Kommentar

Roger Waters: Der Endkampf steht noch bevor

Der Pink-Floyd-Mitgründer hat vor dem UN-Sicherheitsrat gesprochen. Wenn er weiter eskaliert, sollten die Konzerte seiner Tour bei aller Liebe zu „Dark Side of The Moon“ vielleicht doch gestoppt werden.

„Früher war die russische Diplomatie mal eine ernsthafte Angelegenheit. Was wollen sie als nächstes aufbieten? Mr. Bean?“, sagte gegenüber der Nachagentur Reuters ein Diplomat des UN-Sicherheitsrats, der anonym bleiben wollte.

Die Meldung von der Waters-Rede hat die Politik- wie die Popmsusik-Szene gleichermaßen elektrisiert. Nun ist der ehemalige Pink-Floyd-Kopf tatsächlich vor den United Nations aufgetreten. Zwar hat Waters sich gegen jeden Krieg ausgesprochen – allerdings behauptet, dass der Invasion der russischen Armee eine Provokation der Ukraine und des Westens vorangegangen sei.

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Gast-Ansprachen vor diesem hohen internationalen Gremium hat es immer wieder gegeben. Meist aber im eher festlichen Rahmen mit Zeremonie-Charakter. Roger Waters hat nunmehr mit seiner Ansprache in einem tödlichen Konflikt Stellung bezogen. Als Nicht-Diplomat und „Künstler“. Auf Einladung eines brutalen Aggressors.

Konzert-Verbote für Roger Waters werden geprüft

Diese Volte wird auf die am 17. März 2023 in der portugiesischen Hauptstadt startende Europatour, die im Mai 2023 auch durch deutsche Mehrzweckhallen führen wird, einen nicht unerheblichen Einfluss haben. Eskalieren doch in mehreren Ländern die Forderungen nach einer dringenden Konzertabsage. Im polnischen Krakau etwa gab es bereits im letzten Spätherbst massive Forderungen den Russland-Apologeten Waters auszuladen. Polen gehört aufgrund seiner bewegten Geschichte zur Gruppe der ehemaligen Ostblock-Staaten, die sich vor dem neuerlichen russischen Imperialismus fürchten. Auch jüdische Organisationen sprechen sich gegen die Groß-Events aus.

Die aktuelle Konfliktlinie in Deutschland verläuft entlang einer rechtlich-ökonomischen Linie und einer eher moralischen Empörung der Kritiker. Es geht dabei um sehr viel Geld. Einige seiner mit allerlei Illumination ausgestatteten Riesenkonzerte sind bereits jetzt ausverkauft. Viel Technik, viel Lametta.

Die bisherige Debatte hat gezeigt, dass die Kommunen oder privaten Hallenbetreiber keine rechtlichen Möglichkeiten haben, diese Konzerte zu VERBIETEN. Das Kalkül der Konzertveranstalter wiederum, den Dauerkonflikt zu befrieden, nach dem Motto „der Roger ist ja gar noch sooo schlimm“, durfte mit der mit Spannung erwarteten UN-Rede von Waters zumindest in Frage gestellt werden. Hat der notorische Pink-Floyd-Grummler weiter Öl ins Feuer geschüttet?

„Lasst ihn spielen!“

In einem Kommentar in der „Berliner Zeitung“ hatte der langjährige Kulturredakteur Harry Nutt (jetzt als Autor tätig) gefordert: „Lasst ihn spielen!“ Seinerzeit zum Abdruck des Textes im Oktober 2022 ging es allerdings „nur“ um die Nähe von Waters zur sinistren Israel-Boykott-Loge „BDS“.

„Ob das geplante Konzert in der Münchner Olympiahalle stattfinden kann, wird denn auch nicht durch ästhetische Erwägungen bestimmt“, so Nutt seinerzeit. „Einmal mehr zeigt sich am Fall Waters, zu dessen Auftritt auf städtischem Terrain sich unlängst Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter kritisch äußerte, welch diffuse Wirkung der BDS-Beschluss des Bundestags hat. Mit jeder Welle der Empörung über Verbot oder Erlaubnis geht Gratiswerbung für den BDS in Form von diskursiver Auseinandersetzung einher…“

Nutt forderte damals eine gewisse Unaufgeregtheit gepaart mit „Freiheit der Kunst“. Kann man mit ruhiger Hand so sehen und fordern. Lasst den ollen Grantler doch spielen…, gehen ja sowieso nur Psychedelia-Rentner hin.

Propaganda ist nicht gleich Meinung

Ob diese Haltung nach weiteren Eskalationsstufen allerdings weiterhin Bestand haben kann, wird auch die Bewertung der Rede vor der UN vom Mittwoch zeigen.

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Wenn Waters wirklich zur Kreml-Sprechmaschine wird, sollte es eine Möglichkeit geben, den neuerlichen Geldsegen zu verhindern. Die bereits gekauften Karten werden erstattet. Der auf eine dreistellige Millionensumme taxierte Wutbürger hat genug Geld. Angeln gehen wäre doch eine gute Idee für ihn. Soll entspannen …

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