George Michael: „Listen Without Prejudice Vol. I“ – Track By Track Review
Ein weiterer Künstler, der vor dem Erfolg flüchten wollte: „Faith“ machte George Michael zum Superstar. Mit dem Nachfolger tat er sich schwer – „Listen Without Prejudice Vol. I“ aber wurde sein bestes Album.
6. Waiting For That Day
Der Rhythmus ist nicht gut gealtert: James Browns „Funky Drummer“-Sample war das Weapon Of Choice vieler Künstler Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. Nach den Fine Young Cannibals und Sinead O‘ Connor war nun George Michael an der Reihe. Allerdings enthält das Trennungslied auch eine seiner wagemutigsten Zeilen, in der er seine Sprachlosigkeit zum Ausdruck bringt: „It’s not as though we just broke up / it’s not as though it was yesterday / but something I just can’t explain / something in me needs this pain / I know I’ll never see your face again“. Den Song-Epilog mit dem Stones-Zitat „You Can’t Always Get What You Want“ hätte es da gar nicht mehr gebraucht.
7. Mother’s Pride
Eine Piano-mit Streicher-Ballade über die bedingungslose Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, egal welche Kämpfe es buchstäblich in seinem Leben noch austragen muss. Das leider schmalzige Lied enthielt während des Golfkriegs 1991 eine Aufwertung, als es im US-Radio rauf und runter gespielt wurde, die DJs blendeten dazu Grüße der Angehörigen von Soldaten ein.
8. Heal The Pain
Das Dumm-di-Dumm-Potential dieses Gitarren-Liebeslieds hat auch Paul McCartney erkannt, der mit George Michael 2008 eine Neueinspielung als Duett in Angriff nahm. Die gemeinsame Version klingt noch mehr nach Lagerfeuer als die Albumfassung. „Heal The Pain“ wurde als vierte Single ausgekoppelt, aber bereits nach Auskopplung zwei, „Freedom ’90“, war für die Fans die Luft aus „Listen Without Prejudice Vol. I“ raus. Nur Platz 31 in den UK-Charts.
9. Soul Free
Ein Geheimfavorit des Albums, und das an unauffälliger, vorletzter Position. Als eine Art Dirty Dub zieht „Soul Free“ dräuend seine Kreise und ist, trotz seiner Langsamkeit, neben „Freedom! ’90“ der einzige Dancefloor-Song der Platte. Und leider eines der wenigen Stücke, die noch immer auf ihre Live-Premiere warten.
10. Waiting (Reprise)
Wie der Titel ankündigt, eine Art Epilog und Variation von „Waiting For That Day“. Der ehemals Verlassene sieht nun einen Hoffnungsschimmer: „But you once said / There’s a way back for every man / So here i am / Don’t people change, here i am / Is it too late to try again“. Der Song war auch das Eröffnungsstück seiner „2 Live“-Tournee von 2006, das „Here I am“ mit anschließendem Scheinwerferlicht auf den Sänger sorgte damals für Entzückung bei den Fans.