Bruce Lee: Dies ist die Todesursache der Martial-Arts-Legende

Der Tod von Bruce Lee kam überraschend und sorgte für verrückte Theorien. ROLLING STONE blickt auf die Ereignisse im Juli 1973 zurück.

Als Bruce Lee am Morgen des 20. Juli 1973 aufwachte, war er ein gesunder 32-Jähriger. Er verbrachte den Tag damit, sich mit Produzenten für seinen nächsten Film zu treffen, und machte sich am Nachmittag auf den Weg zum Haus einer Freundin. Wenige Stunden später, bei Einbruch der Dunkelheit, lag der größte Martial-Arts-Künstler einer ganzen Generation tot auf einer Matratze auf dem Boden. Die Welt wunderte sich: Woran starb Bruce Lee?

Die Ursache lag in einer kleinen Entscheidung mit Konsequenzen, die niemand hätte vorhersehen können. Das Unheil begann zwei Monate zuvor, als Lee am 10. Mai 1973 während einer Synchronisationssitzung für seinen Film „Enter the Dragon“ zusammenbrach. Er wurde schnell ins Krankenhaus gebracht, wo er über starke Kopfschmerzen klagte und von Anfällen geplagt wurde.

Bruce Lee Mitte der 1960er-Jahre
Bruce Lee Mitte der 1960er-Jahre

Die Ärzte erkannten die Symptome eines Hirnödems, einer Erkrankung, bei der überschüssige Flüssigkeit im Gehirn Schwellungen und Schmerzen verursacht, und konnten ihn sofort mit Mannitol behandeln. Mannitol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Diuretika. Seine entwässernde Wirkung entfaltet er in der Niere. Dort regt Mannitol die Harnbildung an. Damit werden dem Blutkreislauf Wasser und Mineralien entzogen. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt fühlte sich Bruce Lee bereits viel besser. Gegenüber seinen Freunden sagte er überzeugt, dass Bruce Lee nicht so sterben würde.

Zurück zur Gewohnheit

Nach seiner Entlassung nahm er umgehend sein gewohntes Fitnessprogramm wieder auf und ernährte sich weiterhin auf gewohnte Weise: eine streng durchgesetzte Kombination aus Gemüse, Reis, Fisch und Milch, die alle Backwaren, raffiniertes Mehl und die meisten raffinierten Zuckerarten ausschloss. Bis zum 20. Juli desselben Jahres schien er sich sehr gut von seinem Hirnödem zu erholen und gab, abgesehen von gelegentlichen Kopfschmerzen, seinen Freunden und Mitmenschen keinen Grund zur Sorge.

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Der Tag, an dem Bruce letztendlich starb, war anstrengend und arbeitsreich für ihn. Er befand sich in Hongkong, wo viele seiner Filme gedreht wurden. Lee hatte sich fast den ganzen Tag mit dem Produzenten Raymond Chow ausgetauscht, um seinen bevorstehenden Film zu planen. Berichten zufolge war er voller Enthusiasmus und spielte bei Dreharbeiten trotz der sengenden Sommerhitze Szene für Szene mit jener Energie durch, die ihn zur einzigartigen Legende machte, als die er bis heute bekannt ist.

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Bruce Lee ist tot

Nach dem Treffen begab sich Bruce in die Wohnung einer Freundin – oder, wie einige Eingeweihte später aufklären sollte, seiner Geliebten, der taiwanesischen Schauspielerin Betty Ting Pei. Sie waren mehrere Stunden lang allein, dann machten sie Pläne für ein Abendessen mit Lees Produzent, um seinen Filmvertrag abzuschließen. Gegen 7:30 Uhr abends, kurz vor ihrer Abreise, klagte Lee erneut über starke Kopfschmerzen. Ting Pei gab Lee ein gewöhnliches Schmerzmittel, das Aspirin und ein als Meprobamat bekanntes Beruhigungsmittel enthält. Nachdem er es eingenommen hatte, legte er sich hin.

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Nach ein paar Stunden, als Bruce Lee nicht zum Abendessen herunterkam, ging Ting Pei zu ihm hinauf, um nach ihm zu sehen. Sie fand ihn bewusstlos. Sofort rief sie den Produzenten Raymond Chow an, der umgehend herbeieilte. Auch seine Versuche, den berühmten Schauspieler aufzuwecken, blieben erfolglos. Gemeinsam riefen sie einen Arzt zur Hilfe, der weitere zehn Minuten versuchte, Lee wiederzubeleben. Da auch er nicht in der Lage ware, den Kampfsportler wieder zu Bewusstsein zu rufen, schickten sie ihn in einer Ambulanz in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Als der Krankenwagen im Krankenhaus eintraf, war Bruce Lee bereits tot.

Bruce Lee am Set von „Enter the Dragon“

Die Autopsie von Bruce Lee

Da Lees Körper keine äußeren Anzeichen einer Verletzung aufwies, wurde eine Autopsie durchgeführt, die ergab, dass Bruce Lees Tod die Folge einer schweren Hirnschwellung war: Eine Flüssigkeitsansammlung hatte zu einer 13-prozentigen Vergrößerung des Organs geführt. Chow behauptete, dass Bruce Lees Tod das Ergebnis einer allergischen Reaktion auf das Schmerzmittel war, das ihm verabreicht worden war. Der Autopsiebericht bestätigte seine Behauptung sogar teilweise. Obwohl mehrere nachfolgende Untersuchungen den Bericht des Gerichtsmediziners untermauerten, hielten sie eine Flut von Verschwörungstheorien nicht auf.

