Roger Waters: Frankfurt drängt auf Konzert-Absage

Die Israel-Kritik des ehemaligen Pink-Floyd-Bassist sind oft antisemtisch eingefärbt. Nach der Debatte um seinen Auftritt in Köln äußert sich nun auch eine Frankfurter Politikerin kritisch.

Roger Waters ist 2023 auf Europa-Tour. Für fünf Termine kommt er auch nach Deutschland. Bereits Ende letzten Jahres hatte die Synagogen-Gemeinde Köln vergeblich gefordert, seinen Auftritt am 9. Mai in der „Lanxess Arena“ in Köln abzusagen.

Die Grünen-Politikerinn und kommissarische Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Nargess Eskandari-Grünberg, hatte sich zur gleichen Zeit gegen seinen Auftritt am 28. Mai in der „Festhalle“ ausgesprochen. Hintergrund sind die starken antisemitischen Untertöne der häufig israelkritischen Aussagen des Ex-Pink-Floyd-Bassisten. Manuele Rottmann, eine weitere Grünen-Politikerin und Kandidatin fürs Frankfurter Oberbürgermeisterinnenamt, hat die Forderungen jetzt nachdrücklich wiederholt.

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Rottmann: „In der Festhalle Frankfurt wurden während der Novemberpogrome 1938 hunderte jüdische Männer zusammengetrieben, um in Konzentrationslager deportiert zu werden. Sie ist der Ausgangspunkt der systematischen Deportation der jüdischen Bevölkerung Frankfurts in die Konzentrationslager. (…) Roger Waters bedient regelmäßig antisemitische Narrative, außerhalb seiner Konzerte, aber auch auf seinen Konzerten. Die Geschichte unseres Landes, die Geschichte auch der Festhalle, verpflichtet uns [zur] Entschlossenheit gegen jeden Antisemitismus“

Roger Waters und die Geopolitik

Der 79-Jährige ist langjähriger und lautstarker Unterstützer der BDS-Kampagne. Die Radikalität seiner Position zum Nahost-Konflikt ist gut dokumentiert. Mehrfach nannte er Israel einen Apartheidsstaat. Er unterstützte auch Aussagen der Hamas und machte sie einem großen Publikum bekannt.

2013 schrieb Waters einen offenen Brief, in dem er aufforderte, keine Konzerte in Israel mehr zu spielen. Während seiner „The Wall“-Tour zwischen 2010 und 2013 ließ er einen Luftballon in Form eines Schweines über den Zuschauerraum fliegen. Auf diesem Schwein waren verschiedene Symbole abgedruckt: Das Logo der Firma „Shell“, ein Kreuz, Hammer und Sichel, ein Dollarzeichen, und in der Nähe des Mauls ein Davidstern. Das Schwein mit den Symbolen gibt es als Tour-Requisite seit den 1980er Jahren, der Davidstern allerdings war neu. Nachdem es 2013 zum Skandal um den Ballon kam, rechtfertigte er sich damit, den Davidstern lediglich als Symbol für den Staat Israel zu verwenden.

Auch aktuelle Aussagen des Pink-Floyd-Gründers zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine reihen sich ein in diese kaum mehrheitsfähige politische Sicht. Einerseits gab er Joe Biden die Schuld am Andauern des Leids, andererseits in einem offenen Brief an Olena Selenska ihrem Mann, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Schuld am Ausbruch des Kriegs.

Veranstalter will Konzert stattfinden lassen

Ein Sprecher des Veranstalters entgegnete der Kritik, Roger Waters sei weder verurteilt noch werde er strafrechtlich verfolgt. Er pochte auch auf den abgeschlossenen Vertrag, dessen Auflösung Schadenersatzforderungen nach sich ziehen würde. Eigentümer der „Festhalle“ sind die Stadt Frankfurt und das Land Hessen. Diese, so die Forderungen, sollen jetzt weiter Druck ausüben. 2017 hatten auf öffentlichen Druck einige Sendeanstalten der ARD, allen voran der WDR, ihre Übertragungen einiger Waters-Konzerte aus dem Programm genommen.

Neben den Konzerten In Frankfurt und Köln sind im Mai noch Shows in Hamburg, Berlin und München angesetzt.

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