VOODOO AUS SAARBRÜCKEN

Die Albumcharts des Sommers müssen eine Deutsch-Poeten-Offensive verarbeiten: Von Tim Bendzko („Am seidenen Faden“) über Sportfreunde Stiller (die sich mit „New York, Rio, Rosenheim“ auch in diese Liga gespielt haben) bis zum „Projekt Seerosenteich“ des Ludwigsburger Edel-Chansonniers Philipp Poisel. Das Erwachsenenradio flankiert diese massentauglichen Innerlichkeits-Trips mit „Verschollenes Tier“ der Hamburger Liedermacherin Cäthe. Kleine Textprobe: „Was nutzt all die Liebesgunst, eingefangen vom Wahnsinn der Vernunft. – Nur schade um die Tränen, den Mund voll Erde singe ich: Mein Lied auf den Krieg, und auf die, die wissen, wie man liebt.“ Nun ja, „unvergleichliche Intimität“ heißt so was dann in Cäthes Infozettel. Das tonträgerkaufende, downloadende Volk schwört dagegen weiterhin auf härteren Stoff und außerirdischen Mummenschanz: Das Album „D.N.A.“ des Saarbrücker Rap-Duos Genetikk steigt auf Platz eins -und beschert dem Saarland 31 Jahre nach Nicoles „Ein bisschen Frieden“ erstmals wieder eine Spitzenposition im Musikbiz. Statt auf Rüschenbluse und Pazifisten-Klampfe setzen die Rap-Schamanen Karuzo und Sikk auf Voodoo-Masken zur Kriegsbemalung. Ein wenig außerirdisches Geschwurbel dazu -und fertig ist die „D.N.A.“; was übrigens „Da Nutbreaker Aliens“ bedeutet. Da müssen sich die Pyramiden-Köpfe von Deichkind nach ihrer Auszeit etwas einfallen lassen, um weiterhin aufzufallen. Vielleicht mal unverkleidet?

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