„War of the Worlds“ ist nicht so schlecht, dass er wieder gut wäre. Er ist einfach nur schlecht

Dieses Meme-fähige Remake mit Ice Cube wird dir aktiv Gehirnzellen zerstören – ohne den zusätzlichen Vorteil, Spaß zu machen

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Seit der Veröffentlichung von H. G. Wells’ Roman „The War of the Worlds“ im Jahr 1897 dient die Geschichte und ihre anschließenden Adaptionen als das Paradebeispiel für Allegorien über die Machtkämpfe, die unsere Welt prägen. Und als Zeitkapsel für die Medien, die uns darüber informieren. Da war die von Orson Welles inszenierte Radiosendung, die die Zuhörer tatsächlich davon überzeugte, dass Außerirdische die Erde angriffen. Die Technicolor-Version von 1953 mit Gene Barry, die an die Nachrichtensprecher-Ära des Zweiten Weltkriegs erinnerte. Und Steven Spielbergs Version von 2005 mit Tom Cruise, die sich auf 24-Stunden-Nachrichten und die Hilflosigkeit einer modernen Welt ohne Strom konzentrierte. Und jetzt gibt es die Amazon-Prime-Version von The War of the Worlds mit Ice Cube, die … nun ja, auch existiert.

Wenn ein fertiges Drehbuch entgleist

Lass den fast prophetischen Slogan „Es ist schlimmer, als du denkst“ beiseite und begleite Ice Cube in ein fiktives Washington, D.C., für eine Geschichte, die vollständig als Bildschirmaufnahme eines Regierungs-Laptops erzählt wird. Die Hip-Hop-Legende spielt Will Radford, einen Mitarbeiter des Ministeriums für Innere Sicherheit, der an einem Sonntag allein arbeitet und dabei illegal amerikanische Bürger überwacht.

Neben dem Versuch, eine geheime Razzia gegen einen digitalen Terroristen namens Disruptor zu koordinieren, der droht, Regierungsgeheimnisse zu veröffentlichen, telefoniert Will per Video mit der NASA-Wissenschaftlerin Sandra Salas (Eva Longoria) über mysteriöses Wetter im ganzen Land. Verfolgt seine schwangere Tochter Faith (Iman Benson) über öffentliche Kameras, um ihren Kaffeebestellvorgang zu kontrollieren. Beschimpft ihren Amazon-Fahrer-Freund Mark (Devon Bostick). Spart sich gerade noch genug Zeit, um seinen Streamer-Sohn David (Henry Hunter Hall) zu kritisieren, bevor er in einen Teams-Call mit nationalen Sicherheitsführern springt.

Doch als eine Serie von Asteroiden jede größere Stadt der Welt trifft, einschließlich D.C., muss Will seine supergeheime Spionagetechnologie nutzen, um sowohl seinen Sohn als auch seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Und herauszufinden, was eine Liga angreifender Alien-Tripods von der Menschheit will – alles mit denselben Tastenanschlägen.

Ein Mischmasch aus lausigen CGI-Effekten und toten Blicken von Ice Cube

Die Grundformel von „The War of the Worlds“ ist in den historischen Variationen der Geschichte konstant geblieben. Mensch. Welt. Roboter. Invasion. Tod. Nachrichten. Umso schockierender ist es, dass ein Film, der für Regisseur Rich Lee praktisch schon fertig geschrieben war, hier so spektakulär entgleist. Dieses „War of the Worlds“ ist nicht schlecht oder so-schlecht-dass-es-gut-ist. Es ist eine geheime dritte Kategorie. Ein Mischmasch aus lausigen CGI-Effekten und toten Blicken von Ice Cube, bei denen man glaubt, einzelne Gehirnzellen beim Sterben identifizieren zu können.

Seit seiner stillen Veröffentlichung am 30. Juli auf Amazons Streamingdienst Prime hat „War of the Worlds“ sich durch Mundpropaganda einen Ruf für seine pure Absurdität aufgebaut. Der Film hat einen 0-%-Score auf der Bewertungsseite Rotten Tomatoes und ist bereits zum Meme-Material auf Plattformen wie X und TikTok geworden. Lass dich jedoch nicht vom Lärm täuschen. Dieses unternehmensfreundliche Remake ist so unverständlich, dass du dir aktiv wünschst, es wäre schlechter. Oder einfach vorbei.

Hier nur ein paar Beispiele für die verblüffenden Details, die der Film dem Zuschauer als völlig normal verkaufen will. Will und seine NASA-Freundin Sandra schicken streng geheime, zeitkritische Regierungsinformationen über Microsoft Teams Videochat. Ein FBI-Agent nimmt an einer geheimen Terroristenrazzia teil, während er in FaceTime ist. Ein hochqualifizierter Regierungsagent kennt nicht die Tastenkombinationen für Kopieren und Einfügen. Ein Gen-Z-Paar nutzt Facebook als primäres soziales Netzwerk.

„Let’s do this war of the worlds“

Der Präsident sagt den Satz: „Let’s do this war of the worlds.“ Ice Cube sieht zu, wie mehrere Menschen in einem gezielten Feuerangriff sterben. Und ist mehr darüber verärgert, dass sein Haus zerstört wurde. Ein (fiktiver) Tweet von Joe Rogan wird auf dem Bildschirm als ernst gemeinter Beweis für den Erfolg des Teams angezeigt. Eine anhaltende Alien-Belagerung legt die Armeen, die Infrastruktur und die Kommunikationszentren der Welt lahm. Aber Will kann gleichzeitig Premiere Pro, FaceTime, WhatsApp, Microsoft Teams, Zoom bedienen und ein Tesla fernsteuern. Ach ja: Eine Amazon-Prime-Drohne rettet den Tag, nachdem ein Charakter sie ernsthaft „die Zukunft der Lieferung“ nennt.

Kein Kultstatus, nur Kopfschmerzen

Schlechte Filme gab es schon immer. Manchmal sind sie so miserabel, dass sie wieder Kultstatus erreichen. Werke wie „The Room“, „Sharknado“ und „Repo! The Genetic Opera“ haben sich durch diese Erzählweise eine Fangemeinde aufgebaut. Ein Kanon, dem dieses neue „War of the Worlds“ nur zu gern beitreten würde. Leider ist der Film ein solches Zugunglück, dass ich ihn persönlich für immer davon ausschließe. Nein, danke. Nicht über Los. Ist das ein Film oder ein Geldwäscheprojekt? Er ist nicht einmal amüsant lustig, weil man sofort von der Alien-Invasion, die sich vor einem entfaltet, abgelenkt wird und stattdessen darüber nachdenkt, welche Spielschulden die Schauspieler in diesem Film wohl begleichen wollen.

Wenn man die Augen zusammenkneift, sie schließt und dann mehrmals den Kopf gegen eine Ziegel- oder Betonwand schlägt, könnte man vielleicht Ironie darin finden, dass Wells’ bahnbrechender Anti-Manifest-Destiny-Text von genau dem Unternehmen vereinnahmt wurde, das man vernünftigerweise beschuldigen könnte, das Internet zu kolonisieren. Aber das würde Gehirnleistung erfordern. Und „War of the Worlds“ sorgt dafür, dass die restlos verschwindet.