Sean Combs‘ Verbündete wollen Begnadigung durch Trump
Langjährige Mitarbeiter von Sean Combs haben monatelang Beziehungen zu Trump-Vertrauten aufgebaut.

Anfang dieser Woche veröffentlichte „The Onion“ einen Artikel mit der Überschrift „Sean Combs bittet um ein schnelles Verfahren, damit er zu dem Teil kommen kann, in dem Trump ihn begnadigt“. Wie sich nun herausstellt, könnte an dieser Fake-News tatsächlich etwas dran sein.
Combs, der im vergangenen September angeklagt wurde, steht derzeit im Southern District von New York wegen Sexhandels und organisierter Kriminalität vor Gericht. Doch seit Donald Trumps gewonnener Präsidentschaftswahl bemühen sich enge Vertraute des Moguls um eine Annäherung an Trumpland.
Während des Präsidentenwechsels und in den ersten Monaten der zweiten Amtszeit von Trump begannen mehrere langjährige Freunde und Verbündete von Combs Kontakt zu einigen Mitarbeitern des Übergangsteams und der Regierung von Trump sowie zu anderen Personen aus dem Umfeld des Präsidenten aufzunehmen.
Dies haben zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen und eine weitere Person, die darüber informiert ist, gegenüber Rolling Stone berichtet. Die Quellen äußerten sich aufgrund der Sensibilität der Situation anonym und unter der Bedingung, dass Rolling Stone keine Namen von Personen nennt, die an diesen geheimen Gesprächen beteiligt sind.
Sean Combs „mag Donald Trump nicht einmal“
„Er ist bereit, alles zu tun, um aus dem Gefängnis zu kommen“, berichtet eine Quelle, die Sean Combs seit einem Jahrzehnt kennt, gegenüber Rolling Stone. „Er war schon immer so. Er wird immer alles tun, was nötig ist, um aus einer Situation herauszukommen.“
„Er mag Donald Trump nicht einmal“, fügen sie hinzu. Die Quellen beschreiben die Gespräche als laufend und vorläufig, wobei eine der mit der Angelegenheit vertrauten Personen sie als „Kontaktaufnahme von Diddy World zum Trump-Team“ charakterisiert. Ein Sprecher von Combs reagierte nicht auf die Bitte von Rolling Stone um eine Stellungnahme, ebenso wenig wie das Weiße Haus.
Für alle Beteiligten ist klar: Menschen, die den Rapper und Produzenten seit Jahren kennen, schmeicheln sich bei Personen ein, die ins Ohr des Präsidenten flüstern. Alles in der Hoffnung, dass dies den Grundstein legt und Kommunikationskanäle auf höchster Ebene schafft, falls das Team Combs um eine Begnadigung oder Strafmilderung bitten muss.
Trump wisse noch von nichts
Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass Trump persönlich von diesen Gesprächen weiß, und der Präsident hat sich öffentlich nicht zu den Strafanzeigen oder der Strafverfolgung gegen Combs geäußert. Aber die wenigen hochrangigen Trump-Vertrauten, die davon wissen, haben angesichts der Schwere der Vorwürfe deutliche Vorbehalte gegen eine mögliche Strafmilderung für Combs geäußert.
Einer von Combs‘ engen Vertrauten hat Erfahrung mit Begnadigungen und Strafmilderungen durch den Präsidenten. Corey Jacobs, ein hochrangiger Berater von Combs und vertrauter Freund aus seiner Jugend, kam aus dem Gefängnis frei, als der damalige Präsident Barack Obama ihn im Dezember 2016 begnadigte. Er hatte eine lebenslange Haftstrafe wegen Drogenvergehen verbüßt.
Das droht Sean Combs
Auch für Combs steht alles auf dem Spiel und er möchte unbedingt aus dem berüchtigten Metropolitan Detention Center in Brooklyn entlassen werden. Er hat einen Antrag auf ein beschleunigtes Verfahren gestellt, einen Vergleich abgelehnt und sich in allen fünf Anklagepunkten vor einem Bundesgericht für nicht schuldig erklärt. Bei einer Verurteilung drohen dem Mogul 15 Jahre bis lebenslange Haft.
Während der privaten Kontaktaufnahme zu Mitgliedern der Trump-Regierung und seinem sozialen Umfeld haben Combs‘ Verbündete versucht, die Strafverfolgung des Rappers in eindeutig trumpistischen Begriffen darzustellen und dabei die republikanische Vision des Präsidenten als Märtyrer und ewiges Opfer zu bedienen.
Ihrer Darstellung zufolge sind er und Trump beide erfolgreiche Geschäftsleute und umstrittene Prominente, die zu Unrecht ins Visier der Bundesbehörden und Staatsanwälte im Southern District of New York geraten sind. Beide mussten sich mit einer Flut von Vorwürfen sexueller Übergriffe auseinandersetzen, die sie jeweils als falsch zurückweisen.
Es gehe um Sean Combs‘ Privatleben
„Der Begriff ‚Deep State‘ fiel ein- oder zweimal“, berichtet eine der mit den Kontaktaufnahmen vertrauten Quellen. „In diesem Fall geht es um das private, persönliche Sexualleben von Sean Combs, das nichts mit seinen legalen Geschäften zu tun hat“, sagte Combs‘ Anwalt Teny Geragos am Montag in seinem Eröffnungsplädoyer. „Die Regierung hat in den privaten Schlafzimmern dieses Mannes nichts zu suchen.“
Die Anhänger von Sean Combs haben auch Regierungsbeamte – darunter einige, die in der Trump-Regierung an Gnadengesuchen beteiligt sind – und ihre anderen Kontakte in der MAGA-Welt daran erinnert, dass der Präsident und der Rapper und Mogul sich seit vielen Jahren kennen.
