Bruce Springsteen vereint Original- und aktuelle E Street Band-Mitglieder

Bruce Springsteen vereint E Street Band-Mitglieder beim „Born to Run“-Symposium – ein historischer Auftritt voller Anekdoten.

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„Die komplette E Street Band, genau hier!“, verkündete Bruce Springsteen am Samstagnachmittag im vollbesetzten Pollack Theatre der Monmouth University. Er hatte gerade „Thunder Road“ mit sieben Musikern gespielt – darunter eine nur für diesen Anlass zusammengestellte Mischung aus Original- und aktuellen E-Street-Band-Mitgliedern: Steven Van Zandt, Garry Tallent, David Sancious und Roy Bittan an den Tasten, Ernest Carter und Max Weinberg an zwei Schlagzeugen sowie Saxofonist Ed Manion. Es war das erste Mal, dass genau diese Besetzung gemeinsam auftrat. Eine Verbindung der jazz-orientierten Vor-1975-Band (Carter, Sancious) mit der seitdem bestehenden Formation um Bittan und Weinberg.

Symposium zum 50. Jubiläum

Im Anschluss folgte „Born to Run“, das zweite Stück eines viel zu kurzen Zwei-Song-Sets, das das ganztägige Symposium zum 50. Jubiläum von „Born to Run“ beschloss. Während Carter den komplizierten Drum-Fill meisterte, an dem Weinberg sich laut eigener Aussage oft schwergetan hat, verwandelten Springsteen und die Band das 700 Plätze fassende Auditorium in ein Stadion. Die Fans standen in den Gängen und schrien „tramps like us“, als Springsteen sie dazu aufforderte.

Das Finale bildete den Höhepunkt eines Tages voller Podiumsdiskussionen, Interviews und Gesprächsrunden. Neben Springsteen selbst traten viele Musiker und Wegbegleiter auf, die an der Entstehung des Albums beteiligt waren: von Bandmitgliedern über Toningenieur Jimmy Iovine bis hin zu seinen Managern Mike Appel und Jon Landau sowie Fotograf Eric Meola, der das ikonische Cover schuf, und Columbia-Mitarbeiter, die das Album damals promoteten.

Springsteen sprach in drei Panels, bevor er auftrat. Auch wenn er der heimliche, aber erwartete Star war, stand der Tag im Zeichen der vielen Musiker, Mitstreiter und Industriefiguren, die „Born to Run“ ermöglichten. „Das waren die Leute, die da waren, als du niemand warst und nichts hattest – und sie gaben mir alles“, sagte er über seine Band, Appel, Landau und Iovine.

Rückblick und Anekdoten

Das Symposium fiel in eine Phase intensiver Rückschau für Springsteen, während im Oktober das Biopic „Deliver Me From Nowhere“ erscheint. Obwohl sich der Film auf „Nebraska“ konzentriert, stand das Jahr für Springsteen auch im Zeichen des 50. Jubiläums von „Born to Run“. Viele Geschichten aus den Panels finden sich auch in Peter Ames Carlins neuem Buch „Tonight in Jungleland“, der das Album und seine Entstehung nachzeichnet.

Für Fans war es ein erlebnisreicher Tag: Ex-Manager Mike Appel erzählte, wie er „Time“ und „Newsweek“ mit einer „kein Interview ohne Cover“-Politik zu Doppeltitelgeschichten überredete. Jimmy Iovine berichtete von einer Regenfahrt durch New Jersey vor wenigen Wochen, bei der Springsteen nach erneutem Anhören von Born to Run zu ihm sagte: „Du hast deinen Höhepunkt erreicht!“ Fotograf Meola schilderte die erschöpfte, aber zugleich ausgelassene Stimmung bei den Cover-Shootings mit Springsteen und Clarence Clemons. Und ehemalige Columbia-Mitarbeiter erinnerten sich an die schwierigen Anfänge, als man um jede Unterstützung für den noch unbekannten Musiker kämpfen musste.

Humor, Selbstkritik und persönliche Einblicke

Springsteen zeigte sich dabei selbstironisch. Auf die Frage, wie sich „Born to Run“ nach 50 Jahren für ihn anhört, sagte er: „Es klingt, wie ich verdammt nochmal klinge!“ Er erzählte Anekdoten aus seiner Jugend, darunter, wie seine Mutter ihn mit 13 an der Kinokasse jünger ausgeben ließ, oder wie ein Peter-Pan-Poster in seinem Zimmer 1974 die Figur „Wendy“ inspirierte. Er gab zu, den Anfang von „Born to Run“ bei „The Locomotion“ geklaut zu haben, und sprach über seine Unsicherheiten im Studio gegenüber den erfahrenen Sessionmusikern wie den Brecker Brothers.

Besonders lachte das Publikum, als er sich bei einer Diskussion zu „Backstreets“ die Lyrics auf einen Teleprompter wünschte. Als die nicht sofort verfügbar waren, meinte er trocken: „Ich will alle. Ich bin 76, ich kenne keinen einzigen!“

Kleine Scherze und große Momente

Beim abendlichen Soloauftritt im Stone Pony scherzte Max Weinberg über die Backstage-Gespräche der Bandkollegen über ihre Hörgeräte. Und Steven Van Zandt griff im Panel zur Gitarre, um zu zeigen, wie ein Gespräch mit Springsteen einst die entscheidende Änderung am letzten Akkord des „Born to Run“-Riffs brachte – von Moll zu Dur. „Für die, die keine Musik kennen“, sagte Springsteen dazu, „das hätte die Geschichte verändert.“