Zum Tod von Franz Josef Wagner: Der Postillon des Boulevard

Franz Josef Wagner, legendärer „Bild“-Kolumnist und Stimme des Boulevard, ist im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben

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25 Jahre lang las man auf der zweiten Seite der „Bild“ die „Post von Wagner“. Sie richtete sich an Politiker und Schauspieler, Sportler und Eisbären, an das Wetter und die Elemente, an Feuerwehrleute und Müllwerker. Franz Josef Wagner schrieb nicht bloß subjektiv – er war das Subjektive. Seine Meinungen waren meist überraschend. Und er hatte immer eine.

Wagner wurde im damaligen Tschechien geboren, wuchs in Regensburg auf und volontierte bei den „Nürnberger Nachrichten“. Anschließend arbeitete er für die „Bild“ in München. In den 1990er-Jahren leitete er die „Bunte“ – es war die beste Zeit der Illustrierten. Danach wurde er Chefredakteur der „B.Z.“ und der „B.Z. am Sonntag“. Nicht alle Personen, über die berichtet wurde, waren glücklich über seine Texte. Wagner entwickelte außerdem die deutsche Ausgabe der „Elle“ und die „Super-Illu“ – und wurde schließlich Kolumnist bei der „Bild“.

„Ich mag es, auf der Rasierklinge zu schreiben.“

Nach dem ersten Espresso des Tages schrieb er seine Kolumne in seiner behaglichen Altbauwohnung. Mittags sah man ihn allein an einem Tisch in einem Prominentenlokal in der Schlüterstraße essen. Franz Josef Wagner war überzeugt, dass Menschen sich Märchen erzählen, um leben zu können. „Ich mag es, auf der Rasierklinge zu schreiben.“

Nun ist Franz Josef Wagner, die Eminenz des Boulevardjournalismus, im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben.