Radiohead: Klartext zu neuen Songs bei der Europa-Tournee

Radiohead kehren mit 20 Arenakonzerten zurück. 70-Song-Pool, flexible Setlist – auch neue Songs?

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Eine Woche nach der offiziellen Ankündigung ihrer Europatour gibt Bassist Colin Greenwood erste Einblicke in die Dramaturgie der Radiohead-Konzerte. Die Band plant 20 Arena-Konzerte in fünf Städten. Die ersten gemeinsamen Auftritte seit sieben Jahren.

Radiohead kehren mit flexibler Dramaturgie auf die Arenabühnen zurück

Im Adam Buxton Podcast skizziert Greenwood die Ausgangslage. Man habe das Repertoire „auf etwa 70 Songs reduziert“. Er und sein Bruder Jonny Greenwood würden über die Setlist allerdings nicht entscheiden – „weil wir zu unentschlossen sind“. Statt eines starren Plans wolle man das Programm „wie Straßenmusiker“ behandeln. Songs in beliebiger Reihenfolge, „je nach Raum, Akustik und Energie im Saal“. Hoffen wir, dass die Band das gut hinbekommt – selbst Setlist-Rotierer wie Pearl Jam schreiben sich vor dem Gang auf die Bühne zumindest noch auf, welche Lieder gleich gespielt werden …

Greenwood dämpft zugleich die Hoffnung auf neues Material. Zumindest zum Tourstart. Es sei „die erste Tour, auf der wir voraussichtlich kein neues Material ausprobieren“. Ganz ausschließen will er spontane Einfälle nicht. „Vielleicht kommt noch etwas dazu – oder auch nicht.“ Diese Offenheit passt zum Impro-Geist der Band. Der Pool aus 70 Stücken lässt große thematische Bögen zu – vom frühen Art-Rock über die elektronischen Epochen bis hin zu den kammerspielartigen Spätwerken.

Der Mix-Ansatz bietet zudem Raum für regionale Akzente. Städte-spezifische Schwerpunkte, selten gespielte Deep Cuts oder alternative Arrangements sind denkbar. Gerade Radiohead profitieren von Sequenzen, die Spannung über mehrere Songs aufbauen – etwa von fragilen Pianopassagen in eruptive Gitarrenwände, oder von Beat-getriebenen Elektronikphasen in orchestrale Weite.

Zwischen Absage und Andeutung: Die lange Spur zur Reunion

Eigentlich ein idealer Fall, um sich gleich Karten für alle vier Konzerte in einer Stadt zu besorgen. So wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dann sehr viele verschiedene Songs zu hören. Aber das geht leider nicht. Die strengen Vorverkaufsregeln sehen vor, dass ein Käufer lediglich Karten (vier maximal) für eine einzige Stadt erwerben kann. So wollen Radiohead sicherstellen, dass möglichst viele verschiedene Fans überhaupt eines der Konzerte sehen können. Denn der Andrang auf die 20 Arena-Shows könnte sehr, sehr groß werden. Wer Tickets sucht, achtet jetzt vielleicht weniger auf fixe Songversprechen und mehr auf das Erlebnis einer Band, die ihre Diskografie als lebendige Partitur begreift.

Die Rückkehr von Radiohead war keineswegs vorgezeichnet. Bereits im Vorjahr bestätigte Greenwood gemeinsame Sommerproben. Er betonte aber, das deute nicht automatisch auf Tourpläne hin. Kurz darauf erklärte Thom Yorke öffentlich, es sei ihm „wirklich scheißegal“, ob die Fans eine Rückkehr wollten. Die Botschaft wirkte final. Und doch blieb die Geschichte offen.

Im März nahmen Spekulationen wieder Fahrt auf. Die Band gründete eine eigene Personengesellschaft, um geschäftlich unabhängiger von Labels und externen Partnern agieren zu können – ein Move, der kreative und organisatorische Autonomie signalisiert.