Ohne Dialog gibt es keine Lösungen: Afrofuturismus meets Reeperbahn Festival
Die Afro Futuristic Convention, präsentiert vom Frauennetzwerk Future Female Africa (FFA), wird das erste interkontinentale Format beim Reeperbahn Festival in Hamburg sein. Ein Gespräch mit Initiatorin Onjeiru Arfmann.
Unter dem Motto „Imagine Togetherness!“ will man auch 2025 in Hamburg wieder Menschen, Ideen und Visionen zusammenbringen. Dafür bauen die Betreiber:innen des Reeperbahn Festivals auf „ein kuratiertes Konferenzprogramm, das aktuelle gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen aufgreift“. Mit Onejiru Arfmann haben die Veranstalter:innen genau den richtigen Griff gemacht. Die in Nairobi geborene Künstlerin und Unternehmerin setzt sich seit Jahren mit ihrer Musik und unterschiedlichen Projekten für Sichtbarkeit, Empowerment und der Vernetzung von afrodiasporischer Frauen ein. Als Initiatorin der Convention will sie am Festivalfreitag afrofuturistische Utopien spürbar machen, und beginnt so ein neues Kapitel des Kulturdialogs.
Wie entstand die Idee der African Futuristic Convention?
Das war ein Prozess von Entwicklung und Beobachtung. Als Schwarze Künstlerinnen haben wir schon früh Bildungsprojekte umgesetzt, wie damals mit meiner Band Sisters Keepers. Da haben wir gemerkt, über Musik und Performances erreichen wir viele Leute. Doch mir ist aufgefallen, dass Black Female Empowerment nur dann ein Thema ist, wenn es mit Tragik verknüpft werden kann, also Klicks gibt. 2021 gründete ich also Future Female Africa, ein Netzwerk für afrodiasporische Frauen, um ihre Expertise weiterzugeben und zu wachsen. Denn afrikanische und diasporische Frauen haben die Power, Großes zu schaffen, sie werden nur nicht sichtbar gemacht. Unsere Arbeit funktioniert sehr gut in Verbindung mit der Kreativwirtschaft. Letztes Jahr haben wir eine interaktive Convention zu Ernährungsgerechtigkeit gemacht, das war schon sehr groß für uns, weshalb ich mich total freue, mit den anderen Sheros unseres Netzwerkes auf dem Reeperbahn Festival vertreten zu sein.
Die Convention steht unter der Kampagne „Push the Red Button – Activate Change“ und konzentriert sich auf Menstruationsgesundheit und -hygiene. Warum?
Menstruierende Menschen sind sehr stigmatisiert, besonders in afrikanischen Ländern, aber auch hier in Europa herrschen keine guten Bedingungen. Menstruierende werden diskriminiert, egal ob auf ökonomischer, gesundheitlicher oder kultureller Ebene. Menstruation wird bei unserer Convention als Mittel des sozialen Wandels begriffen, als politisches Statement, das gehört und sichtbar gemacht werden muss, abseits der vorherrschenden Narrative. Denn wir begreifen Periode als politisch, kreativ und kraftvoll.
Was verstehst du darunter?
Menstruation ist politisch, weil wir das Thema auf die gesellschaftliche Agenda bringen müssen. Sie ist kreativ, weil wir neue Zugänge schaffen, zum Beispiel über Tanz, Mode oder Kunst. Und sie ist kraftvoll, weil wir damit Leben ermöglichen.
Welche Chancen bietet der Afrofuturismus für die zukünftige Gestaltung von Empowerment?
Afrofuturismus ermöglicht das Sichtbarmachen von Afrikas Visionen und Utopien. „Black Panther“ hat das zum Beispiel gut gezeigt. Wir nutzen Future Female Africa als afrofuturistisches Vehikel, um die Stimmen zu fördern, die sonst keine Beachtung finden. Und das funktionierte bisher wirklich gut.
Im Mittelpunkt der Convention steht „FUTURE FREQUENCIES” – ein immersives Programm mit Vorträgen, Performances und künstlerischen Beiträgen. Was können Teilnehmende von einem Besuch bei euch erwarten?
Ich möchte nicht allzu viel verraten, wir haben am Tag der Convention noch eine Überraschung für unsere Besucher:innen geplant. Aber das Programm ist so gestaltet, dass jede Person abgeholt wird, egal wann sie kommt. Wir kombinieren unterschiedliche Mittel um uns mit sozialem Wandel und Gender auseinanderzusetzen, also Körperbewegung, Tanz, Musik, Fashion, Kunst – alles im interdisziplinären Ansatz. So können auch schwere Themen wie Menstruationsgesundheit leicht zugänglich erlebt werden. Damit wollen wir Dialoge fördern, Sichtbarkeit schaffen und neue Zugänge ermöglichen. Ohne Dialog gibt es keine Lösungen. Wir hoffen, dass die Teilnehmenden am Ende inspiriert und informiert den Raum verlassen.
Die African Future Convention ist mehr als ein Festival-Format, sie ist ein Blick in eine mögliche Zukunft. Wer sich darauf einlässt, erlebt womöglich nicht nur ein spannendes Programm, sondern eine Utopie, die schon heute den Sheros der Future Female Africa gelebt wird. Das Reeperbahn Festival in Hamburg eröffnet vom 17. bis 20. September seine Tore und erlaubt Besucher:innen ein vielfältiges Programm an Musiker:innen und Performances aus aller Welt, Workshops und Panel-Gesprächen. Die African Futuristic Convention wird am 19. September stattfinden.