Unsterbliche Lieder: fünf bewegende Alben über den Tod

Wenn Musiker sich intensiv mit der Vergänglichkeit auseinandersetzten entstanden oft unsterbliche Alben - mal verzweifelt wie bei The Antlers oder Sufjan Stevens, mal kathartisch wie bei Arcade Fire oder Lou Reed.

Sufjan Stevens – „Carrie & Lowell“ (2015)

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2012 verstarb Sufjan Stevens Mutter Carrie, das ihr und seinem Stiefvater gewidmete Album „Carrie & Lowell“ dreht sich um ihren körperlichen Verfall, die Erinnerung an eine schwierige Kindheit sowie die Leere, die ihr Tod in seinem Leben hinterlassen hat. Songtitel wie „Death With Dignity“ oder „Drawn To The Blood“ sprechen Bände.

Dialog mit einer sich verflüchtigenden Seele

Das traurigstes Lied und Herzstück des Albums ist „4th of July“, ein Dialog am Krankenbett mit Carries sich verflüchtigender Seele. „It was night when you died, my firefly/ What could I have said to raise you from the dead?“ fragt Stevens. Seine Mutter antwortet, ein kalter Geist aus dem Jenseits: „Did you get enough love, my little dove/ Why do you cry?/ And I’m sorry I left, but it was for the best/ Though it never felt right“.

Ohne Hemmungen zeigt sich Stevens in seinem zerbrechlichsten Zustand, zurückgeworfen auf  kindliche Urängste des Verlassenwerdens. Umso trauriger dass „We’re all gonna die“ offenbar die einzigen tröstlichen Worte sind, die ein Erwachsener (seine Mutter) einem anderen Erwachsenen (ihm) am Ende zu geben weiß.

Auf einen Rockzipfel getupfte Tränen

„Carrie & Lowell“ ist ein erschütterndes Album über Trauer, Trauer die sich langsam anschleicht. „Es gab Zeiten, da habe ich einfach ohne viele Emotionen gearbeitet, und dann gab es wieder plötzlich Momente, in denen mich banale Dinge wie eine tote Taube auf dem Bahngleis in tiefste Traurigkeit stürzen konnten“, sagte Stevens vorab zur Veröffentlichung in einem Interview.

Die Musik klingt flüchtig und introvertiert, jeder Song ist eine an den Rockzipfel getupfte Träne. Im Booklet teilte Stevens sogar Kinderfotos von sich, ein kleiner Junge am Küchentisch, mit großen Augen und einer Banane in der Faust.

„Wie soll ich von nun an mit deinem Geist zusammen leben?“ fragt er in „The Only Thing“ und meint dabei offenbar auch dieses hoffnungsfrohe Kind, das er einmal war. Der Tod der Eltern ist das Ende der Kindheit – ein Allgemeinplatz, und doch wahr, wie man hier in schmerzhafter Unmittelbarkeit erfährt.

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