Bromance ist tot: Warum es zur Trennung der Besties Trump und Musk kam
Es ist ein wirklich düsterer Tag in der Politik, wenn zwei reiche Narzissten wie Trump und Musk sich nicht mehr verstehen können

Die Epidemie männlicher Einsamkeit hat erneut zugeschlagen. Tech-Oligarch Elon Musk und Präsident Donald J. Trump gehen nach etwa einjähriger Freundschaft, die auf beispiellosen politischen Ausgaben und gegenseitiger Korruption beruhte, getrennte Wege. C’est la vie, nicht wahr?
Rücktritt mit goldfarbenem Schlüssel
Angeblich ist der Auslöser für den Bruch der „Bromance“ das „große, schöne“ Steuergesetz, das Trump durch den Kongress bringen will. Musk hat sich beschwert, völlig korrekt ausnahmsweise –, dass dieses Gesetz das Haushaltsdefizit um Billionen erhöhen würde. Doch langjährige Beobachter des früheren „First Buddy“ und des Oberbefehlshabers haben schon lange vermutet, dass ihre politische Allianz nicht von Dauer sein würde. Zwei launische, rachsüchtige, nach Aufmerksamkeit gierende Milliardäre, die von ihrer eigenen Größe überzeugt sind, gemeinsam im Weißen Haus? Weitaus effizienter, nur einen dort zu haben.
Zu diesem Zweck trat Musk vergangene Woche von seiner Rolle als De-facto-Leiter des sogenannten Department of Government Efficiency – DOGE – zurück, das sein Ziel erreicht hatte. Nämlich willkürlich Tausende Regierungsangestellte zu entlassen. Und durch eingefrorene Auslandshilfe Hunderttausende Kinder im Ausland sterben zu lassen. Im Oval Office trat Musk mit einem Veilchen auf, das, wie er behauptete, von seinem fünfjährigen Sohn stamme, der ihm ins Gesicht geschlagen habe. Der Tesla- und SpaceX-CEO erhielt für seine Bemühungen einen kitschigen goldfarbenen Dekoschlüssel. Wobei Trump versprach, Musk würde „nicht wirklich“ die Regierung verlassen. Und weiterhin beratend tätig sein, während er sich um sein vernachlässigtes Imperium kümmere.
Eskalation auf Social Media
Doch trotz dieses bizarren Schauspiels gegenseitigen Respekts gerieten die beiden schon am darauffolgenden Donnerstag aneinander wie Reality-TV-Stars nach ein paar Flaschen Chardonnay. Trump sagte der Presse, er sei „sehr enttäuscht“ von Musk wegen dessen Kritik an dem Steuergesetz. Und vermutete, der Oligarch leide an „Trump Derangement Syndrome“, woraufhin Musk auf X postete, er habe Trumps Wahlsieg 2024 möglich gemacht. Er beklagte die „Undankbarkeit“ des Präsidenten.
Trump konterte auf Truth Social, er habe Musk satt und ihn rausgeworfen. Und deutete an, dass die Regierung Ausgaben kürzen könnte, indem sie Musks milliardenschwere Bundesaufträge storniere. Zu diesem Zeitpunkt war Teslas Aktienkurs bereits um rund 15 Prozent gefallen. Musk war bereit, nuklear zu eskalieren. Nachdem er auf X darüber nachgedacht hatte, „eine neue politische Partei in Amerika“ zu gründen, kündigte er an: „Zeit, die richtig große Bombe platzen zu lassen: @realDonaldTrump ist in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden.“ Der Streit war offiziell zu „Drake vs. Kendrick für Republikaner“ geworden, wie es ein X-Nutzer formulierte.
Öffentliches Spektakel und politisches Chaos
Dies war nicht das erste Mal, dass Musk jemanden wütend als Pädophilen verleumdete. Und es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein. Die sogenannte Epstein-„Akte“, wie sie von rechten Verschwörungstheoretikern beschrieben werden, ist im Wesentlichen ein Hirngespinst. Die angeblichen Enthüllungen der Regierung über Jeffrey Epsteins Menschenhandelsoperation blamierten sich durch spektakuläre Leere. Aber Trumps langjährige Verbindung zu Epstein ist so gut dokumentiert, dass es ein Wunder ist, dass Musk glaubte, irgendjemand könne über diese Anschuldigung überrascht sein.
Doch die Substanz dieses Angriffs ist beinahe nebensächlich. Musk war mehr als bereit, eine Viertelmilliarde Dollar auszugeben, um einen Mann zu unterstützen, den er nun offenbar für einen Sexualstraftäter hält. Solange es ihm selbst nützte. Der Beitrag markierte lediglich den Punkt ohne Rückkehr in ihrer Diplomatie.
