Guns N‘ Roses: Alle 17 Videos im Ranking, von Top bis Flop
Axl in einer Zwangsjacke, Slash, der von einer Klippe fährt, und diese unvergesslichen Delphine. Guns N' Roses: Alle 17 Videos im Ranking, von Top bis Flop.
Es wird nie wieder eine Sammlung von Musikvideos wie die von Guns N‘ Roses geben. Ihren Höhepunkt erreichten Guns N‘ Roses in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern. Dann also, als MTV noch Musik spielte und es für Rockbands so gut wie Pflicht war, zu jeder Single ein Video zu drehen. Sie hatten Zugang zu absurden Budgets. Und sie hatten einen Leadsänger, W. Axl Rose, der nicht nur beim Dial MTV-Countdown für Furore sorgen wollte. Er war entschlossen, seine vielfältigen psychologischen Probleme öffentlichkeitswirksam zu verarbeiten.
„Es war wie Spinal Tap mit Geld“, sagte Regisseur Andy Morahan über die von ihm inszenierte Videotrilogie von Guns N‘ Roses („Don’t Cry“, „November Rain“ und „Estranged“). ‚Ich wurde von Studenten nach der metaphorischen Bildsprache in diesen Videos gefragt, und ich sagte: ‘Keine Ahnung‘.“
Abgesehen von abendfüllenden Konzertfilmen (und zufälligen Ausschnitten aus diesen Shows) haben Guns N‘ Roses 17 offizielle Clips gedreht. Wir haben sie alle, vom schlechtesten bis zum besten, als Videos eingestuft. Das bedeutet, dass die Musik zwar ein wichtiger Bestandteil ihrer Anziehungskraft ist. Die visuelle Unterhaltung ist aber genauso wichtig. Sei es durch die schweißtreibende Energie einer großartigen Darbietung oder durch den Wahnsinn der Spezialeffekte, wie Delfine, die den Sunset Boulevard entlang schwimmen.
17. „Bad Apples“
Einer der besten Songs von Guns N‘ Roses ist dieses übersehene Juwel. Ein eingängiger Rocker, der gegen Ende von Use Your Illusion I. vergraben ist. 2009, 18 Jahre nach Erscheinen des Albums, bekam „Bad Apples“ ohne ersichtlichen Grund ein offizielles Video. Aber der Clip bestand einfach aus Outtakes aus dem „Don’t Cry“-Video, in dem die Band auf dem Dach des Transamerica Center in Los Angeles spielt. Das Filmmaterial war verzerrt und mit Bildfehlern versehen, in einem halbherzigen Versuch, seine Herkunft zu verschleiern.
Seltsamster Moment: Axl Rose singt in dasselbe Mikrofon wie sein Freund Shannon Hoon, der Leadsänger von Blind Melon, der 1995 starb und in „Bad Apples“ nicht einmal vorkommt.
16. „Chinese Democracy“
Hier haben wir einen Live-Clip von der Walking-Dead-Version von Guns N‘ Roses, die für das lange verschobene Album Chinese Democracy von 2008 wirbt. Es ist einer von mehreren Live-Clips aus diesem Album. Aber dieser wird auf der Guns N‘ Roses-Website als offizielles Video angepriesen. Rose sah so aufgedunsen und mitgenommen aus wie Mickey Rourke in The Wrestler. Aber dies war ein anständiger Hard-Rock-Song – wenn auch einer, der viel zu billig „modern“ klang, um den Namen Guns N‘ Roses zu verdienen.
Seltsamster Moment: Tommy Stinson am Bass zu entdecken, der aussah, als wäre er nach einem Replacements-Konzert in den falschen Tourbus gestiegen.
15. „Dead Horse“
Eine weitere Sammlung von Outtakes aus anderen Use Your Illusion-Videos. Zusammengewürfelt wie Frankensteins Pfannengericht. Mit Netzoberteilen und karierten Röcken (OK, „Kilts“) kleidete sich Rose in dieser Ära so, als würde er seine Outfits von der Stripperin ausleihen, mit der er die Nacht zuvor verbracht hatte.
Das Video enthielt viele „Helmet-Cam“-Aufnahmen, in denen Rose Gitarre spielt (?!) und Schlagzeuger Matt Sorum in einer Bar abhängt. „Erfahrung macht dich weise“, sang Rose. Nicht, dass er das wissen würde.
Seltsamster Moment: die „Sofortwiederholung“ des Anfangs, die den Eindruck erweckt, Rose sei in einer Episode von Twilight Zone gefangen. Oder vielleicht nur in seinem Kopf.
