Roger Waters: Was passiert mit seinem Knast-Termin in der Türkei?

Der englische Musiker will weiterhin die inhaftierte Kurdin Nûdem Durak besuchen. Seine für die Musikerin bestimmte Soli-Gitarre kam nie an

Ohne sonderliche Aufregung nimmt die Europatour „This Is Not A Drill“ ihren Lauf. Nach dem Start am 17. März 2023 in Lissabon spielt Roger Waters am morgigen Dienstag (11. April) in der „Royal Arena“ von Kopenhagen. Das Live-Portal der Veranstaltungs-Agentur „Live Nation“ verkündet auf der entsprechenden Website „few tickets left“. Also Arena-Konzertbetrieb as usual, für den besonders in Deutschland so umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründer, der am 06. September 2023 seinen 80. Geburtstag feiert.

Für das in Frankfurter Festhalle von Seiten der Kommunalpolitik abgesagte Gastspiel am 28. Mai hat Waters mittlerweile eine Klage anberaumt. Der Eilantrag beim Verwaltungsgericht Frankfurt richtet sich gegen die Anteilseigner der örtlichen Messegesellschaft. Laut der TV-News-Sendung „Hessenschau“ beruft sich Waters dabei auf die Kunst- und Meinungsfreiheit. Stadt und Land werfen dem Altmeister wiederum aggressiven Antisemitismus vor. Alle anderen Deutschland-Konzerte in Hamburg, Köln. Berlin und München finden wie geplant statt. Mit örtlichen Protesten ist dennoch zu rechnen.

In der eher lauen Berichterstattung der dänischen Tagespresse über das Kopenhagen-Konzert von Waters, wird auf die laufende Kampagne für kurdische Musikerin Nûdem Durak hingewiesen. Durak ist seit April 2015 inhaftiert, also seit genau acht Jahren – nachdem sie in zwei voneinander getrennten Prozessen zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie kurdische Lieder „mit politischem Inhalt“ vorgetragen haben soll.

Nachdem Waters ihr im letzten Jahr eine seiner Gitarren im Rahmen einer Solidaritätsaktion zugeschickt hatte, wurde diese von de Gefängnisverwaltung in der Stadt Mêrdîn (türkisch: Mardin) zurückgehalten. Unter dem Titel „A Campaign for a New Trial“ hatten auch Kolleginnen wie Marianne Faithful, Noel Gallagher, Pink-Floyd-Kollege Nick Mason, Peter Gabriel, der amerikanische Intellektuelle Noam Chomsky und der britische Filmregisseur Ken Loach ihre Unterschrift auf das Bühnen-Instrument gesetzt.

Die erste Solidaritätsaktion startete mit dem „Song for Nûdem Durak“ bereits 2016 in Deutschland. In einem Insta-Video betonte Waters: „Sie ist keine Terroristin, sondern eine Singer/Songwriterin. Sie ist unsere Schwester“.

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Nachdem die örtliche Gefängnisverwaltung eine Übergabe des Instruments an Durak verweigerte, kündigte Waters einen Solidaritätsbesuch an. Sein letztes öffentliches Statment in diesem Fall ist ein Youtube-Video vom 17. Dezember 2022. Insider gehen davon aus, dass Waters gerade bei seinen umstrittenen Konzerten in deutschen Hallen auf diesen von ihm unterstützten Freiheitskampf mit Nachdruck hinweisen wird, um die gegen ihn erhobenen Vorwürfe des wiederholten Antisemitismus zu relativieren. Vor dem ersten Deutschland-Konzert in vier Wochen, am 07. Mai in der „Barclays Arena“ in Hamburg, zeichnet der streitbare Multimillionär also weiterhin an seinem schillernden Selbstbild.

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