The Who und „Live At The Oval 1971“: Ungeschönter geht nicht

Das rohe Live-Dokument von einem Benefiz-Event. ROLLING STONE zeigt Archiv-Bilder des Gigs.

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Als Pete Townshend, Roger Daltrey, John Entwistle und Keith Moon am 18. September 1971 auf einer Tribüne des Oval Cricket Ground in Südlondon Aufstellung nahmen, hatten die ca. 40.000 im Publikum schon zehn Stunden Musik hinter sich, unter anderem von The Faces, Mott The Hoople und Lindisfarne.

Augenzeugenberichten zufolge krönten The Who den Benefiz-Gig für die Hungerleidenden von Bangladesch mit einer alles Vorangegangene pulverisierenden Performance. Im Gegensatz zu davon kursierenden Bootlegs vermag dieser Mischpult-Mitschnitt das glaubhaft zu vermitteln.

The Who nur kurz nach „Who’s Next“

Die LP „Who’s Next“ war gerade erst einen Monat alt, Songs wie „Behind Blue Eyes“, „Won’t Get Fooled Again“ und „Bargain“ (kein „Baba O’Riley“) wirken dementsprechend aufgeregt und frisch, insbesondere Townshends nahtlos zwischen Funk, Psychedelic und Hard Rock changierende Improvisation am Ende von Entwistles „My Wife“.

Das kurze „Tommy“- Segment („Pinball Wizard“, „See Me, Feel Me“) klingt immer noch inspiriert, nicht ganz so die etwas routiniert abgefertigten Oldies „I Can’t Explain“ und „Substitute“.

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Überraschender Höhepunkt ist hier aber eine mitreißende Version von Marvin Gayes „Baby Don’t You Do It“, ein aus „My Generation“ herauswachsendes „Naked Eye“ und einer der allerbesten Live-Takes von „Magic Bus“ (knackiger als im Vorjahr in Leeds), beendet vom dumpfen Aufschlag einer Gibson SG auf den Bühnenbrettern und Keith Moons Demontage seines Schlagzeugs.

Ein ungeschöntes Dokument samt Kabelbrummen und zeitweilig verstimmter (aber fliegend nachgestimmter) Gitarre, wie man es sich in Zeiten der KI wünscht. Umso bedauernswerter, dass einer solchen offenbar die Covergestaltung anvertraut wurde. Dafür ein Stern Abzug.