallende Störgeräusch, ein versunkenes Klavier und schließlich die Stimme von Neko Case, die davon erzählt, wie sie davon träumte, ihren Körper zu verlassen: „I wanted so badly not to be me“, singt sie zu der betörenden Klangcollage „Where Did I Leave That Fire“, die sich Songstrukturen verweigert, schlafwandelnd nicht von der Stelle kommt und erst am Ende zu einem richtigen Rhythmus findet, zu einem Musikgedicht wird -berückend, intensiv, still, empfindlich.

Es gibt auf dieser Platte eine zarte, verletzliche Neko Case, die vom eigenen Verschwinden träumt. Es gibt aber auch die Selbstbewusste, Aufsässige. Eine, die in „Man“ Zeilen singt wie „You didn’t know what a man was until I showed you“ und Gendertheorie in atemlosen Gitarrenpop übersetzt, bei dem M. Ward (Zooey Deschanels bessere Hälfte bei She &Him) die Gitarre spielt. Zwischen dem Sturm-und-Drang von „Man“ und dem Impressionismus von „Where Did I Leave That Fire“ liegen Welten. Auf dem Album „The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You“, bei dem man sich nicht nur wegen des Endlos-Titels an Fiona Apple erinnert fühlen darf, entdeckt sie alle Zwischentöne, Schattierungen, Klangfarben, die der Musikkosmos zwischen Indie, Alt-Country und Pop bereithält.

Zwischen der Eröffnung mit dem hübsch-sonderbaren „Wild Creatures“ und dem sich furios steigernden Finale „Ragtime“ erweist sich Neko Case wieder einmal als originelle Songwriterin, als raffinierte Erzählerin, die ihre Storys mal ergreifend („Night Still Comes“,“Calling Cards“), mal atmosphärisch („City Swan“) inszeniert. Stets kreisen diese Songkostbarkeiten aber um ihre Stimme. Besonders dringlich in dem akustischen „I’m From Nowhere“, der A-cappella-Flughafenimpression „Nearly Midnight, Honolulu“ oder der betörenden Gesangssuite „Afraid“.(Anti/Indigo)

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