Interview: Mark Frost über die letzten Geheimnisse von „Twin Peaks“

Im Interview mit „Twin Peaks“-Co-Autor Mark Frost versuchen wir die letzten Fragen zu klären – und nehmen Abschied von David Lynch, der im Januar 2025 verstarb.

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Ab dem 13. Juni werden auf MUBI erstmals alle zwei Staffeln von „Twin Peaks“ (1990-1991) sowie die Mini-Serie „The Return“ (2017) ausgestrahlt. Die von David Lynch und Mark Frost konzipierte Mystery-Serie um den Todesfall der Laura Palmer hat Fernsehgeschichte geschrieben. Natürlich auch, weil sie mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hat. Im Interview mit Co-Autor Mark Frost versuchen wir einige davon zu klären – und nehmen Abschied von David Lynch, der im Januar 2025 verstarb.

Menschengemachtes Grauen: Die Atombombe und ihre Rolle

Mr. Frost, in der dritten „Twin Peaks“-Staffel wird, nach 37 Episoden, der Ursprung des Bösen erklärt. BOB entsprang dem Manhattan-Projekt, dem Trinity-Atomtest der Amerikaner. Sie grundieren das Teuflische also unerwartet im Irdischen. Den Weg zur Erde fand BOB, der die Identität von Menschen annimmt und sie in Mörder verwandelt, über des Menschen alleiniges Tun. Homo sapiens steht dem Teufel in nichts nach. 

Für David Lynch und mich war klar, dass wir in der dritten Staffel „The Return“ eine Ursprungsgeschichte für BOB als Symbol für das allgegenwärtige Böse in dem von uns geschaffenen Universum erzählen mussten. Und ich wollte das auf etwas zurückführen, das so stark war wie der Prometheus-Mythos. Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und es auf die Erde brachte. Wofür Prometheus natürlich einen schrecklichen Preis bezahlte. Die Geburt des Atomzeitalters hat eine Art Dunkelheit mit sich gebracht, die wir zuvor nicht wirklich gekannt hatten.

Der Schrecken der Atombombe ist menschengemacht. Es gibt keine Naturkatastrophe, die ihr gleichkommt.

Wir kannten zwar Krieg, Hungersnöte, Terror und extreme Gewalt gegenüber anderen Menschen. Aber wir waren noch nie mit etwas konfrontiert worden, das so existenziell bedrohlich war. Ich fand, dass das eine ziemlich gute Verbindung zwischen der Metapher und dem war, was wir bis zu diesem Punkt in der Geschichte gemacht hatten.

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Wie entstand die Atombomben-Episode 8 von „The Return“?

Ursprünglich wollten wir diese Geschichte in einer Folge von etwa 15 bis 20 Minuten erzählen. Als wir sie ausarbeiteten und überlegten, wie wir sie nutzen könnten, um viele der mythologischen Elemente miteinander zu verbinden, wurde daraus eine Stunde. Es wurde eine eigenständige Folge. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir die gesamte Staffel als ein einziges Drehbuch geschrieben. Wir haben nicht festgelegt, wo die Episoden beginnen und enden sollten. Dies schien uns ein perfekter Mittelpunkt in der Erzählung zu sein, um alle laufenden Geschichten anzuhalten – und die Zuschauer dann mit dieser Episode zu überraschen. Angesichts der Resonanz, die sie gefunden hat, denke ich, dass das eine gute Entscheidung war.

Grenzen der „Blue Rose“-Ermittlungen

Wenn aber nun der Mensch für BOB verantwortlich ist, weil die Atombombe einen Riss in der Dimension verursacht und BOB herbeigeholt hat – dann wäre BOB auch kein Blue Rose Case mehr, was in der Twin-Peaks-Terminologie bedeutet: kein übernatürliches Phänomen mehr.

Co-Schöpfer von „Twin Peaks“: Mark Frost (2017)

Ich stimme Ihnen in Bezug auf die „Blue Rose“ zu. Ich denke, das liegt außerhalb des Rahmens, für den die blaue Rose eingerichtet wurde: nämlich die mögliche Existenz von etwas Außerirdischem, nicht von etwas Innerirdischem. Aber ich denke auch nicht, dass sich das gegenseitig ausschließt. Ich glaube sogar, dass es sich um zwei separate Ermittlungsstränge handelt.