14. „You Could Be Mine“
Live-Aufnahmen von Guns N‘ Roses, zusammengeschnitten mit vielen Clips aus Terminator 2. Arnold Schwarzenegger drehte auch einige neue Szenen, in denen er zu einem GN’R-Konzert ging, um die Band kalt zu machen, und mit einer Schrotflinte durch die Menge ging, während eine „DECIBEL OVERLOAD“-Warnung in seinen Sensoren aufblitzte. Schwarzenegger war, wie sich herausstellte, einer der wenigen Menschen auf dem Planeten, die Axl Rose die Show stehlen konnten. Und das um 1991. Seien Sie einfach froh, dass es Schwarzenegger und nicht Rose war, der schließlich Gouverneur von Kalifornien wurde.
Der seltsamste Moment: Als 60 Prozent der Band (Slash, Rose, Duff McKagan) ihre T-Shirts auszogen und ihre mageren, blassen Oberkörper enthüllten. Wir waren noch nicht in einer Ära, in der von jedem Mann, der oben ohne war, erwartet wurde, dass er durchtrainiert war.
13. „The Garden“
Guns N‘ Roses, eine Band aus L.A. durch und durch, kam nach New York City. Und fand eine Stadt voller urbanem Verfall vor, gefilmt in Schwarz-Weiß. Was verwandelte sie in Farbe, wie Dorothy, die in Oz landet? Stripclubs! Der Gastsänger Alice Cooper ließ sich nicht blicken. Aber wir bekamen Ausschnitte von den Gunners in NYC zu sehen. McKagan rauchte und spuckte auf einem leeren Grundstück aus, während Rose (mit Strickmütze) einen U-Bahn-Waggon in Beschlag nahm und seine Stiefel auf den Sitz legte.
Der seltsamste Moment: das oben ohne tanzende weibliche Model und der tätowierte Kerl ohne Hemd, die im Washington Square Park rumknutschten.
12. „Live and Let Die“
Die Band rockte in verschiedenen Arenen mit einer Coverversion eines Wings-Songs. Die Redakteure fügten Standbilder der Musiker als Kinder hinzu, um ihre verlorene Unschuld zu betonen. Und eine Milchtüte mit einem Bild von Izzy Stradlin und der Aufschrift „MISSING“, um seinen Ausstieg aus der Band zu betonen. Zu Roses modischen Accessoires gehörten hier eine N.W.A.-Kappe (eine gute Wahl) und eine Baseball-Schutzweste für Fänger (sieht für niemanden gut aus, außer für Fänger).
Der seltsamste Moment: das Heimvideo eines kleinen Kindes (anscheinend Rose selbst), das mit einer Spielzeugpistole in die Kamera schießt und dann stolz lächelt.
11. „Since I Don’t Have You“
Dieses Cover eines Doo-Wop-Songs aus dem Jahr 1958 war das einzige Video, das von „The Spaghetti Incident?“ veröffentlicht wurde. Und das letzte Video, das GN’R mit McKagan und Slash drehte. In dem Video spielte Gary Oldman auf bizarre Weise eine dämonische Gestalt (mit hochgestecktem Haar und rot geschminkter Haut), die Axl Rose quält und lacht, während er das Auto des Sängers von einer Klippe stößt. (1993 spielte Oldman auch in True Romance und Romeo Is Bleeding mit.) Rose wurde in diesem Video gefoltert, verbrannt und ertränkt. Die anderen Bandmitglieder faulenzten einfach am Strand. Während heiße, eingeölte Models sich an sie (und aneinander) klammerten.
Der seltsamste Moment: Rose, gefesselt und geknebelt, sieht friedlich und nachdenklich aus.
10. „It’s So Easy“
Die Ära der großen Haartracht von Guns N‘ Roses. Die Band spielte einen Song von Appetite for Destruction im Cathouse (dem Club in Hollywood, der dem MTV-VJ Riki Rachtman gehört), während die Redakteure so viele frühe Fotos der Band durchblätterten, wie sie finden konnten. David Bowie (der viele Jahre zuvor mit Slashs Mutter ausgegangen war) tauchte bei diesem Videodreh auf. Als Axl Rose dachte, Bowie würde mit seiner Freundin Erin Everly flirten, schlug er die Rocklegende nieder. Dieses primitive, aber energiegeladene Video wurde 1987 gedreht und wäre der erste Promo-Clip der Band gewesen. Wurde aber erst 2010 veröffentlicht.
Seltsamster Moment: das Bild von Rose, die in einen zerbrochenen Spiegel starrt.
