Ich lebe in einer Phantasiewelt

Zum neuen Kriminalfilm "Jagd auf Nihil Baxter": ein sehr kurzes Gespräch mit Helge Schneider

Du tust mir bei Deinen Auftritten immer ein bißchen leid: Du setzt Dich ans Klavier, und die Leute lachen sich kaputt, weil sie denken, daß das jetzt einfach auch lustig sein muß. Du bist ja eigentlich Musiker…

Das sind Fragen, mit denen ich selber nichts anfangen kann. Das sind ja immer dieselben Fragen, und ich kann die ja selber nicht beantworten, das können andere vielleicht besser.

Gut, aber Du wirst doch zumindest Deine „Tätigkeit“ beschreiben können: wie es dazu kam, vom E-Musiker zum Komiker. In Deiner Autobiographie steht ja auch, daß Du gern ernste Musik mit absolutem Schwachsinn mischst.

Eigentlich ist das ja gar kein Schwachsinn. Ich kann Dir nicht sagen, wie es dazu kommt, ich will das auch nicht. Ich habe mal probiert, Deine in Deiner Biographie ziemlich grausam geschilderte Jugendzeit im Zusammenhang mit Deiner Art von Kunst/ Humor zu interpretieren: Deinen Humor könnte man ja ab infantil beschreiben…

Ich möchte kein Interview in der Art geben.

Wie möchtest Du es denn?

Gar nicht mehr. Ich lebe in einer Phantasiewelt, und ich mache meine Arbeit, und ich habe keine Lust, darüber zu sprechen. Du kannst darüber mit jemand anders sprechen, aber nicht mit mir. Ich will darüber nicht sprechen, verstehste das? Meine Arbeit ist, was zu schreiben, einen Film zu drehen oder Musik zu machen, ich will aber nicht darüber sprechen. Das kannst Du auch gerne in der Zeitung schreiben. Fertig. Tut mir leid, das sage ich jedem. Ich hab echt die Schnauze voll, weil diese Fragen ja immer wieder auftauchen. Dieselben Fragen, die an Steffi Graf gerichtet werden, werden mir auch gestellt. Das ist stereotyp. Ich habe genug dadurch gesagt, daß ich was mache und wie ich das mache. Ich brauche doch nicht darüber zu reden. Oder glaubst Du etwa, daß Picasso über sein Bild reden würde?

Der braucht das nicht Der ist ja auch tot und muß sich nicht mehr vermarkten…

Was ist denn das für ein Interview, wenn Du mich fragst, was ich mache. Das ist doch langweilig.

Nein, finde ich nicht. Beim Interview geht es doch darum, der Leserschaft eine Person darüber näherzubringen, wie diese ihre Arbeit bewertet, wie also beispielsweise der Mensch Helge Schneider zum Künstler Helge Schneider steht.

Aber das mache ich doch selber auf der Bühne!

Ich lege aber doch der Zeitung keine Kassette mit Auszügen aus Deinem Programm bei, sondern versuche, Dich durch ein gedrucktes Gespräch vorzustellen.

Paß auf. Du mußt in Deiner Zeitung nur schreiben, wann ich auftrete, dann können die Leute dahin kommen. Du brauchst doch gar nichts über mich zu schreiben. Wenn Du unbedingt willst, kannst Du ja auch einen meiner Auftritte kritisieren, oder ein Buch, eine Platte oder einen Film von mir, kein Problem. Das reicht dann aber auch, verstehste das nicht?

Nee, ich möchte es eben allgemeiner fassen.

Aber das möchte ich nicht. Das langweilt mich nicht nur, ich kann das gar nicht. Ich komme da nicht rein, ich kann da nichts zu sagen. Gut, dann muß ich jetzt was essen.

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