Eines meiner Lieblingspaare bilden die FBI-Agenten Albert Rosenfield und Gordon Cole, gespielt von Miguel Ferrer und David Lynch. Die Mount-Rushmore-Szene ist reine Comedy. Wie kamen Sie darauf?

Persönliche Beziehungen und Abschiede

Wir hatten eigentlich gehofft, eine Szene in den Dakotas zu drehen und tatsächlich eine Aufnahme vom Mount Rushmore zu machen. Aber das konnten wir uns nicht leisten. Geografisch gesehen befanden wir uns an dieser Stelle der Geschichte. Also ließen wir Cole und Rosenfield einfach aus dem Fenster schauen und Mount Rushmore sehen. Ich habe mich schon immer zum Mount Rushmore hingezogen gefühlt. Weil „Der unsichtbare Dritte“ einer meiner Lieblingsfilme ist und ich ihn zweimal im Kino gesehen habe. Es war nicht abzusehen, dass die Szene in jedem Fall funktionieren würde – weil Miguel und David als Schauspielerpaar wenig gemeinsame Erfahrungen hatten.

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Miguel Ferrer verstarb kurz nach Drehschluss. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Ich habe Miguel in die Episoden gebracht, weil er und ich schon seit langer, langer Zeit befreundet waren. Wir hatten 1974 sogar an unseren ersten beiden Serien zusammen gearbeitet. Also habe ich ihn in der dritten Folge der ersten Staffel eingeführt, und David hat ihn während der Dreharbeiten kennengelernt. Sie wurden gute Freunde und hatten eine wunderbare Chemie. Dieses Duo war eine großartige Möglichkeit, um vieles von dem zu erzählen, was vor sich ging. Zumindest aus der Perspektive des FBI.

Zu den Charakteren, die in der dritten Staffel nicht zurückgekehrt sind, gehören Leo Johnson, Annie Blackburn oder Josie Packard. Gerade weil deren Schicksal in Staffel zwei ungeklärt ist, ergibt ihr Fehlen Sinn. Aber warum hat Piper Laurie in der Rolle als Catherine Martell nicht mehr mitgemacht?

Soweit ich mich erinnere, war ihr Gesundheitszustand zu diesem Zeitpunkt ungewiss. Wir waren uns ehrlich gesagt nicht sicher, ob sie in der Lage sein würde, die Dreharbeiten zu meistern. Später sagte sie uns, dass sie sich gewünscht hätte, dass wir sie mit einbezogen hätten. Andere, die erkrankt waren, konnten mitspielen. Etwa mein Vater, der tatsächlich verstorben ist, bevor wir mit den eigentlichen Dreharbeiten zur Serie begonnen haben (Warren Frost spielte Will Hayward). Aber wir hatten immerhin eine Szene mit ihm gedreht, obwohl wir wussten, dass er etwa ein Jahr zuvor erkrankt war. Er hat es also geschafft. Und dann gab es diese berühmte Szene mit Catherine E. Coulson als Log Lady. Wir hatten noch viel mehr für sie vorgesehen, bevor wir wussten, wie krank sie war.

Catherine Coulson als „Log Lady“ in „Twin Peaks“, Staffel 1

„Twin Peaks“ als Serie über Vergänglichkeit

Catherine E. Coulson verstarb wenige Tage nach ihrer letzten Szene. „Twin Peaks“ erzählt damit auch die Geschichte natürlicher Sterblichkeit.

Sterblichkeit wurde zu einem großen Thema, als wir 25 Jahre nach Staffel zwei für „The Return“ zurückkamen. Da wir die Geschichte in einem Kontinuum erzählten, in dem alle Figuren gealtert sind, wird das Lebensende natürlich sehr relevant für die Geschichte, die man erzählt. Das war übrigens auch der Grund dafür, auf die Figur Piper Lauries zu verzichten. Wir haben sie verehrt und es geliebt, mit ihr zu arbeiten. Ich habe sie in einem Film besetzt, den ich nach „Twin Peaks“ gedreht habe. Ich fand, sie war eine der großartigen Schauspielerinnen ihrer Generation.