9. „Yesterdays“
Ein unterschätzter Mid-Tempo-Rocker wurde elegant in Schwarz-Weiß umgesetzt. Die Band rockte in einer leeren Lagerhalle, in die einige Fotos aus ihren Anfangsjahren hineingeschnitten wurden. Wwas eigentlich im Widerspruch zu den anti-nostalgischen Texten steht, aber was soll’s. Slash hüpfte herum. Rose war in Höchstform. Es war ein wirkungsvoller Gaumenschmaus, dem die visuellen Exzesse der anderen Use Your Illusion-Videos fehlten. Weshalb sich die Leute nicht daran erinnern.
Seltsamster Moment: die Auftritte der Ex-Bandmitglieder Izzy Stradlin und Steven Adler.
8. „November Rain“
1992 war dies mit einem Preis von rund 1,5 Millionen US-Dollar das bis dato teuerste Musikvideo. Nach etwa 15 Sekunden wurde es übertrieben, und das blieb es dann auch für die nächsten neun Minuten. Die Handlung: Rose heiratet Stephanie Seymour (in einem Brautkleid, das ihre Beine zur Schau stellt). Trauzeuge Slash geht in die Wüste von New Mexico, um ein Gitarrensolo zu spielen. Es regnet auf der Feier und alle suchen auf dramatische Weise Schutz, wobei sich ein Gast in die Hochzeitstorte stürzt. Seymour stirbt (an den Folgen des Regens? Unklar). Slash taucht bei ihrer Beerdigung mit bis zum Nabel aufgeknöpftem Hemd auf.
Der seltsamste Moment: Rose nimmt an seiner Junggesellenparty teil und trägt eine Lederjacke mit einem aufgemalten Porträt von Madonna auf dem Rücken.
7. „Garden of Eden“
Ein Punk-Rock-Song, der in einer einzigen intensiven Einstellung gefilmt wurde, ohne Schnitte oder Kamerabewegungen in den 166 Sekunden. Es gab zwei Versionen dieses Videos, eine davon war eine alternative Aufnahme, bei der Konfetti durch die Luft flog. In der Version ohne Konfetti krochen die Liedtexte ursprünglich am unteren Bildschirmrand entlang, wobei ein springender Ball den Zuschauer führte. Beavis und Butt-head kommentieren diese Version hier. Die beiden Jungs, die im Hintergrund tanzen, waren übrigens der Keyboarder Dizzy Reed und der Mundharmonikaspieler Teddy „Zig Zag“ Andreadis.
Seltsamster Moment: Der Roadie, der Slash zu Beginn des Videos physisch in Position bringt.
6. „Estranged“
Regisseur Andy Morahan sagte (im Buch I Want My MTV): „Als wir zu ‚Estranged‘ kamen, hatte sich Axl von Stephanie Seymour getrennt. Und er sagte: ‚Ich will nie wieder ein Mädchen in einem Video haben. Ich würde lieber mit einem Delphin ausgehen.‘ Deshalb habe ich überall im Video Delphine eingesetzt.“ Abgesehen von der Delfinplage zeigte dieses 10-minütige Video Rose in einem Charles-Manson-T-Shirt. Eine ätherische Version von Rose, die seinen Körper verlässt, um auf die Astralebene zu reisen, LAPD-Polizisten in komplett weißen Uniformen. Rose, der von einem Öltanker in den Pazifischen Ozean springt. Slash mit seinen Haaren in einem Handtuch. Und eine Fülle von Bildern von Depression, Selbstmord und Wiedergeburt.
Der seltsamste Moment: Slash taucht aus dem Meer auf wie Venus in der Muschel, um ein klitschnasses Gitarrensolo zu spielen. In einem Video voller unbeabsichtigter Comedy-Momente war diese Sequenz 24-karätiger Humor.
5. „Patience“
Eine akustische Ballade, in der Rose von seiner emotional wärmsten und sanftesten Seite zu sehen ist. Aber trotzdem seinen typischen Schlangentanz aufführt. Dieses Lied aus dem Jahr 1989 war so gefühlvoll wie nie zuvor. Danach sollte seine Verletzlichkeit immer mit Getöse und Aggression einhergehen. Wir sahen eine Montage von schönen Frauen in Unterwäsche, die mit Slash ins Bett stiegen – der sich nur um seine Haustier-Schlange kümmerte. Währenddessen spielte die Band in einem Studio, das wie ein marokkanisches Bordell dekoriert war, während Schlagzeuger Steven Adler, der nichts zu tun hatte, gelangweilt in einer Hotellobby saß.
