„Zerschlagt die kommunistische Linke“: Wie Charlie Kirks Ermordung einen rechten Feuersturm entfachte

Nach dem Mord an Charlie Kirk eskaliert die Rhetorik der Rechten – Trump, Influencer und Extremisten rufen zur Vergeltung.

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Die Ermordung des MAGA-Aktivisten Charlie Kirk auf einem Universitätscampus in Utah hat auf der Rechten eine Welle der Wut entfacht. Viele Politiker und Influencer attackieren „die Linke“. Andere rufen offen zur Vergeltung auf und warnen gar vor einem „Bürgerkrieg“.

Trumps Rhetorik und erste Reaktionen

Kurz nachdem Kirks Tod am Mittwoch bestätigt worden war, hielt Präsident Donald Trump im Oval Office eine Ansprache. Ohne Beweise präsentierte er Kirks Ermordung als Tat der „radikalen Linken“. Er geißelte Kritiker, die „wunderbare Amerikaner wie Charlie mit Nazis und den schlimmsten Mördern und Kriminellen der Welt“ verglichen hätten.

Trump erklärte, solche Rhetorik sei „direkt verantwortlich für den Terrorismus, den wir heute in unserem Land sehen“. Er versprach, „jeden Einzelnen, der zu dieser Gräueltat beigetragen hat“ zur Rechenschaft zu ziehen, ebenso wie jene, „die gegen unsere Ordnungskräfte vorgehen“. Er schloss mit der Warnung, dass „radikale linke politische Gewalt… zu viele unschuldige Menschen verletzt und zu viele Leben gekostet hat“.

Matt Walsh, ein rechter Podcaster wie Kirk, schrieb am Mittwoch auf X: „Die gesamte Rechte muss zusammenstehen. Wir stehen dämonischen Kräften aus der Hölle gegenüber.“ Am Donnerstag legte er nach: „Ich bin noch wütender aufgewacht.“ Er wies Versöhnungsrufe zurück: „Sie wollen uns tot sehen. Sie töten uns. Jetzt ist nicht die Zeit für Kumbaya.“

Auch Waffenlobbyisten verschärften den Ton. Der Präsident der American Firearms Association verschickte eine Mail: „Charlie Kirk gab sein Leben im Kampf für die Freiheit… Mögen wir alle beschließen, die kommunistische Linke ohne Reue zu zerschlagen.“

Radikalisierung in sozialen Medien

Rechtsaußen-Aktivistin Laura Loomer verband Kirks Tod mit der Ermordung der ukrainischen Immigrantin Iryna Zarutska: „Zwischen dem Video von Iryna und dem von Charlie, beide verblutend am Hals, war dies eine sehr radikalisierende Woche.“

Schauspieler und Aktivist James Woods schrieb offen: „Liebe Linke: Wir können reden oder einen Bürgerkrieg führen. Ein weiterer Schuss von eurer Seite, und ihr werdet diese Wahl nicht mehr haben.“

Ali Alexander, Mitorganisator der „Stop the Steal“-Bewegung, forderte auf Telegram Trump auf, „Macht zu ergreifen, die normalerweise nicht ausgeübt wird“. Konkret: „10 Prozent der Linken müssen verhaftet, angeklagt, inhaftiert oder zur Flucht gezwungen werden.“

Neonazis und rechte Propaganda

Selbst Neonazis wollen Kirks Tod propagandistisch nutzen. Die Gruppe Blood Tribe schrieb: „Zu Lebzeiten war Charlie Kirk unser Feind. Im Tod ist er ein Märtyrer, weil er in einem Klima getötet wurde, in dem er als einer von uns galt.“

Während die Rufe nach Vergeltung lauter werden, bleibt der Täter flüchtig. Die FBI-Fahndung läuft, ein zunächst festgenommener Verdächtiger wurde wieder freigelassen. Ermittler fanden ein Jagdgewehr Kaliber .30 in einem Waldstück nahe des Campus. Laut „Wall Street Journal“ sei die Munition mit Symbolen „transgender- und antifaschistischer Ideologie“ graviert gewesen – Angaben, die „New York Times“ zufolge aber nicht bestätigt sind.

Kirks Vermächtnis und neue Angriffsziele

Kirk polarisierte zeitlebens – von seiner Verteidigung der „Stop the Steal“-Bewegung bis zu Aussagen über „weiße Demografie in Amerika“, die selbst von der Anti-Defamation League kritisiert wurden. Nun loben ihn Figuren wie Vizepräsident J.D. Vance wie auch liberale Stimmen für seine Streitlust.

Gleichzeitig attackieren rechte Influencer Kirks Kritiker. Der Social-Media-Star Catturd schrieb eine Drohung an Linke, die seinen Tod verspotteten: „Wir werden euch alle bloßstellen.“ Loomer kündigte an, Regierungsmitarbeiter zu „doxen“ und ihnen die Existenzgrundlage zu zerstören. Auch Abgeordneter Clay Higgins (R-La.) forderte ein lebenslanges Social-Media-Verbot für jene, die Kirks Ermordung verharmlosten.

Bedeutung für die rechte Bewegung

Kirk war einer der einflussreichsten Stimmen im rechten Medien- und Politnetzwerk, lenkte junge Männer wie auch das religiöse Milieu in die Wahlurnen. Seine Organisation Turning Point USA betrieb eine massive Kampagne für Trump 2024. Zudem war er ein führender Podcaster und Produzent viraler Videos.

In Utah trat Kirk im Rahmen einer Debattentour mit liberalen Studenten auf. Das tödliche Gewehrgeschoss traf ihn in den Hals, als er gerade auf eine Frage zu Massenschießereien antwortete – mit dem provokanten Zusatz: „Zählen wir Bandenkriminalität mit oder nicht?“

Tim Dickinson schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil