Lionel Richie: Michael Jackson war ein „Stinker“

Der Schmuse-Soulsänger und Mitbegründer der Commodores haut in seinen Memoiren einen raus

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In seinem kürzlich erschienenen Memoirenband „Truly“ gewährt Lionel Richie intime Einblicke in seine jahrzehntelange Karriere, wie es schön im Klappentext heißt.

Er erzählt dabei auch Anekdoten über langjährigen Weggefährten wie etwa Michael Jackson. Besonders „augenzwinkernd“ erinnert er sich an Jacksons legendären, wenngleich wenig glamourösen Spitznamen: „Smelly“ – so wurde der 2009 verstorbene „King of Pop“ in Insiderkreisen genannt.

Laut Richie trug Jackson tagelang, dieselben, nicht mehr ganz taufrischen Klamotten; zumindest in Phasen seiner Vita.

Smelly Jackson hatte keine Wahl

Der Ursprung des Spitznamens sei auf Produzentenlegende Quincy Jones zurückzuführen, der Jacksons mangelnde Kleiderhygiene scherzhaft kommentierte. Richie beschreibt, dass Michael ihm diese wenig schmeichelhafte Stichelei nicht übelnahm – im Gegenteil: „Er lachte darüber, weil ihm gar nicht bewusst war, wie lange er seine Kluft schon nicht mehr gewechselt hatte.“

Der technische Hintergrund des etwas eigenen „Kleidungsstils“ sei Jacksons weltweite Berühmtheit gewesen: Ein normaler Einkauf in den Innenstädten rund um den Globus wäre für ihn unmöglich gewesen, und private Reinigungskräfte hätten seine Kleidung oft genug als Souvenir oder Trophäe behalten. So habe Jackson notgedrungen oft dasselbe Outfit getragen, bis es buchstäblich „untragbar“ war. Richie schildert Szenen, in denen Jackson in ollen, abgeranzten Jeans bei ihm auftauchte. Er kolportiert „liebevoll“, wie er ihm eine Dusche und frische Kleidung verordnete.

Trotz solcher Schrullen habe Jacksons Exzentrik seinem kreativen Genie keinen Abbruch getan – eine Feststellung, die Richie mit wohlwollender, aber auch onkelhafter Ironie kommentiert: „Wir alle haben unsere Macken.“

Richie bleibt in „Truly“ ansonsten nicht bei solchen Anekdötchen stehen.

Lionel Richie, der „Brückenbauer“ zwischen Soul, Pop und R&B

Es entfaltet sich vielmehr ein facettenreiches Schaffen des Soft Soulers mit all seinen Mega-Hits wie „All Night Long“, „Hello“ oder „Say You, Say Me“.
Richie sieht sich als „Brückenbauer“ zwischen Soul, Pop und R&B. Dazu kommt sein politisches und soziales Engagement, etwa als Mitinitiator des Welthits „We Are the World“. Weit kommerzieller gestrickt ist seine Arbeit als Juror im US-TV-Format „American Idol“, wo er junge Talente mediengerecht „fördert“.

Mit seiner Easy-Going-Showtour „Sing a Song All Night Long“ füllt er weiterhin Arenen weltweit – zuletzt gemeinsam mit Earth, Wind & Fire. Er engagiert sich auch für die „Breast Cancer Research Foundation“ oder die „Prince’s Trust Charity“.

Richie präsentiert sich in „Truly“ ein wenig selbstgefällig, aber stets mit Humor. Ein Geschichtenerzähler vor dem lieben Herrgott halt.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.