Ein Märchen scheint der Zeit entrückt: Das Erste will keine Winnetou-Filme mehr zeigen

Eine „RBB“-Redakteurin erklärte, sie lasse keine Sendungen mehr ausstrahlen, in denen das „I-Wort“ überhaupt falle.

Ein Western-Märchen scheint der Zeit entrückt: Die „ARD“ hat sich bereits im Jahre 2020 dazu entschieden, die Lizenzen für die Winnetou-Filme nicht zu verlängern. Das berichtet die „Bild“-Zeitung.

Bei den Öffentlichen gibt es zwei Meinungen

Doch auch beim Öffentlich-rechtlichen-Rundfunk scheinen sich die Geister zu scheiden – denn nicht alle von Gebührengeldern finanzierten Fernsehanstalten haben sich von dem fiktiven Apachen-Häuptling abgewendet. So halten „ZDF“ und „BR“ weiter an dem Klassiker fest: „Im Einzelfall wird bei allen Filmen stets geprüft, ob der jeweilige Film in unser Programm passt“, zitiert „Bild“ eine Sprecherin des „Bayerischen Rundfunks“.

Im Zweiten Deutschen Fernsehen wurden zuletzt im Juni zwei Karl-May-Verfilmungen ausgestrahlt: „Der Ölprinz“ und „Der Schatz im Silbersee“. Für den 3. Oktober steht mit „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ die nächste Ausstrahlung im Programmkalender des Mainzer Senders. Eine „RBB“-Redakteurin hingegen erklärte bei „Brand Eins“, sie lasse keine Folgen mehr ausstrahlen, in denen das „I-Wort“ überhaupt falle.

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Nachdem der Ravensburger-Verlag am Montag (22. August) bekanntgegeben hatte, zwei „Winnetou“-Bücher nicht mehr zu vertreiben, ist in Deutschland ein heftiger Streit entbrannt. Die einen behaupten, dass das Leben von Indigenen in den Erzählungen romantisiert werde: Weiße Menschen würden sich einer Kultur bedienen, die nicht ihre eigene ist. Problematisch sei das vor allem, weil Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft einzelne Elemente der Kultur einer Minderheit kommerzialisieren und aus dem Zusammenhang reißen.

Für den Karl-May-Experten Andreas Brenne sind die auf den Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ basierenden Bücher hingegen unbedenklich: „Ich halte es für nicht richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte der Kunstpädagogikprofessor. Dabei werde schon in einer Vorbemerkung klargestellt, dass das Buch als fiktionale Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker zu verstehen sei.

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