Kommentar

Ein Sommer ohne Festivals

Nach dem Beschluss bis Ende August keine Großveranstaltungen zu erlauben, steht die Konzert- und Festival-Szene vor großen Herausforderungen. Es bleiben viele Fragen.

Jetzt ist es bittere Gewissheit: Zusammen mit den am Mittwoch (15. April) geschlossenen Vereinbarungen zu einer langsamen Öffnung des Corona-Lockdowns ging der Daumen für „Großveranstaltungen“ nach unten.

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Keine umfangreichen Konzerte, Volks- oder Stadtfeste bis Ende August 2020. Es gab dazu zwar keine Zahlenangaben, was „groß“ bedeutet. Doch die Konsequenz ist klar. Der Festival-Sommer 2020 fällt aus. Eher mehr als weniger.

Deutsche Festivalbetreiber lange Zeit zurückhaltend

„Es ist selbstverständlich, dass uns diese Absagen genauso wie die bislang noch nie dagewesene Gesamtsituation sehr traurig stimmen, auch wenn wir die politische Entscheidung zum Schutz der Bevölkerung uneingeschränkt unterstützen. Unser gesamtes Team hat gemeinsam mit unzähligen Beteiligten und regionalen Partnern lange auf den Festivalsommer hingearbeitet und ist genauso enttäuscht wie unsere Gäste“, sagt Folkert Koopmanns in einer ersten Stellungnahme.

Der Chef der Hamburger Konzertagenur FKP Scorpio ist als Veranstalter der Festivals Elbjazz, Limestone, Hurricane, Southside, Deichbrand, Highfield oder M’era Luna von diesem Verbot vielfach betroffen.

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Auch andere weithin bekannte Meilensteine des Musiksommers wie Rock am Ring, Melt, Wacken oder Palookaville werden nun das offizielle Aus erklären müssen. Während es aus diversen europäischen Ländern bereits dutzende Absagen gab, war in Deutschland nur das alternative Techno- und Rave-Meeting Fusion in Mecklenburg-Vorpommern den Weg der selbstständigen Absage gegangen. Nun haben auch alle anderen Veranstalter Rechtssicherheit. Mit fatalen Konsequenzen.

Jetzt muss Solidarität gezeigt werden!

Dazu Stephan Thanscheidt von FKP Scorpio (die auch den ROLLING STONE Beach veranstalten): „Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie dagewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen. Jetzt ist es wichtig, Solidarität zu zeigen, denn die Gesundheit von uns allen ist das Wichtigste. Unsere Gäste können sich sicher sein, dass wir sie schnellstmöglich und umfassend über weitere Schritte informieren werden.“

In der Tat bleiben nun viele Fragen. Angefangen von der Rückerstattung der Tickets oder die mögliche Umwandlung in einen Gutschein bis hin zur Auflösung von hunderten Verträgen mit Bands, Technikern, Gastronomen und andere Dienstleistern.

Vor dem Hintergrund komplett wegbrechender Umsätze fallen nun gleichwohl sehr viele wenig angenehme Aufgaben an. Statt Musik-Events möglich zu machen, müssen nun Musik- und andere Events abgewickelt, umgeplant oder ins nächste Jahr gerettet werden. Keine schönen Aussichten. Gleichzeit setzt diese Situation nun auch neue Energien frei. Nach dem Motto: The show must go on, irgendwie!

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Was die Großveranstaltungs-Regelung nun für kleine und mittlere Konzerte bedeutet, wird sich erst in den nächsten Tagen und Wochen klären. Aber selbst „kleine“, eher dezent ablaufenden Festivals wie das in Haldern sind wohl von den neuen Bestimmungen betroffen.

Das Haldern-Pop-Team hatte bereits vorsorglich den Ticketverkauf ausgesetzt. Nun ist man auch am Niederrhein mit der neuen Wirklichkeit konfrontiert. Haarige Zeiten für MusikerInnen und das gesamte vielfältige kleinteilige Ökosystem rund um die Popmusik.

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