Darum werfen Beyoncé und Lizzo „Spaz“ aus ihren Songs

Sowohl in Lizzos „Grrrls“ als auch in Beyoncés „Heated“ kommt das sehr offensive Wort „Spaz“ vor. Im Deutschen kennt man es als „Spast“. Ein Erklärungsversuch in einer intensiven Debatte.

Allzu viel haben Beyoncé und Lizzo nicht gemeinsam, beide gehören aber zu jenen Musikerinnen, die nicht nur aufgrund ihrer Songs von der Welt bewundert werden, sondern auch weil sie eine Botschaft für mehr Toleranz, Diversität und weibliches Selbstbewusstsein vermitteln.

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Irritierend ist es deshalb schon, dass ausgerechnet beide wegen des selben Wortes ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten, das auf ihren neuen Alben zu finden ist. Sowohl in Lizzos „Grrrls“ als auch in Beyoncés „Heated“ kommt das sehr offensive Wort „Spaz“ vor. Übersetzt werden könnte es mit „Spast“ oder Spasti“. Natürlich handelt es sich um einen Slang-Begriff, der ganz bewusst rüde verwendet wird.

Lizzo singt: „Hold my bag, b*tch, Hold my bag. Do you see this sh*t? I mma spazz.“ Bei Beyoncés heißt es: „Spazzin‘ on that ass, spaz on that ass / Fan me quick, girl, I need my glass“.

Was ist Spastik?

Das ähnlich wie der Duden im deutschen Sprachraum für die englische Sprache intensiv genutzte Wörterbuch Merriam-Webster definiert „spaz“ als „jemanden, der ungeschickt ist“ und stuft den Begriff als beleidigenden Slangbegriff ein. Es leite sich von „spastisch“ und „Spastizität“ ab.

Was ist Spastik? Laut Lehrbuchdefinition leitet sich der Begriff von dem griechischen Wort spasmós ab und bedeutet Krampf. „Aus medizinischer Sicht handelt es sich um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung (auch Muskeltonus bezeichnet), die durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) hervorgerufen wird.“ (Spastikinfo.de)

Aus diesem Grund wird das Wort „Spast“ als abwertende Bezeichnung für Menschen mit zerebraler Lähmung, auch bekannt als spastische Diplegie, angesehen. Wenn man so will, ist die Verwendung des Begriffs ähnlich wie im Deutschen etwa „Schwuchtel“ oder „Jude“. Es geht weniger darum, den anderen wegen seines Schwulseins oder Jüdischseins zu beleidigen, sondern die Beleidigung konzentriert sich auf einen Opferstatus, der durch die im Grunde unsinnige, immer aber herabsetzende Verwendung den Menschen, die tatsächlich unter ihrem Homosexuellsein (mittels staatlicher Verfolgung, juristischer Bestrafung oder gesellschaftlicher Ablehnung) oder Jüdischsein (Antisemitismus) zu leiden haben oder hatten, noch einmal mehr Schmerzen zufügt. Die Pein wird so sozusagen sprachlich zementiert, auch wenn die semantische Ebene eigentlich eine andere sein mag.

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Aufgrund des beleidigenden Charakters von „spaz“ änderte Lizzo zuletzt die Zeile in „Grrrls“, während ein Vertreter von Beyonce am Montag (01. August) nach intensiver Netzkritik versprach, das Gleiche für die Zeile in „Heated“ zu tun.

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