Donald Trump wies Epstein-Opfer privat als „Demokraten“ ab

Trump und seine Regierung kämpfen darum, den Skandal um den Umgang mit dem verurteilten Sexualstraftäter zu vertuschen

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Donald Trump, Republikaner im Kongress und die Verbündeten des Präsidenten in rechten Medien versuchen alles, um die öffentliche Empörung über ihr misslungenes Vorgehen in der Jeffrey-Epstein-Ermittlung verschwinden zu lassen. Während Berichte darauf hinweisen, dass Trumps Name in den Regierungsakten zu dem verurteilten Sexualstraftäter auftaucht.

Opferkritik an Justizministerium und Hafterleichterung für Maxwell

Die Bemühungen der Regierung, die Affäre unter den Teppich zu kehren, werden erschwert, weil einige Opfer Epsteins und ihre Familien öffentlich sprechen, während der Skandal an Fahrt aufnimmt. Trump hat sich ihnen nicht gestellt. Doch laut zwei mit seinen privaten Äußerungen vertrauten Quellen hat er in den vergangenen Wochen wiederholt die Medienauftritte der Opfer und ihrer Angehörigen kritisiert. Er habe behauptet, einige wollten ihn nur in ein schlechtes Licht rücken. Oder andeuten, er habe sich in seiner Zeit als Epsteins Freund und Partygast falsch verhalten. Teilweise habe Trump gesagt, einige dieser Personen seien offensichtlich politisch „Demokraten“. Und möglicherweise in Absprache mit bekannten liberalen Anwälten oder Gruppen unterwegs.

„Nichts davon stimmt“, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses. „Nur ein weiterer verzweifelter Versuch des gescheiterten ROLLING STONE.“

Überlebende von Epsteins Missbrauch kritisieren seit Wochen das Vorgehen der Trump-Regierung, nachdem das Justizministerium Anfang Juli verkündet hatte, die sogenannten Epstein-Akten nicht zu veröffentlichen. Der Protest verstärkte sich, als bekannt wurde, dass Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell nach Gesprächen mit dem Justizministerium in Florida in ein deutlich komfortableres Gefängnis in Texas verlegt wurde. Maxwell verbüßt eine 20-jährige Haftstrafe, nachdem sie 2021 wegen Kindersexhandels und weiterer Delikte im Zusammenhang mit Epstein verurteilt worden war. Das „Wall Street Journal“ berichtete vergangenen Monat, dass das Justizministerium den Präsidenten informiert habe, sein Name tauche in Beweismitteln des Falls auf. In welchem Zusammenhang, sei unklar.

Vorwürfe der „Auslöschung“ und Protest gegen mögliche Begnadigung

Die Schwestern Annie und Maria Farmer, die Epstein des Missbrauchs beschuldigten und gegen Maxwell ausgesagt hatten, kritisierten öffentlich, dass Opfer bei den Entscheidungen übergangen würden. Annie Farmer sagte Anfang des Monats bei CNN, dieser chaotische Prozess habe „einen echten Preis für die Überlebenden“. Sie erklärte, weder von den Gesprächen mit Maxwell noch von deren Verlegung in ein Gefängnis mit geringer Sicherheitsstufe informiert worden zu sein.

„Ein zentraler Bestandteil von Trauma ist das Gefühl der Kontrolllosigkeit. Und genau das wurde hier ausgelöst“, so Farmer. Selbst die Verlegung habe sie erst aus den Medien erfahren. Sie fügte hinzu, dass Versuche rechter Kommentatoren, Maxwell als weiteres Opfer Epsteins darzustellen, eine Strategie seien, um eine mögliche Begnadigung durch Trump für die Öffentlichkeit „akzeptabler“ zu machen. Trump habe eine Begnadigung nicht ausgeschlossen. Und betont, dass er dazu „befugt“ sei.

„Es scheint, dass diese Kampagne nicht funktioniert. Die Menschen erkennen, dass sie eine Täterin ist. Keine Geschädigte“, sagte Farmer.

Im vergangenen Monat erklärte Danielle Bensky, die Epstein 2004 des Missbrauchs beschuldigte, gegenüber NBC News, das Vorgehen des Präsidenten und seiner Verbündeten fühle sich an, „als würden wir ausgelöscht“. „All die mutigen Frauen, die an die Öffentlichkeit gegangen sind. All die Arbeit, die wir geleistet haben, um der Welt zu erzählen, was uns passiert ist. Sie wird ausgelöscht“, so Bensky.

Gerichtsbeschwerde und politischer Druck

Die Familie von Virginia Giuffre, einem Epstein-Opfer, das sich Anfang des Jahres das Leben nahm, reagierte auf Trumps Bemerkung, Epstein habe Giuffre „aus dem Spa von Mar-a-Lago gestohlen“. In ihrer Erklärung hieß es: „Wenn unsere Schwester heute sprechen könnte, wäre sie am meisten darüber empört, dass die Regierung einer bekannten Meineidigen zuhört, die wiederholt unter Eid gelogen hat.“ Die Familie forderte Antworten. „Überlebende verdienen das.“

In einem Schreiben an ein US-Bundesgericht erklärte ein anonym bleibendes Opfer, man sei zwar „für vollständige Transparenz in diesem Fall“. Aber man verdiene diese auch „von unserer eigenen Regierung, den Behörden, die uns hätten schützen sollen. Und sie haben uns vollkommen im Stich gelassen“.

Am Montag kündigte der republikanische Abgeordnete Thomas Massie (Kentucky) an, gemeinsam mit dem Demokraten Ro Khanna (Kalifornien) am 3. September eine Pressekonferenz mit Epstein-Überlebenden und deren Anwälten abzuhalten. Ob die Familien je ein Gespräch mit Trump oder hochrangigen Regierungsvertretern führen werden, bleibt unklar.

Trumps Frustration über die Opfer und ihre Angehörigen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem seine Regierung erfolglos versucht, die öffentliche Aufmerksamkeit von seiner Verbindung zu Epstein und der Entscheidung, die Regierungsakten unter Verschluss zu halten, abzulenken. Der Präsident sucht verzweifelt nach anderen Themen. Bis hin zur Wiederbelebung unbegründeter Theorien über die Russland-Ermittlungen 2016. Trump fordert sein Justizministerium auch auf, gegen Barack Obama und andere politische Gegner vorzugehen.