Xavier Naidoo: Gott will nicht, dass ich Autogramme gebe

Schon 1999 schwebte der Mannheimer Sänger über den Dingen. Seine für den Sommer geplante Konzertreihe wird begleitet von Protesten

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der erste Live-Termin 2022 von Xavier Naidoo in spirituellem Ambiente stattfindet. „Monumentales Kloster mit prächtigem Bibliothekssaal“ sagt die offizielle Präsentation über das Kloster Wiblingen am Rande von Ulm. Auf dem dortigen Freigelände wird Naidoo, der sich stets im Dialog mit Gott wähnt, am 18. Juni seine Konzertreihe „Hin und Weg“ mit acht Stationen starten. Wenn alles so läuft, wie von seiner Agentur geplant.

Vielerorts, wie etwa in Füssen oder Rostock, formieren sich Proteste gegen die Auftritte des Mannheimer Musikers, der im Zuge der Pandemie immer abgedrehter auf Social Media auftrat. Im Allgäu hat die örtliche Tageszeitung ein Petitions-Forum aufgesetzt, an dem sich bislang 8.000 Menschen beteiligt haben. Nun tauchte auf Twitter eine Fundstelle aus dem Jahr 1999 auf, eine alte Ausgabe der Bravo mit jugendlich-frischem Foto unter der Überschrift: „Xavier Naidoo: Gläubig oder durchgeknallt?“.

Der Text handelt davon, dass es Naidoo sich einem gängigen Fan-Ritual verweigert hatte. Der Grund: „Gott will nicht, dass ich Autogramme gebe“. Dem damals 28jährigen wird „Lustlosigkeit“ oder „Arroganz“ unterstellt. Der wiederum kontert mit höheren Mächten. Schon damals ist Naidoos Argumentation eine Mischung aus schräger Komödie und verschwörerischer Erleuchtung.

Ob Naidoos Weigerung eine echte Maßgabe oder nur eine Schrulle gegenüber dem Teenie-Magazin war, lässt sich nicht mehr feststellen. Fakt ist, dass es aus jener Zeit diverse Naidoo-Autogramm-Objekte gibt und seine damalige Plattenfirma auch eine offizielle Autogramm-Adresse hatte. Zuweilen hat er Gottes Worte auch mal alternativ interpretiert. Für die Entdeckerin des Bravo-Fundstücks ist jedenfalls klar: „Die Frage oben (Gläubig oder durchgeknallt) hat sich mittlerweile beantwortet“.

Bei Naidoo selbst, der mittlerweile offenbar in Spanien lebt, herrscht aktuell Funkstille. Im Hinblick auf seine wirtschaftliche Basis, welche die Open-Air-Konzerte im Sommer nach zweijähriger Konzertpause zweifellos darstellen, taucht die Frage auf, ob er seine Verschwörer-Statements vorerst einstellt. Schließlich haben viele Fans Karten gekauft, die ihren alten Xavier hören wollen. Doch ein Weg dorthin, ist kaum vorstellbar. Benjamin Sahler jedenfalls, Theaterleiter am Festspielhaus Füssen wird auf Allgäu Online zitiert: „Stand heute würde das Festspielhaus ein Konzert von Xavier Naidoo auf seinem Gelände nicht mehr zulassen und distanziert sich in aller Form von dessen politischen Äußerungen.“

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