Der seltsamste Moment: Duff McKagan, der sich mit der unrockigsten Aktion aller Zeiten, nämlich der pflichtbewussten Rückgabe eines Zimmerservice-Tabletts an der Rezeption des Hotels, hervortat.
4. „Welcome to the Jungle“
In diesem Video aus dem Jahr 1987, das Guns N‘ Roses der Welt vorstellte, waren mindestens drei Versionen von Axl Rose zu sehen. Der unglaublich frische Bauernjunge, der gerade mit dem Bus in Hollywood angekommen ist. Der Rockstar mit den langen Haaren. Und der schreiende Psychopath in einer Zwangsjacke. Mit einem Tribal-Breakdown im Takt von A Clockwork Orange übertraf dieser Clip alles andere im Fernsehen. Und machte uns darauf aufmerksam, dass wir uns auf einen Leadsänger mit Problemen der obersten Liga gefasst machen sollten.
Der seltsamste Moment: der Kontinuitätsfehler, bei dem Rose auf der Bühne auf die Knie fiel und kurzzeitig sein T-Shirt verlor.
3. „Paradise City“
Regisseur Nigel Dick hatte ein gutes Auge für die kleinen Details eines Rockkonzerts. Den nervösen Sicherheitsmann oder das Paar, das sich küsste und die Musik nicht wahrnahm. Dieses Video wurde um zwei Shows herum aufgebaut. Eine große im mittlerweile abgerissenen Giants Stadium in New Jersey und eine riesige beim Monsters of Rock Festival in Castle Donington in England.
Das Filmmaterial von dieser Show im August 1988 war beeindruckend, da 100.000 Menschen in völlige Hysterie verfielen. Aber da Dutzende von Fans während dieses Auftritts niedergetrampelt wurden und zwei von ihnen starben, sah jeder, der dieses Video ansah, einen Snuff-Film. „Paradise City“ war gleichzeitig aufregend und abscheulich.
Seltsamster Moment: Rose zeigte einen Backstage-Pass mit der Aufschrift „Access All Areas“, auf dem das Logo der SS (des Nazi-Militärkorps) mit Hakenkreuz abgebildet war. Wie konnte das jemals ausgestrahlt werden?
2. „Don’t Cry“
In nur fünf teuren Minuten führte Axl Rose die Fans durch die seltsamen Ecken und Winkel seines Geistes. Er wanderte in einem Outfit, das ihn wie einen Flüchtling aus dem Bürgerkrieg oder einen Zirkus aussehen ließ, durch einen Schneesturm. Er stritt sich mit einer Freundin um den Besitz eines Revolvers. Machte ein Picknick auf einem Friedhof. Er fand sich unter seinem eigenen Grabstein gefangen. Hatte eine Sitzung mit einem Therapeuten, bei der er so aufgebracht war, dass er zitterte.
Viele Rockbands haben Videos mit surrealen, unzusammenhängenden Bildern gedreht. Aber in diesem hatte man das Gefühl, dass Rose versuchte, seine Dämonen in der Öffentlichkeit auszutreiben. Was bedeutete, dass die Zuschauer nicht wegsehen konnten. Und in dem Clip gewinnt Slash einen Streit mit einer schreienden Freundin, indem er mit seinem Auto über eine Klippe fährt. Und dann über dem Wrack ein Gitarrensolo spielt.
Der seltsamste Moment: Die Begegnung dreier verschiedener Axls in einer Arztpraxis. Einer ganz in Weiß, einer in einem karierten Kilt und einer in einer karierten Jacke, der ein Peace-Zeichen zeigte, bevor er ohne Erklärung durch eine Wand ging. Es war wie in Orphan Black, wenn alle Klone durchgeknallte Rockstars wären.
1. „Sweet Child O‘ Mine“
Der größte Hit von Guns N‘ Roses bekam ein Video, das die Musik in den Mittelpunkt stellte. Nur die Band, die sich die Seele aus dem Leib spielt, umgeben von ihren Freundinnen und einem Kamerateam. (Es gab auch eine alternative Version, größtenteils in Schwarz-Weiß, mit etwas anderem Filmmaterial aus demselben Dreh.) Axl strahlte vor Charisma. Aber Slash war hier der eigentliche Star. Er verhielt sich geheimnisvoll unter seinem Schopf und seinem Zylinder. Er spielte aber ein Gitarrensolo, das erst glühte, bis es Feuer fing.
Seltsamster Moment: auch der schönste Moment – während alle anderen Bandmitglieder beim Videodreh mit ihren Freundinnen kuschelten, brachte Gitarrist Izzy Stradlin seinen Hund mit.