Ein Genie des Pop: Zum 80. Geburtstag von Björn Ulvaeus

Zum Geburtstag des Abba-Gründers. Und über einen Atheisten, der über das Fortleben als Avatar weiterdenkt

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Viele Jahre verwaltete Björn Ulvaeus das Erbe von ABBA, indem er sagte: „Wir sind die Band, die nicht zurückkommt.“ Als sie im Jahr 2021 doch mit einem Album und als Avatare in einer virtuellen Show in London zurückkam, fanden manche, das sei doch nicht nötig gewesen. ABBA waren Legende seit 1982, als sie ihren letzten Song herausbrachten, „The Day Before You Came“. Sie gingen nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wispern. Agnetha Fältskog, mit der Ulvaeus von 1971 bis 1979 verheiratet war, wollte nicht mehr auf Tournee gehen. Und Ulvaeus und sein Songwriting-Partner Benny Andersson schrieben das Musical „Chess“. Auch der Erfolg des Musicals „Mamma Mia!“ seit 1999 brachte die Gruppe nicht wieder zusammen. Die Filmfassung dieser Szenenrevue schenkte uns immerhin Meryl Streep, die ABBA-Songs singt.

Björn Ulvaeus wurde in Göteborg geboren, wuchs aber in Västervik auf. Seit 1961 spielte er Gitarre in einer Folk-Band, die sich schließlich Hootenanny Singers nannte. Sie tingelten ebenso wie die Hep Stars, die etwas unbeholfenen Rock’n’Roll spielten, bei denen Benny Andersson die Keyboards bediente. Die beiden trafen sich immer wieder bei Festivals.

ABBA nach ihrem ESC-Sieg 1974
Abba strahlen um die Wette

Am erfolgreichsten war Agnetha Fältskog, die seit 1968 Platten mit eigene Songs in schwedischer Sprache veröffentlichte. Ulvaeus sprang 1966 bei einem Konzert für den Gitarristen der Hep Stars ein, und fortan schrieben er und Andersson gemeinsam Lieder, von denen nur „Hej Gamle Man“ ein moderater Hit wurde. Im Jahr 1970 traten sie bei einer Western-Revue im Fernsehen mit Fältskog und der Sängerin Anni-Frid Lyngstad auf. Die Sendung war zwar ein Fiasko, aber die Gruppe veröffentlichte 1972 die erste Platte, „People Need Love“, als Benny, Björn, Agnetha & Anni-Frid.

Er, der Atheist, dachte über das Fortleben als Avatar nach

Nach dem sie 1973 beim schwedischen Vorentscheid für den European Song Contest gescheitert waren, reüssierten sie im nächsten Jahr mit „Waterloo“. Und gewannen dann den Wettbewerb in Brighton. In schneller Folge erschienen neue Alben von ABBA, von denen „Arrival“ (1976) das beste ist. Noch besser sind allerdings die Singles mit Songs, die sich Ulvaeus und Andersson in einer Hütte auf einer Schären-Insel ausdachten: „S.O.S.“, „Knowing Me, Knowing You“, „Dancing Queen“, „Fernando“, „Thank You For The Music“, „Money, Money, Money“, „The Winner Takes It All“. Die Texte stammen von Ulvaeus. In Australien triumphierten sie beispiellos, wie 1977 ein Film von Lasse Hallström zeigte. Ihr schwermütiges Spätwerk „The Visitors“ von 1981 muss endlich wiederentdeckt werden.

Benny Andersson kehrte zu seiner Folklore-Band zurück, bei der er Akkordeon spielte, und Björn Ulvaeus wurde zum Botschafter von ABBA in aller Welt. Nach der Trennung von Agnetha heiratete er noch einmal und noch einmal. Er, der Atheist, dachte über das Fortleben als Avatar nach.

Am Freitag wird der sehr lebendige Björn Ulvaeus 80 Jahre alt – und ist mit Kindern und Enkeln in den Urlaub gereist.

OLLE LINDEBORG AFP via Getty Images