Willy DeVille – A Horse Of A Different Colour :: Nicht immer geschmackssicher: Cover-Virsionen vom Gefühlsartisten
Wenn er auf der Bühne steht und sich bemüht, elegant auszusehen, obwohl es dort oben fast so heiß ist wie in seiner Heimat im Hochsommer, dann kann man schon mal lachen über Willy De Ville aus Louisiana. Wenn man seine Platten hört, ist er allerdings immer wieder rührend, denn seine Prämisse lautet: Gefühle sind nur gut, wenn der Kopf nicht dreinredet Songs sind nur stark, wenn sie sofort zu Herzen gehen, ohne vorher analysiert zu werden. Deshalb klingt De Ville wohl immer so lässig und nie anstrengend. Seit 22 Jahren singt er jetzt schon von Wein, Weib und anderen Sinnesfreuden, immer mit derselben Inbrunst. Eindeutig auf einen Stil wollte er sich dabei nie festlegen – R&B, Soul, Blues, Pop, Zydeco, egal. Ein Mann muß eben tun, was ein Mann tun muß, und diesmal war das die Suche nach Wurzeln.
Sein 13. Album, das „Roots-Ding“, wie De Ville es nennt, nahm er in Memphis, Tennessee auf. Einige Lieder lieh
er sich von Andre Williams, Mississippi John Hurt und Fred McDowell aus, andere sind Original-Willy, jetzt in superschwarzer Version: So weiß er aussieht, so farbig singt er. Die fade Fassung von „Needles 8C Pins“ wäre hier wirklich nicht nötig gewesen. Selbst ein DeVille ist anscheinend nicht immer geschmacksicher. Dafür hat er einen Produzenten, der nichts falsch macht: Jim Dickinson, der schon Dylan, Clapton und ein paar Dutzend anderen Stars zur Seite stand, brachte seinen Sohn gleich mit. Luther spielte die Slide-Gitarren ein – er ist zwar erst 25, klingt aber mindestens so alt wie DeVille.
Und der scheint längst jenseits von Gut und Böse. Oder in diesem Fall: von gut und schlecht. „I’m too tired to roam“, jammert er in ,.Lay Me Down Easy“. Macht ja nichts. Er scheint seinen Platz schließlich gefunden zu haben: Die Songs schreibt er inzwischen auf der Veranda seines Plantagenhauses an der Grenze zwischen Tennessee und Louisiana. Kein Wunder, daß er Typ so entspannt klingt. 2,5