US-Finanzminister gibt zu: Trump-Zölle werden von Amerikanern bezahlt

Scott Bessent räumte ein, dass die „Milliarden“, von denen der Präsident behauptet, sie würden „in“ die USA fließen, tatsächlich von Importeuren gezahlt werden – und diese können die Kosten an Verbraucher weitergeben.

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Am 6. August 2025 trat US-Finanzminister Scott Bessent gemeinsam mit US-Präsident Donald Trump und Apple-CEO Tim Cook im Oval Office des Weißen Hauses auf. Apple hatte bekanntgegeben, zusätzlich zu einer bereits im Februar angekündigten Investition von 500 Milliarden US-Dollar über vier Jahre weitere 100 Milliarden US-Dollar in US-Produktionsstätten zu investieren und 20.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Trump feiert Zölle – Bessent relativiert

Kurz nach Mitternacht traten die hohen Zölle in Kraft, die Trump gegen Dutzende Länder verhängt hatte. Auf Truth Social legte er los. „ES IST MITTERNACHT!!! MILLIARDEN VON DOLLARN AN ZÖLLEN FLIEßEN JETZT IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA!“ Wenig später legte er nach. „Die Zölle fließen in die USA in einem Ausmaß, das niemand für möglich gehalten hätte.“

Wenige Stunden danach war Bessent auf MSNBC zu Gast. Wo er einräumte, dass zwar viel Geld in die Staatskasse fließe. Die Strafzölle aber in Wirklichkeit von US-Unternehmen und Konsumenten getragen werden. Moderator Eugene Robinson fragte, wer die 50 % Zoll auf brasilianische Produkte tatsächlich an das Finanzministerium überweise.

Importeur zahlt – Verbraucher spüren es

Bessent versuchte zunächst auszuweichen. Und sprach von „Substituten“ aus anderen Ländern. Nach erneutem Nachhaken sagte er schließlich: „Der Scheck wird von demjenigen ausgestellt, der die Ware im Hafen in den USA entgegennimmt.“ Auf Robinsons weitere Nachfrage bestätigte er: „Ja. Und der Importeur kann die Kosten weitergeben. Oder auch nicht.“

Ökonomen sind sich einig. Zölle werden nicht vom Exporteur gezahlt. Sondern vom Importeur, der die Mehrkosten oft an die Verbraucher weiterreicht. Doch ähnlich wie Trump glaubt, schlechte Wirtschaftsdaten einfach beseitigen zu können, ignoriert seine Regierung grundlegende wirtschaftliche Prinzipien.

Wirtschaftliche Folgen spürbar

Die bereits seit Monaten geltenden, reduzierten Zölle haben die US-Wirtschaft geschwächt. Job- und BIP-Wachstum bremsen sich ab. Verbraucherpreise steigen. Und die Inflation zieht wieder an. Selbst enge Trump-Berater wie Stephen Moore warnen. „Wir brauchen jetzt keine Zölle. Hoffentlich bringt das die Regierung dazu, davon abzurücken.“

Zu Wochenbeginn hatte Trump die Leiterin des Arbeitsstatistikamts, Erika McEntarfer, entlassen, nachdem ein schwacher Arbeitsmarktbericht veröffentlicht worden war. Während die neuen Zölle anlaufen, versucht er weiter, die Realität seiner Wirtschaftspolitik zu umgehen. Auf Truth Social schrieb er erneut in Großbuchstaben, dass „Milliarden von Dollar“ in die USA fließen würden – doch nach den Worten seines eigenen Finanzministers stammen diese aus den Taschen amerikanischer Unternehmen und Verbraucher, die schon jetzt die Belastung spüren.

Nikki McCann Ramirez schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil