Waxahatchee

„Tigers Blood“ – Aufs Gaspedal

Anti (VÖ: 22.3.)

Katie Crutchfields wunderbares zweites Country-Album

Mit der Nüchternheit kam der Country in die Lieder der amerikanischen Songwriterin Katie Crutchfield aus Birmingham/Alabama. Ihr erstes Album als trockene Alkoholikerin, „Saint Cloud“, war 2020 ein kleines Wunder, so viel Melodie, so viel Herz, so viel Witz und so viel Roots hatte keines der vier Alben, die sie davor schon als Waxahatchee veröffentlicht hatte, nie zuvor war sie ihrer Heldin Lucinda Williams so nah gewesen.

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Das Cover des wohl trotz Abstinenz nach einem Cocktail benannten Nachfolgers, „Tigers Blood“, deutet schon darauf hin, dass sie auf der Straße, in die sie mit „Saint Cloud“ einge bogen war, weiterfährt. Der Pickup, auf dem sie für das Cover des letzten Albums posierte, steht jetzt zwar in einiger Entfernung, aber die Ästhetik des Fotos ist die gleiche geblie ben. Und die Songs fahren wieder durch die Dunkelheit, erzählen davon, wie die Liebe im Rückspiegel verschwindet.

„Tigers Blood“ ist der beste Drink, den Katie Crutchfield je zusammenmischte

Aber dieses Mal tritt sie dabei das Gaspedal ein bisschen weiter durch. „You drive like you’re wanted in four states/ In a bus ted truck in Opelika/ Your bad reputation car ries/ And I’m just like ya“, singt Crutchfield im eröffnenden Song zu einer Melodie, die man nicht mehr loswird, dann setzt Spencer Tweedys Schlagzeug ein, und die Gitarren von Phil Cook und MJ Lenderman dieseln los. Lenderman, der vor zwei Jahren das sehr gute Slacker-Country-Rock-Album „Boat Songs“ veröffentlicht hat, ist ein belebendes Element auf „Tigers Blood“, gibt den Songs durch seine Gitarrenparts und Harmonien die Energie und Größe, die sie verdienen.

Und wenn die Band mal einen Gang zurückschaltet, wie im anrührenden Song über eine alte Flamme „Right Back To It“ oder im bittersüßen „Burns Out At Midnight“, scheint sie Crutchfields mit wenigen Strichen gezeichneten, wunderbar nuanciert gesungenen melancholischen Geschichten zu lauschen, um sie dann mit kräftigen Farben – Dobro, Mundharmonika – auszumalen. „If my heart of stone weighs on you heavy, babe/ Just hit the lights and call it a night.“ „Tigers Blood“ ist der beste Drink, den Katie Crutchfield je zusammenmischte.