There She Goes – The La’s

Das Elixier guten Songwritings: Bei „There She Goes“ holpern sich eine Ohrwurm-Melodie, ein fröhlicher Rhythmus und ein unkomplizierter Text in die Herzen Englands. Keine Strophe, kein Spannungsbogen – nur eine Hookline mit gefährlich spitzen Widerhaken, um die sich das ganze Zweieinhalb-Minuten-Spektakel schlängelt. Dazu streuen ein bisschen Byrds-Gitarre, etwas Beatles-Flair und Schellen-Geschepper bunte Smarties auf das leckerste Törtchen der La’s, und schwupps stecken die Liverpooler auf Platz 13 der UK-Singlecharts und treten im großen Amerika bei Letterman auf. So die Version für Häkeltanten. In Wahrheit nämlich schafft „There She Goes“ erst im zweiten Anlauf 1990 den Durchbruch, nachdem es bei seiner Erstveröffentlichung zwei Jahre zuvor kein Büschel Beilagenpetersilie vom Teller gezogen hat. Schlimmer noch: Der ach so romantische Text soll gar nichts mit Weibchen und Herzschmerz zu tun haben, sondern zweideutige Bilder über Drogen malen. „There she goes again – racing through my brain – pulsing through my vein – no one eise can heal my pain“ und weitere Passagen werden mit Heroinkonsum in Verbindung gebracht. Ein Gerücht, das die Band so selten kommentiert wie dementiert. Moral egal: Für The La’s bleibt „There She Goes“ die Visitenkarte mit Goldrändchen, die ein markantes Stück Insel-Musik darstellt und noch einige Jahre später u.a. von Sixpence None The Richer und Robbie Williams gecovert wird. Für den Rest der Musikwelt nimmt dieser Song jedoch eine wesentlich wichtigere Rolle ein: Denn The La’s tragen 1990 einen großen Teil dazu bei, den kommenden britischen Pop der neunziger Jahre mit seiner Vergangenheit zu verbinden, indem sie Zeitgefühl sowie Hit-orientiertes Songwriting mit traditionell englischer Instrumentierung, Klangästhetik und Optik verkleben. Die Mofahelm-Frisur von Sänger Lee Mavers zum Beispiel hätte übergangslos sowohl in die Zeit der Beatles als auch die Paul Wellers gepasst und findet sich wenig später bei zwei brummigen Brüdern aus Manchester wieder. The La’s (1990)

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