„The Smashing Machine“ könnte etwas mehr Smash vertragen
Benny Safdies „The Smashing Machine“ mit Dwayne Johnson ist ein ruhiges MMA-Biopic – sensibel, aber oft zu spannungsarm.
Bei einem Titel wie „The Smashing Machine“ erwartet man von Benny Safdies erstem Solo-Regiewerk ein brutales, mitreißendes Filmerlebnis. Der Film basiert auf der gleichnamigen Doku von 2002 über das Leben von Mark Kerr, einem der ersten amerikanischen Stars des Mixed Martial Arts. Doch anstatt ein intensives Porträt des Schweißes und der Härte des MMA zu zeichnen, wirkt „The Smashing Machine“ nachdenklich, fast schwebend. Es sticht weniger, als dass es fließt.
Dwayne Johnsons stille Zurückhaltung
Das ist durchaus eine willkommene Abwechslung, da Filme über Profikämpfer meist auf Härte und Pathos setzen. Zwar gibt es reichlich Blut und Schmutz, doch Safdie fängt all das mit leichter Hand ein. Er zeigt die aufgepumpten Kämpfer als einfache Männer, die versuchen, etwas aus sich zu machen. Heraus kommt ein überraschend freundlicher Film, der einlädt, wo man eigentlich Abstoßung erwarten würde. Allerdings liegt zwischen zurückhaltend und unterkocht ein schmaler Grat – und Safdie überschreitet ihn oft. Sein Film köchelt so leise dahin, dass man sich fragt, ob der Herd überhaupt eingeschaltet ist.
Mark Kerr wird gespielt von Dwayne Johnson, dem früheren Wrestler und Action-Comedy-Star. Im Vorfeld wurde das Projekt als Chance angepriesen, Johnsons dramatische Seite zu entdecken – vielleicht sogar mit Oscar-Ambitionen. Doch Safdie verzichtet bewusst auf große „Oscar-Clips“ und lässt Johnson leise, kontrolliert spielen. Statt auf lautes Pathos setzt er auf einfühlsame Nuancen und entwickelt Johnsons vertrautes „sanfter Riese“-Image weiter.
Johnson wirkt dabei weniger wie der glatte PR-Profi, als den man von ihm kennt, sondern zeigt eine subtile Verletzlichkeit. Der Film legt frei, was bei Kerr echt ist – und was nicht. Johnsons Leistung ist zurückgenommen, bescheiden, und gerade dadurch beeindruckend.
Traumhafte Bilder statt harter Spannung
Safdie baut die passende Umgebung dafür: Die Handlung fließt in träumerischen Bildern dahin, folgt Kerr rund um den Globus und in sein Privatleben, wechselt zwischen Oktagon und Alltag. Nala Sinephros jazzig-verspielter Soundtrack verstärkt diesen Schwebezustand – bis hin zur Schläfrigkeit. Oft wird man eingelullt, wo eigentlich Spannung angebracht wäre.
Die großen Themen – Kerrs Drogenprobleme, seine schwierige Beziehung – werden gezeigt, doch selten greifbar gemacht. Die Leidenschaft für seinen Sport bleibt Behauptung statt Erfahrung. Wer auf ein modernes „Rocky“-Spektakel gehofft hat, wird enttäuscht.
Ein nüchterner Blick auf MMA
Safdie romantisiert den Sport nicht. MMA in den späten Neunzigern erscheint als rohes Aufeinanderprallen von Körpern, in schmucklosen Umkleiden und schlichten Hinterräumen. Gerade diese Nüchternheit übt einen eigenen Reiz aus – der Alltag der Kämpfer wirkt wie ein Job, nur dass hier riesige Gladiatoren durch die Flure streifen.
Zur Authentizität tragen echte Kämpfer bei: Ryan Bader als Kerr-Kollege Mark Coleman, Bas Rutten als er selbst. Beide strahlen Glaubwürdigkeit und Kameradschaft aus und nehmen Johnson – und das Publikum – mit in ihre Welt. Emily Blunt als Kerrs Freundin Dawn Staples fügt sich ebenfalls erstaunlich unauffällig ein, spiegelt Johnsons Ruhe und Intensität. Selbst in einer eskalierenden Streit-Szene bleibt die Spannung gedämpft.
Ein Film ohne Feuerwerk – bis zum Ende
Gerade diese Sanftheit ist zugleich Stärke und Schwäche des Films. Oft fragt man sich, warum diese Geschichte überhaupt als Spielfilm erzählt werden muss. Erst am Ende findet Safdie den emotionalen Höhepunkt: ein stilles, bewegendes Bild von Kerr, der über Siege, Niederlagen und den Preis seines Traums nachdenkt.
Dabei denkt man unweigerlich auch an Johnson selbst: den Star, der nach vielen Erfolgen zuletzt Rückschläge hinnehmen musste. Vielleicht ist „The Smashing Machine“ für ihn auch ein stilles Eingeständnis, dass Niederlagen keine Endstation sind, sondern Teil des Weges.
Am Ende bleibt ein Sportdrama, das schwer zu lieben ist – weil es wenig Halt bietet –, das aber dennoch berührt. Safdie zeigt, dass Sportfilme nicht immer von Triumph und Tragödie leben müssen, sondern auch von den Zwischenräumen, in denen das echte Leben stattfindet.