Wie bei anderen Stars, die ebenfalls in jungen Jahren an Drogenkomplikationen starben, darunter Elvis Presley und Marilyn Monroe, schienen der Öffentlichkeit Berichte von qualifizierten Ärzten, nicht ausreichend zu sein. Lees Freund Chuck Norris behauptete, es habe eine Wechselwirkung mit Muskelrelaxantien gegeben, die Lee eingenommen hatte. Norris Worte lösten eine Debatte darüber aus, welche Mittel Bruce Lee darüber hinaus zu sich genommen hatte: Stimulanzien, um ihn in Form zu halten? Kräuterzusätze, um ihn gesund zu halten?

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Verschwörungstheorien

Es gab zudem das Gerücht, dass Bruce Lees Tod durch eine Prostituierte verursacht wurde, die er gewalttätig angegangen haben soll. Das Gerücht behauptete, dass Lee unter dem Einfluss eines starken Aphrodisiakums stand, das ihn die Kontrolle verlieren ließ. Die Prostituierte habe ihn dann in Notwehr getötet. Einige Fans von Lee, die gehört hatten, dass die tödliche Dosis des Schmerzmittels von Betty Ting Pei verabreicht worden war, behaupteten, sie habe ihn absichtlich vergiftet. Sie habe für eine Geheimgesellschaft gearbeitet, die Bruce Lee tot sehen wollte. Eine plausible Erklärung, warum eine solche Gesellschaft den Tod des Schauspielers für wünschenswert halten sollte, konnte natürlich nicht gegeben werden.

Weitere Theorien sahen jeden in die Geschichte verwickelt, von allen möglichen Mafias (italienische, chinesische, amerikanische) über verrücktgewordene Fans (ja, genau so) bis hin zu Lees eigener Familie. Tatsächlich hält sich die Theorie eines Familienfluchs der Lees besonders hartnäckig. Die Legende vom Fluch der Familie Lee kam zwanzig Jahre nach dem Tod des berühmten Kampfkünstlers ans Licht. Bruce Lees einziger Sohn, Brandon Lee, trat in die Fußstapfen seines Vaters, sowohl als Schauspieler als auch als Kampfkünstler.

Der vermeintliche Fluch der Familie Lee

1993 war Brandon Lee ein Star auf dem Vormarsch – der 28-Jährige hatte gerade die größte Rolle seiner Karriere an Land gezogen. Er spielte Eric Draven in The Crow“, Film auf Basis eines Comics über einen ermordeten Rockmusiker, der von den Toten zurückkehrt, um in einer dunklen, Gotham-artigen Landschaft seinen und den Mord an seiner Verlobten zu rächen. Es war der Film seines Lebens, doch er war nicht mehr lebendig, um die Rezensionen zu lesen. Bei einem verrückten Unfall wurde Brandon Lee während der Dreharbeiten am Set erschossen, als eine Requisitenpistole, die nicht geladen werden sollte, einen scharfen Schuss in seinen Unterleib abgab.

Buce Lees Familie, Ende der 1950er-Jahre. Der Schauspieler steht ganz rechts im Bild.

Wie bei seinem Vater kursierten Gerüchte über eine Verschwörung, selbst nachdem Beamte seinen Tod als Unfall eingestuft hatten. Das ebenfalls frühe Ende des zweiten Lees mit Weltruhm führte rasch zu der Geschichte eines Familienfluchs der Lees. Jemand grub zudem die Information aus, dass Bruce Lees älterer Bruder ebenfalls unter mysteriösen Umständen gestorben war, bevor Bruce Lee geboren wurde – und damit wurde das Gerücht zu einer vollwertigen Verschwörungstheorie.

Wie ist Bruce Lee gestorben? Die Antwort liegt in den medizinischen Berichten der Fachleute. Aber vielleicht hätte Lee, überschwänglich und dramatisch wie er war, nichts gegen ein kleines Rätsel um seine letzten Stunden. Ein passendes Ende für die Legende, die so viele inspirierte.

„Bruce Lee war ein leicht arroganter Typ“

Noch lange nach seinem Tod besteht die Legende fort. Sogar im Hollywood der letzten Jahre sorgte Bruce Lee für Gesprächsstoff, so z.B. im Kontext des Tarantino-Films „Once Upon A Time…In Hollywood“. Die Geschichte begleitet Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und seinen Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt), die im Los Angeles der 1960er-Jahre versuchen, große Filmaufträge an Land zu ziehen. Shannon Lee, Bruce Lees Tochter, kritisierte jedoch eine berüchtigte Szene, in der ihr Vater (dargestellt von Mike Moh) auf einen der Protagonisten trifft und es zu einem Kampf kommt. Lee werde darin falsch dargestellt. Tarantino äußerte sich selbst zu den Vorwürfen.

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Wie „The Wrap“ berichtete, habe der 57-Jährige bei einer Pressekonferenz in Moskau erklärt, er halte die Darstellung Lees für fair und sehr treffend. „Bruce Lee war ein leicht arroganter Typ“, so der Regisseur. „Die Art, wie er geredet hat, ich habe den Großteil ja nicht einfach erfunden. Ich habe ihn solche Dinge schon sagen hören.“ Auch zu der Kritik, Pitts Rolle könne einen ausgebildeten Kampfsportler nicht so leicht besiegen, hatte Tarantino eine Erklärung: „Cliff ist ein fiktionaler Charakter. Wenn ich sage, er ist Bruce Lee im Kampf gewachsen, dann ist er Bruce Lee im Kampf gewachsen.“

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Michael Ochs Archives Getty Images
Stanley Bielecki Movie Collectio Getty Images
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