Liberale und Linke, die sowohl Trump als auch Musk verachten, bejubelten die offenen Feindseligkeiten als unterhaltsames Blutbad. Ein Comedian erklärte in einem Meme-Edit der berühmten „Independence Day“-Rede, es sei „Unser zwei-dumme-Wichser-kämpfen-Tag“. Auf der anderen Seite versuchte Fox-News-Moderator Jesse Watters die Situation zu relativieren. Er meinte, die beiden würden nur „Dampf ablassen“. Und spekulierte, dass sie sich „zusammenraufen“ könnten. Schließlich habe J.D. Vance Trump einst mit Hitler verglichen und sei dennoch sein Vizepräsident geworden. Konservative begannen schnell, sich zu positionieren. Haushaltsfalken stellten sich hinter Musk, während Trump-Loyalisten ihre Linie hielten.
Der Anfang vom Ende
Letzten Juli, nur Minuten nach einem gescheiterten Attentat auf Trump während einer Kundgebung bei Butler, Pennsylvania, stieg Musk erstmals auf den MAGA-Zug auf. Und brachte andere Tech-Milliardäre aus dem Silicon Valley mit sich. Er gründete das Super PAC „America PAC“, leitete deren (und sein eigenes) Vermögen in den Präsidentschaftswahlkampf. Und trat schließlich im Oktober mit Trump auf die Bühne. Wo er herumsprang wie ein Vorschulkind, das gerade erfahren hat, dass es 20 Minuten länger iPad-Zeit bekommt.
Mit Trumps Wahlsieg in allen Swing States, die America PAC mit einer rechtlich fragwürdigen Lotterieaktion ins Visier nahm (was mehrere Klagen nach sich zog), stiegen Teslas Aktienkurse. Musk wurde zum prominentesten Mitglied von Trumps innerem Kreis. Sehr zum Ärger jener, die schon vorher da waren. Nach der Amtseinführung gründete er DOGE. Ruinierte sein Image und seine Marken mit einem rücksichtslosen Angriff auf den Verwaltungsapparat, der vor allem in der Abrechnung mit Aufsichtsbehörden bestand. Trump zeigte sich großzügig. Und veranstaltete eine Tesla-Demo in der Auffahrt des Weißen Hauses, um Musks schwächelnden Autohersteller zu stützen. Auch wenn er gleichzeitig Steuervergünstigungen für E-Autos streichen wollte.
Natürlich war Musks Zuneigung zu Trump immer an Bedingungen geknüpft. 2022 argumentierte er, Trump solle lieber „in den Sonnenuntergang segeln“, anstatt erneut für die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu kandidieren. Woraufhin Trump über „fahrerlose Autos, die crashen“ und „Raketen zu nirgendwo“ spottete. Ursprünglich hatte Musk 2024 Floridas Gouverneur Ron DeSantis unterstützt. Am Ende war Trump jedoch seine beste Hoffnung, um eine Reihe von Regierungsuntersuchungen gegen seine Unternehmen abzuwehren.
Offene Drohungen, politische Eskalation
Nun, da diese Zweckbeziehung implodiert, scheint alles möglich. Musk spricht sich für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump aus. Er möchte ihn durch Vance ersetzen, der in der Tech- und VC-Welt bestens vernetzt ist. Er droht zudem, die SpaceX-Frachtraumschiffe, die die ISS versorgen, aus dem Verkehr zu ziehen. Währenddessen fordern Trump-nahe Influencer wie Steve Bannon, dass Musk seine Sicherheitsfreigaben entzogen werden. Dass er wegen Drogenkonsums untersucht und als illegaler Einwanderer abgeschoben werde. Selbst wenn das alles nicht eintritt, ist Musk plötzlich deutlich stärker dem Zugriff der Behörden ausgesetzt. Etwa durch ein laufendes Verfahren der US-Börsenaufsicht wegen seines X-Kaufs (ehemals Twitter), der inzwischen spürbar weniger Nazi-Inhalte enthält.
Diese Spaltung war sicherlich vorhersehbar. So unausweichlich wie die Tatsache, dass sie sich über trollhafte Statements in sozialen Netzwerken zwischen zwei Männern entlädt, die bei der kleinsten Kritik einen Wutanfall bekommen. Das Ganze ist vielleicht peinlich für die Nation. Aber eben auch so amerikanisch wie kaum etwas anderes.