Springsteen-Autobiografie: Hals-OP, Kampf mit Depressionen – und neue Musik

Die Musik-Legende packt aus – und spricht über die schwierige Beziehung zu seinem Vater, seine Familiengeschichte voll psychischer Krankheiten und Zukunftspläne

Bruce Springsteen gewährt erneut Einblick in seine Autobiografie „Born to Run“, die am 27. September erscheint. In einem Interview mit „Vanity Fair“ hat er offen über seine früheren Depressionen, die belastete Beziehung zu seinem Vater und eine nervenaufreibende Hals-Operation gesprochen.

Der „Boss“ räumte ein, dass das Buch eine Möglichkeit für ihn war, „dorthin zu gehen… die Wurzeln meiner eigenen Probleme und Themen zu finden – und die freudigen Dinge, die mir erlaubt haben, die Art von Shows aufzuführen, die wir aufgeführt haben.“

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Der 66-Jährige berichtet von seinem Kampf mit den Depressionen. In der Autobiografie schreibt er über eine düstere Phase, die sich zwischen seinem 60. und 64. Lebensjahr immer wiederkehrend wie ein Schleier um sein Leben gelegt hat.

Ein Auto voller Dämonen aus der Vergangenheit

„Einer der Gründe, warum ich das Buch mache, ist: Wer und wo auch immer du gewesen bist, es verlässt dich nie“, sagt er. „Ich stelle es mit immer vor wie ein Auto. Alle deine Selbstanteile sind darin. Und ein neues Selbst kann einsteigen, aber die alten können niemals heraus. Das Wichtige ist, wer seine Hände am Steuer hat, in welchem Moment?“

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Gleichermaßen bestätigt Springsteen die Schwierigkeiten, aus eigener Kraft mit einer klinischen Depression zu leben, während er sich gleichzeitig mit der Angst herumplagt, dass er möglicherweise immer leiden wird wie auch sein Vater, Doug Springsteen. Der Sänger sagt, sein Vater sei „ein wenig wie eine Bukowski-Figur“, ein Schulabbrecher, der trank, keinen Job halten konnte und sich oft mit seinem Sohn anfeindete – oder sich komplett zurückzog.

Vergebliche Vaterliebe und brüchige Stimmen

„Du kennst nicht die Parameter der Krankheit“, sagt Springsteen über seine Familiengeschichte, die von psychischen Krankheiten durchzogen ist. „Kann ich krank genug werden, um noch sehr viel mehr wie mein Vater zu werden, als ich jemals dachte?“

Während „Born to Run“ auch einen Moment einer Beinah-Versöhnung zwischen Springsteen und seinem Vater abdeckt, gab der Musiker zu, noch niemals ein klares „Ich liebe dich“ von Doug gehört zu haben. „Das Beste, was du kriegen konntest, war: ‚Lieb’ dich, Paps’ – ‚Äh, ich dich auch’. Sogar, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte und weinte, war da nach wie vor nur: ‚Ich dich auch’. Du konntest seine Stimme brechen hören, aber er hat die Worte nicht herausbekommen.“

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Inmitten des Kampfes gegen die Seelenleiden und seines außergewöhnlichen Engagements für Tourneen und Marathon-Live-Shows, eröffnete Springsteen außerdem, dass er sich einer Operation unterzogen hat. Vor drei Jahren ließ er einen Eingriff vornehmen, weil seine linke Körperhälfte chronisch taub war und ihn beim Gitarrenspielen hinderte. Das Problem war eine verletzte Scheibe in seinem Hals.

Der Sänger musste sich den Hals aufschneiden lassen und die Stimmbänder vorübergehend zur Seite abbinden lassen, sodass die Ärzte die Ersatzscheiben einsetzen können. Springsteen konnte drei Monate lang nach dem Eingriff nicht singen. „Ein bisschen nervenaufreibend“, sagt der Musiker über den Eingriff. „Aber es ist sehr erfolgreich für mich verlaufen.“

Bruce Springsteen live in Oakland 1985
Bruce Springsteen live in Oakland 1985

Trotz der Operation denkt der „Boss“ nicht daran, mit dem Touren oder der Musik aufzuhören, obwohl er einräumt, dass es eine „endliche Menge an Zeit gibt, in der ich weitermachen werde mit dem, was ich tue.“ Zunächst einmal wird er jedoch die River Tour noch in diesem Monat fortsetzen. Außerdem wird er eine Handvoll Shows spielen, die die Veröffentlichung seiner Autobiografie begleiten. Und es gibt gute Neuigkeiten für Fans: Springsteen hofft, sein neues Album 2017 herauszubringen. Die Platte sei sogar schon fertig, bestätigt er, jedoch wurde die Veröffentlichung verschoben, damit er sich auf das Touren und Schreiben konzentrieren könne. Es wird das erste neue Material seit „Wrecking Ball“ von 2012 sein.

„Es ist eine Solo-Platte, mehr eine Singer/Songwriter-Platte“, sagt er und vergleicht die Arbeit mit der Kollaboration von Jimmy Webb und Glen Campbell aus den 60er-Jahren. „Pop-Platten mit vielen Streichern und Instrumentierung. Das Album ist also etwas in diesem Stil.“

Vier Tage vor der Veröffentlichung der 672 Seiten starken Autobiografie „Born to Run“ bringt Springsteen das Album „Chapter and Verse“ heraus, das 18 von Springsteen ausgewählte Lieder enthält, die Themen und Kapitel des Buches widerspiegeln – fünf davon sind bisher unveröffentlichte Songs, einer davon sogar Springsteens früheste Aufnahme von 1966.

Hier können Sie den Trailer zu „Chapter and Verse“ anschauen:

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Clayton Call Redferns/Getty
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