Wilco

Bowery Ballroom, NYC

Wer außer Jeff Tweedy dächte wohl ausgerechnet in New Yorks Bowery ans Landleben? Wer sonst ließe zu Hi-Hat und Rumba-Rassel und nichts weiter die Songs des Woody Guthrie hoch leben? Und wer würde dann die Gitarre mit diabolischem Grinsen zum Feedback an die Amps bitten und plötzlich im Licht stehen wie ZZ Top zu besten Zeiten, aber ohne Bart? „Ladies and Gentlemen, we’re Wilco, and we’re happy to be here!“ Und wir erst!

Mit erst ungläubigem, dann arrogantem Blick hatten wir die Verlautbarungen der Company verfolgt, die uns wieder einmal eine Kultband annoncieren wollte, und nun das. Als wären Petty, Young, Dylan noch nicht genug der Archäologen in der Rock-Historie! Fluch all ihren Epigonen, doch Tweedy ist gar keiner. Der kann in ein und dem selben Song more beautiful and much more dirty als Lynyrd Skynyrd tönen. Das hat Format, hat Stil und Klasse.

„Does humour belong to music?“, fragt er plötzlich, was eine echt saublöde Frage ist. Denn die stellt man bevor und nicht nachdem ein Song, den irgendwie keiner und doch irgendwie auch jeder schon zu kennen scheint, so anfängt wie „Sweet Hitch Hiker“ und aufhört wie ein Beben im Heavy-Metal-Lager. Ihren Alben, dem schöngeistigen Pop und der lakonischen Attitüde, so lästern Kritiker, mögen Wilco auf keiner Bühne trauen. Das stimmt und ist doch gar nicht schade. Wer sich daran gewöhnt hat, seine liebsten CDs im Konzertsaal zu hören, ist hier völlig fehl am Platze, Gott sei Dank.

Ob denn wohl jemand Lust habe, schon jetzt einen Song vom nächsten Album zu hören, fragt Tweedy, und er wartet gar nicht erst auf eine Antwort… „I’m The Man Who Loves You“ – wir ihn auch und ja sowieso. Vorfreude. Gleich doppelt, denn nun kommt „Ashes Of American Flags“, zwingt uns zum Yeah, und beinahe wären wir von der Galerie gefallen.

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