Winnetou, kulturelle Aneignung und Cancel Culture: Karl-May-Verlag kritisiert Ravensburger scharf

Nachdem der Ravensburger Verlag einige „Winnetou“-Romane aus dem Sortiment genommen hat, meldet sich nun der Karl-May-Verlag zu Wort – und nennt die Diskussion „unsäglich“ und „völlig unnötig“.

Sind Karl Mays „Winnetou“-Romane im Jahr 2022 politisch nicht mehr tragbar? Das empfinden zumindest einige aufgebrachte Twitter-Nutzer so — und sorgten im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Films „Der junge Häuptling Winnetou“ für eine Empörungswelle. Winnetou sei rassistisch und bediene Klischees, hieß es etwa. Der Ravensburger Verlag, bei dem das Buch zum Film erschienen war, beugte sich dem Druck — und nahm das Buch, gemeinsam mit anderen „Winnetou“-Romanen, aus dem Sortiment. Was bei einigen offensichtlich für Genugtuung sorgte, stieß wenig überraschend auch auf Fundamentalkritik. Nun meldete sich der Karl-May-Verlag zu Wort — und richtete harte Worte gen Ravensburger.

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„Die Kollegen von Ravensburger können wir nicht verstehen und natürlich bleibt der Karl-May-Verlag standhaft. Unsere Bücher bleiben auf dem Markt und weiter im Angebot“, erklärt Verlagschef Bernhard Schmid gegenüber „Bild“. Die Argumente könne er nicht nachvollziehen: „In der unsäglichen und völlig unnötigen und jeder echten Grundlage entbehrenden aktuellen Diskussion um Karl May und seine neueste Filmadaption wird leider viel Falsches behauptet und man bleibt in der Kritik jeden Beweis schuldig.“

Falsche Anschuldigungen gegen Karl May

Dass dem sächsischen Buchautor (1842-1912) Unrecht getan werde, sei nichts Neues: „Karl May war in den vergangenen 130 Jahren immer wieder Zielscheibe falscher Anschuldigungen. Zum Ende des Kaiserreichs wurde er mit Vorwürfen verfolgt, weil zu pazifistisch und auf Völkerverständigung bedacht war. Heute wirft man ihm vor, er sei Kolonialist und Rassist. Das ist blanker Unsinn“, meint Schmidt — und rät jedem „Tastaturkrieger“, sich mit Mays Werk zu befassen. Zum Beispiel mit „Winnetou I“, worin er ausgiebig den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern zum Thema macht und anprangert.

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Ravensburger hatte am 11. August in einem Statement erklärt: „Wir haben die vielen negativen Rückmeldungen zu unserem Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ verfolgt und wir haben heute entschieden, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen“. Der Verlag bedankte sich für die Kritik und schrieb weiter: „Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich.“

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