Trump habe sich öffentlich für Combs‘ Charakter verbürgt. In einem mittlerweile weitverbreiteten Clip aus Trumps NBC-Reality-TV-Show „Celebrity Apprentice“ aus dem Jahr 2012 bezeichnet Trump den Musiker und Produzenten als seinen „Freund“.
„Ich liebe Diddy“, sagt Trump in der Folge von „The Apprentice“. „Sie wissen, dass er ein guter Freund von mir ist; er ist ein guter Kerl“, fügt er hinzu, bevor er die Kandidatin – und ehemalige Künstlerin von Combs – Aubrey O’Day, eine Sängerin von Danity Kane, fragt: „Ist er ein guter Kerl?“
„Ich möchte diese Frage nicht beantworten“, antwortete sie, woraufhin der zukünftige Präsident sagte, dass er „auf jeden Fall für ihn einstehen werde“. (Jahrelang spielte O’Day auf angebliches Fehlverhalten von Combs an. „Die Antwort darauf, was passiert, wenn man nicht tut, was die Führungskräfte wollen? Ich bin der lebende Beweis dafür.“ Auf Instagram deutete O’Day an, dass sie in den kommenden Wochen bei Combs‘ Prozess aussagen wird.)
Sean Combs zeigt sich in der Öffentlichkeit als Fan von Trump
Sean Combs ist ebenfalls ein bekennender Fan von Trump. Im Laufe der Jahre wurde der Immobilienmagnat bei einer Reihe von Combs‘ VIP-Partys und Veranstaltungen in New York City gesehen, darunter auch bei den rauschenden Geburtstagsfeiern des Bad Boy-Gründers. In Combs‘ Song „We Gon‘ Make It“ aus dem Jahr 2006 erwähnt Combs seinen Kollegen. „Ich gebe absurd viel Geld aus, Geld für Privatjets/So viel wie Bill Gates, Donald Trump und Bloomberg“, rappt Combs.
Im Jahr 2015, Monate nach Trumps Start seiner Präsidentschaftskampagne, sagte Sean Combs gegenüber der „Washington Post“: „Donald Trump ist ein Freund von mir, und er arbeitet sehr hart.“ Zwei Monate vor Trumps Sieg im Jahr 2016 sagte der Rapper auf MSNBC: „Ich denke, [die Schwarzen Communitys] wurden während Obamas Präsidentschaft ein wenig benachteiligt“, fügte jedoch hinzu, dass Obama „ausgezeichnete Arbeit geleistet“ habe.
Wie denkt die Trump-Regierung über die Bemühungen?
Einige der Trump-Regierungsbeamten, die von den Bemühungen wissen, scheinen diese nicht ernst zu nehmen. Sie sagen, dass es trotz der bestehenden Beziehung zwischen Trump und Combs ein harter Kampf und ein PR-Albtraum für das Weiße Haus wäre. Combs angesichts der Art der mutmaßlichen Verbrechen, darunter der mutmaßliche Sexhandel mit zwei Ex-Freundinnen erst 2024, zu begnadigen, sei schwierig, so zwei mit der Situation vertraute Quellen.
Allerdings hat Trump immer wieder bewiesen, dass er sehr transaktionsorientiert ist, wenn es darum geht, sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten zu nutzen, um mächtigen, reichen Freunden und prominenten Kollegen Gefälligkeiten zu erweisen.
Manchmal kann eine Begnadigung oder Strafmilderung durch Trump aus den trivialsten Gründen ausgesprochen – oder widerrufen – werden. In den letzten Augenblicken seiner ersten Amtszeit unterschrieb Trump für den engen Freund des Rappers Snoop Dogg und Death-Row-Records-Gründungsmitglied Michael „Harry-O“ Harris die Begnadigung. Wie Rolling Stone Anfang letzten Jahres enthüllte, wurden die Bemühungen um eine Begnadigung beinahe von einem wütenden Trump zunichtegemacht, als der scheidende Präsident zu der Annahme verleitet wurde, dass Snoop Dogg ihn immer noch hasste. (Trump gab nach, nachdem Harris‘ Verbündete sich bemühten, Trump Dokumentaraufnahmen zu zeigen, die belegten, dass Snoop ihn nicht mehr verabscheute.)
Lil Wayne und Donald Trump
Am Ende seiner ersten Amtszeit, im Schatten der tödlichen Unruhen im Kapitol am 6. Januar und auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise, begnadigte Trump auch den Rapper Lil Wayne. Dies geschah unter anderem, weil er ihn für nett und einen politischen Unterstützer hielt.
Rolling Stone hat kürzlich eine Titelgeschichte über Lil Wayne veröffentlicht, in der der Rap-Künstler auch über seine Interaktion mit Trump sprach. Daraufhin beschwerten sich mehrere ehemalige Beamte aus Trumps erster Regierung bei diesem Magazin, dass Lil Wayne undankbar sei und er Trump und seine Berater, wie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, dazu gebracht habe, ihm zu helfen.
Dieser Artikel wurde von Kristina Baum aus dem Englischen übersetzt und angepasst. Das Original finden Sie hier.