Zu Lebzeiten

Drei Studiowerke, ein Live-Album: Mehr hat Jimi Hendrix in seiner kurzen Karriere gar nicht veröffentlicht.

The Jimi Hendrix Experience

Are You Experienced?

1967 +++++

Die Kollegen vom US-Rolling Stone wählten das Album auf Platz 15 ihrer 500 besten Platten aller Zeiten – noch vor „Electric Ladyland“ und „Axis“. Tatsächlich ist „Are You Experienced?“ Hendrix‘ kohärentestes Werk und eines der besten Debüts überhaupt. Heute weiß man durch Bootlegs und die Sechs-CD-Box „The Complete PPX Studio Recordings“, dass dieses Talent nicht wie Phoenix aus der Asche stieg, sondern Stil und Handwerk jahrelang in Club- und Keller-Gigs stählte. Neben den exzellenten Eigenkompositionen „Foxy Lady“, „Stone Free“ und „The Wind Cries Mary“ steht die hervorragende Coverversion von „Hey Joe“. Die Single „Purple Haze“ markierte 1967 den Höhepunkt der Hippiebewegung: „Purple haze was in my brain/ Lately things don’t seem the same/ Actin‘ funny but I don’t know why/ Excuse me while I kiss the sky.“

The Jimi Hendrix Experience

Axis: Bold As Love

1967 ++++1/2

Von der Soundcollage „EXP“ einmal abgesehen ist „Axis“ wohl Hendrix‘ rundester, auch buntester Songzirkel. Angefangen vom swingigen „She’s So Fine“ über typischen Sixties-Beat wie „Wait Until Tomorrow“ bis zum großen Finale in „Bold As Love“, das Hendrix auch als fähigen Songwriter ausweist. „Little Wing“ dürfte in der Liste der am häufigsten gecoverten Hendrix-Stücke ganz vorne rangieren. Und natürlich ist da noch „If 6 Was 9“ mit der gern zitierten Textzeile: „If all the hippies cut off all their hair, I don’t care.“ Anschließend rechnet er mit dem „white collar conservative“ ab, bevor er sich im Idyll zwischen Flöten und Wasserschaufelgeklapper verliert. Noel Redding und Mitch Mitchell erweisen sich wiederum als kongeniale Rhythmussektion. Kein Genremix scheint dem Trio hier zu gewagt.

The Jimi Hendrix Experience

Electric Ladyland

1968 +++++

Das Cover der britischen Version mit den spärlich bis nicht bekleideten Damen wurde rasch indiziert. Schade, entsprach es doch mehr der Freizügigkeit, mit der Hendrix sich auf diesem Album musikalisch austobte. Auf die erotisierende Lässigkeit in „Have You Ever Been (To Electric Ladyland)“ dürfte Prince noch heute neidisch sein. Der unglaubliche, viertelstündige Jam „Voodoo Chile“ mit Steve Winwood an der Hammondorgel bleibt selbst nach tausendfachem Anhören noch ein unzähmbares Ungetüm. Aber es ist die zweite Hälfte dieses überkandidelten Doppelalbums, die „Ladyland“ zu Hendrix‘ finalem Meisterwerk macht. Das nostalgische „Burning Of The Midnight Lamp“, das ausufernd-transzendente „1983 … (A Merman I Should Turn To Be)“, das kongeniale Dylan-Cover „All Along The Watchtower“ und das Gitarreninferno „Voodoo Child (Slight Return)“.

Band Of Gypsys

Band Of Gypsys

1970 +++

Aufgenommen im Fillmore East in San Francisco am Silvesterabend 1969 ist das Konzert das einzige Live-Dokument, das noch zu Hendrix‘ Lebzeiten veröffentlicht wurde. Mit der vermeintlichen Supergroup um Schlagzeuger Buddy Miles und Bassist Billy Cox fuhr er hier nicht so gut. Zwar schrieb Miles mit „Changes“ und „We Gotta Live Together“ zwei der souligeren Stücke, die Hendrix gesanglich einige angenehm neue Nuancen entlocken. Andererseits begradigt sein stupides Geradeaus-Geknüppel die sonst so ergreifend ausufernden Gitarrensoli. Das ist vor allem in den Stücken, die über die Fünf-Minuten-Grenze gehen, äußerst enervierend. Kurze Zeit nach dem historischen Gig im Fillmore war die Band Of Gypsys Geschichte. Es bleibt das wuchtig groovende, verstörende „Machine Gun“.

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