Disney will „Schneewittchen“ einfach nur hinter sich bringen
Das Live-Action-Remake des Zeichentrick-Klassikers von 1937 wird in Europa zum ersten Mal in Segovia zu sehen sein.
Die Produktionsgeschichte von „Schneewittchen“ verlief alles andere als unkompliziert. Und damit ist nicht die spektakuläre Herstellung des ersten abendfüllenden Zeichentrickfilms gemeint, der Walt Disney früh zu einer Legende in Hollywood machte. Auch die Neuverfilmung mit Menschen aus Fleisch und Blut machte schon lange vor dem Kinostart in diesem Jahr Schlagzeilen.
Das hatte viel mit der Besetzungspolitik des Micky-Maus-Konzerns zu tun, die mit Rachel Zegler als Märchenprinzessin und Gal Gadot als böse Stiefmutter einen anderen Akzent setzt, als es die europäische Grimm-Vorlage zumindest nahelegen würde. Die stimmgewaltige Schauspielerin („West Side Story“) merkte zudem an, dass ihr die ursprüngliche Geschichte überhaupt nicht behagt und dass die Story nun sehr viel weniger „seltsam“ sei. Im Netz stieß sie mit diesen Gedanken auf viel Widerstand.
„Schneewittchen“ und die problematischen Zwerge
Dann kamen auch noch die Zwerge dazu, für deren Darstellung die Produzenten anscheinend verschiedene Ansätze hatten. Ein Bild, das ins Netz gelangte (und von dem bis heute nicht klar ist, ob es authentisch war) zeigt statt Zwerge sieben sehr unterschiedlich anmutende Gestalten. Ein Vorbild an Diversität, glaubten die einen, politische Korrektheit am Anschlag schäumten die anderen. Und dann blieb ja noch die Frage, ob überhaupt von klein gewachsenen Menschen die Rede sein darf und wie und von wem sie gespielt werden sollen. „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage konnte bei all dem nur mit dem Kopf schütteln.
Disney löste das Problem dann anders, wie die ersten Trailer zeigten. Während die Geschichte nun eher einem Fantasy-Stoff gleicht, sehen die Zwerge nun aus wie eine 3D-Variante der ursprünglichen Zeichentrickfiguren. Sie gleichen den Figuren aus dem original teilweise bis ins Detail.
Eine emotionale Angelegenheit ist „Schneewittchen“ für Disney schon deswegen, weil er mehr noch als all die anderen Neuvorlagen und Live-Action-Weiterführungen (zuletzt „Mufasa“) an den Gründungsmythos des Unternehmens rührt. Vielleicht auch deshalb entschied man sich, bei der Hollywood-Premiere lieber einen Gang zurückzuschalten.
Leise Premiere
Die Veranstaltung am 15. März in Los Angeles wird Berichten zufolge auf Fotografen und die Crew des Hauses beschränkt sein. Es wird keine Reporter auf dem roten Teppich geben, die Fragen an die Macher und Darsteller stellen können.
In Europa geht es sogar noch eine Nummer kleiner. Statt in London wird „Schneewittchen“ zum ersten Mal in historischen spanischen Stadt Segovia zu sehen sein. Hier leben nur etwas mehr als 50.000 Menschen, aber hier steht auch das Schloss, das Vorlage für den Zeichentrickfilm war.
Während Disney in einer Pressemitteilung die Premiere als „feierlichen, familienfreundlichen Abend“ darstellte, deutete ein Insider gegenüber dem „Hollywood Reporter“ an, dass die spärlichen Werbemaßnahmen bereits andeuten, wie froh man intern ist, wenn der Film ohne weitere Pannen und Diskussionen erst einmal angelaufen ist. Darüberhinaus gehe man aber von einem erfolgreichen Startwochenende in den Kinos aus.