Roger Waters: Wenn eine Popmusik-Tournee deutsche Politiker aufscheucht

Stadtparlament in Köln fordert Absage des Arena-Konzertes. Auch Staatsministerin Claudia Roth bezieht Stellung. Wie wahrscheinlich ist es, dass Waters nicht auftreten darf?

Am 17. März 2023 startet in Lissabon die große Tour von Roger Waters, der in diesem September 80 Jahre alt wird, unter dem Titel „This Is Not A Drill“ (übersetzt etwa: „Das ist keine Übung“).

Die „Nicht-Übung“ führt durch die größten Hallen Europas. Ein Multi-Millionen-Geschäft, wie in der Branche üblich ökonomisch abgesichert durch Spezialversicherungen.

Mittlerweile ein Aufreger alleroberster Kajüte, der in den Wochen bis zu den ersten Deutschland-Shows in Hamburg (07. Mai) und Köln (09. Mai) weiter eskalieren dürfte. Im schweizerischen Zürich ist der BDS-Supporter Waters mit seiner aufwändigen Mega-Produktion bereits am 25. April zu Gast. Auch dort kommt es im Vorfeld zu allerlei Polit- und Medien-Gebrodel.

In Köln mit seiner Bis-Zu-20.000-Plätze-Arena, ob des Dachbogens auch verniedlichend „Henkelmännchen“ genannt, hat eine Mehrheit des örtlichen Stadtrats die Geschäftsführung der Multifunktions-Halle aufgefordert, das Waters-Konzert abzusagen. Ein entsprechendes Schreiben mit dem Beschluss ist an diesem Dienstag (21. Februar) an die Verantwortlichen gesendet worden. Ein Sachstand, ähnlich wie in München, wo der dortige Oberbürgermeister Dieter Reiter seit Jahren mit dem (einst von ihm als Musikfan verehrten) Pink-Floyd-Gründungsmitglied über Kreuz liegt.

Politische Äußerungen reichen für ein Konzertverbot nicht aus

Die dortige „Abendzeitung“ (AZ) zitiert in dieser Causa den Gießener Rechtswissenschaftler Maximilian Roth. Er sieht keinerlei Möglichkeiten für ein Verbot des Konzertes. Laut Roth reiche es „keinesfalls“ aus, Künstlern politische Äußerungen vorzuwerfen. „Erst wenn die Äußerungen, Haltungen und Symbole Teil der Kunst werden, kann das ein Einschreiten der Behörden legitimieren“. Statt einem Komplettverbot schlägt er gewisse Restriktionen vor (ähnlich wie bei den Ultras in Fußballstadien). Bei Waters könnte man „verfügen“, dass dieser in seiner Bühnenshow keinerlei „antisemitische Symbole“ präsentieren darf.

Im Zuge dieser sich hoch schaukelnden Aufregung, ist es kein Wunder, dass sich auch Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) erstmals klar und deutlich zum „Fall Waters“ äußert. Roth steht seit der Dokumenta-2023-Affäre um antisemitisch gedeutete Kunstwerke, gepaart mit meiner chaotischen Struktur in der Führung des Happenings in Kassel, unter besonderem Druck. Parlaments-Experten betrachten die 67-Jährige Ex-Bandmanagerin als „angezählt“.

In einem Gespräch mit Zeitung „Jüdische Allgemeine“ sagt Roth am 09. Februar: „Ich bedauere außerordentlich die Entwicklung eines Musikers, der mit der Gruppe Pink Floyd für viele eine große Bedeutung hatte. Roger Waters ist mittlerweile offenkundig zu einem aktiven BDS-Unterstützer und darüber hinaus Verschwörungstheoretiker geworden. Als Kulturstaatsministerin kann und will ich kein Konzert verbieten. Nochmals: Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb würde ich mir wünschen, dass Veranstalter darauf verzichten, Konzerte mit Roger Waters durchzuführen, und wenn sie dennoch stattfinden sollten, dass er vor leeren Hallen spielt.“

Man könnte mit der Augsburger Puppenkiste nun „Gut Gebrüllt. Löwe!“ raunen. Eine Absage der „This is not a drill“-Tour scheint jedoch abwegig. Einzig in der polnischen Stadt Krakau ist das Waters-Gastspiel auch aufgrund dessen Einlassungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine abgesagt. Der stets auf Streit gebügelte Brite will dagegen seinerseits rechtlich vorgehen.

Wie heißt es so schön: Der Druck auf dem Waters-Kessel steigt!

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