Um nicht permanent durchzudrehen, lautet das Supergrass-Rezept gegen drohenden Wahnsinn: Lachen! Gutes Gras hilft dabei

„Demokratie ist Diskussion.“ Der kritische Realist Tomas Garrigue Masaryk sah es schon im vorigen Jahrhundert ein, Supergrass leiden heute noch darunter. Oder haben sie Spaß daran? Es ist wohl ein gemischtes Gefühl, wie so vieles bei dieser Band. Alben bekommen sie bei allen Uneinigkeiten immerhin relativ schnell zustande, gute noch dazu. Das dritte der Briten heißt schlicht „Supergrass“ – oder laut Drummer Danny Goffey: ,“The X-Ray Album‘, aber das steht nicht drauf.“ Uneitel stellt Bassist Mick Quinn zum Inhalt fest: „Nicht besser als die beiden anderen Platten, nur anders.“ Sänger und Gitarrist Gaz Coombes widerspricht ihm gleich mal ganz zaghaft: „Aber ein bisschen größer klingt es schon.“

Die erste Single „Pumping On Your Stereo“ ließ jedenfalls bereits ein paar Sicherungen durchbrennen, die nachfolgende Nummer „Moving“ geht fast schon als Klassiker durch. Mick meint, „die erinnert natürlich an die Beatles. Es ist sicher einer der interessantesten Songs, die wir je gemacht haben – drei Teile, die erst gar nicht zusammen passten, und dann perfekt.“ Doch auch dieses Lied verfehlt sein ewiges Ziel: „Das wird wieder mal keine Celine-Dion-Fans ansprechen.“ Danny ist darüber sehr froh, Mick runzelt die Stirn. Gaz vermittelt: „Wir haben eben unseren eigenen Stil.“ Ach nee. Mick: „Wie soll der denn sein?“ – „Naja… “ – „O.K., deine Stimme erkennt man immer wieder, aber sonst nichts.“ – „Doch, ich finde schon.“ – „Das ist dann ja langweilig. Das müssen wir ändern. Ich fand uns gerade deshalb stark, weil wir wie alle möglichen Bands klingen können…“ – „…aber trotzdem Supergrass blieben.“ – „Meinetwegen. Ich nehm‘ jetzt mal ’nen Zug.“ So enden die meisten Diskussionen des Trios: Einer zündet sich ’nen Joint an, und das war’s.

Was auch passiert, eins geht Supergrass einfach nicht verloren: ihr Humor. Das unbekümmerte Debüt „I Should Coco“ platzierte Supergrass ’95 „mitten ins Rampenlicht dieses albernen Geschäfts“, das sie ’97 gleich im Titel „In It For The Money“ hochnahmen. Gaz kann sich kaputtlachen darüber, dass Menschen über seine Koteletten oder Klamotten reden: „So viel Aufmerksamkeit kann dich aber verrückt machen. Darum handeln wohl die meisten unserer Songs vom geistigen Gesundheitszustand. Wir bemühen uns ständig, nicht durchzudrehen.“

Sein Rezept gegen den drohenden Wahnsinn: Lachen. Mick ist mal ausnahmsweise derselben Meinung: „Es ist immer eine gute Verteidigungsstrategie, wenn man zuerst über sich selbst lacht und dann über andere. Andererseits kann Humor auch gegen einen verwendet werden. Wir nehmen uns zwar nicht so ernst, unsere Musik hingegen schon sehr, und das wird leider von den Lachern oft vergessen.“

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