Rialto
„Neon & Ghost Signs“
Fierce Panda/Cargo (VÖ: 25.4.)
Die willkommene Rückkehr des hedonistischen Pop.
Kaum ein Comeback kann überraschender passieren, als dass Rialto nach 24 Jahren noch einmal auftauchen. Beim Britpop-Hype blieb ihnen nur der Notsitz als Randerscheinung. Ihre euphorischen Popsongs waren wohl einfach ein bisschen zu lüstern und „over the top“ für jene Zeit. Aber Tracks wie „Monday Morning 5:19“ blieben bei aufmerksamen Chronisten in Erinnerung. Die Vorabsingle darf als verzweifelter Versuch gewertet werden, noch einmal einen Hit zu platzieren. Nicht nur der Titel „No One Leaves This Discotheque Alive“ erinnert an Kylie Minogue, auch die ermüdenden „Lalalas“ rufen die Spätphase ihrer mittleren Schaffenszeit zurück. Und, ja, verhalten sich zu Kylies ganz frühem Hitzauber so wie besagter Titel zu Rialto 1998. Aber plötzlich, nach der Glamrock-Gitarrenbrücke „I Want You“, findet die Band in die Spur.
Spätestens beim Titelsong, einer verdammt dichten Synthie-Pop-Wolke, funkelt es wieder, und Sänger Louis Eliott beginnt zu schwelgen. Vor sechs Jahren knapp dem Tod entronnen, verlässt er die Bühne nun nicht mehr. Es geht ihm also doch nicht um einen späten schnellen Reibach, sondern darum, das Beste aus der verbliebenen Zeit herauszuholen. Rialto erringen die alte Grandezza von damals zurück, Louis Eliott singt wieder wie ein junger Gott – nein, eher wie ein gereifter Matador, irgendwo zwischen Bill Pritchard und Tim Keegan. Hedonismus mit grauem Dreitagebart, der den Schalter von „So klang man damals“ direkt zu „Zeitlos“ kippen lässt. Und die Unschuld ist einem gesunden Zynismus gewichen. Disco-Keyboardstreicher und Bowie-Funk, Marc-Almond-Rockabilly und Motown-Referenzen – alles funktioniert. Ein „Willkommen zurück“ in Großbuchstaben.
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 5/25.