Westcoast im tiefen Schwaben

DIE GESCHICHTE beginnt Mitte der Neunziger im Plattenladen von Dario in Ludwigsburg. Tip Top Daddy hieß der, benannt nach einem Song von Charlie Feathers. Jedenfalls war das der Hang-Out meiner älteren Kumpels, die sich alle im Musik-, Band-oder Kunstumfeld bewegten. Ich stamme ja aus dem kleinen schwäbischen Ort Freudental, und dieser Laden war unser Treffpunkt, der nebenbei für meine musikalische Geschmacksbildung sorgte. Dort stieß ich auf „Forever Changes“ von Love. Die Platte lief damals dort, und ich war wie gebannt von Arthur Lees Songs. Ich habe sie als Secondhand-Vinyl gekauft und auf der elterlichen Stereoanlage, die sonst eher für Klassik reserviert war, rauf-und runter gehört. Darum kann ich auch keinen Lieblingssong nennen. Ich finde sie einfach als Gesamtwerk toll. Ein Jahr später wurde „Forever Changes“ sogar zu meiner Liebeskummer-Scheibe. Das verbindet natürlich. Jahre später habe ich mir Arthur Lee mit seiner jungen Begleitband im Berliner Club Quasimodo angeschaut. Mittlerweile kannte ich die Geschichte dieser eher tragischen Westcoast-Band der frühen Siebziger und war glücklich, diesen unfreiwilligen Helden meiner späten Teenagerzeit noch einmal live erleben zu können. Ich habe immer alles durcheinander gehört -von Slayer und Nirvana bis zu Stereolab. Auch Ween fand ich toll. Ich wollte halt die Guten aus allen Styles kennen und bin dann bei diesen barocken Melodien von Love hängen geblieben. Aber ich habe das nicht so wissenschaftlich betrieben wie die Jungs. Eher nach Gefallen und Bauchgefühl.

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