Das größte „Twin Peaks“-Geheimnis dreht sich um Judy, auch genannt Jowday. Jowday ist eine BOB übergeordnete Entität, ein Dämon. Einer Theorie zufolge ist Jowday aber ein Codewort für Ihren und David Lynchs Unwillen, die Geschichte aufzulösen. Der Sender ABC trieb Sie 1991 dazu, den Mörder von Laura Palmer in Staffel zwei zu enthüllen. „Jowday“ firmiere demnach als Ihre Protestnote.

Nun, wir waren absolut nicht damit einverstanden, Laura Palmers Mörder zu enthüllen. Aber sie haben uns schon in Staffel eins eine Pistole an den Kopf gehalten. Sie haben im Grunde gesagt: „Wenn Sie uns nicht versprechen, dass Sie das innerhalb weniger Episoden zu Ende bringen, werden wir die Serie nicht für eine zweite Staffel verlängern.“ Es wurde also buchstäblich unter Androhung der Einstellung der Serie beschlossen, dass wir Lauras Mörder enthüllen müssen. Ich habe es so lange hinausgezögert, wie ich konnte. Wir sind bis zur neunten Folge gegangen, bevor wir uns damit befasst haben.

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Senderdruck und kreative Kompromisse

Finden Sie, dass „Twin Peaks“ danach schlechter wurde?

Für uns hatte die Enthüllung nichts mit einem abgedroschenen oder ausgereizten Ende zu tun. Wir taten halt das, was der Sender wollte. Der Sender wollte keine Unsicherheit. Wollte kein Geheimnis. Der Sender wollte Dinge, die die Leute ruhig und gelassen machen, damit sie in einer empfänglichen Stimmung sind und die Dinge kaufen, die sie in der Werbung sehen. Das aber war überhaupt nicht unser Ziel.

Also, Jody, das war ein Konzept, das in „Fire Walk With Me“ eingeführt wurde, dem Prequel-Kinofilm von 1992. Ich denke, es schwebt die Vorstellung im Raum, dass es vielleicht etwas Uraltes und Furchterregendes in der Welt gab, bevor die Atombombe gezündet wurde. Dass die Bombe vielleicht einige Geister entfesselt hat, die bereits da waren, aber zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch ruhen, noch nicht erwacht waren oder auf irgendeine Weise verbannt worden waren. Ich hatte das Gefühl, dass wir das so in die Idee der übermächtigen Kraft dieser Explosion einfließen lassen konnten.

Erinnerung an Laura Palmer in „Twin Peaks“

Zwischen Projektion und Realität: Diane in „The Return“

In der Outtake-Veröffentlichung „Missing Pieces“ von 2014 wurde erstmal offenbar, dass Coopers Kollegin Diane kein Hirngespinst ist. Dass Cooper sein Aufnahmegerät nicht zur Autosuggestion benutzt, er nicht krank ist. In „The Return“ sehen wir Diane erstmals, gespielt von Laura Dern. Ich war überrascht, dass Diane eine derart passiv-aggressive Person ist. Ich hatte mir sie wie eine quietschige Figur à la Kimmy Robertson vorgestellt. 

Nun, Sie müssen sich fragen, ob die Diane, die wir in „The Return“ kennenlernen, wirklich die echte Diane ist.

Wenn sie eine Tulpa ist, versteckt sie das jedoch nicht sehr gut. 

Unsere Vorstellung von Diane war immer, dass sie die Person war, die Coopers Leben für ihn organisierte und leitete. Weshalb er so abhängig von ihr war und warum er so weit ging, alles auf Band aufzunehmen. Und dann musste er ihr natürlich die Bänder schicken. Zu der Zeit, als wir die Serie drehten, war das eine ziemlich extreme Art, sein Leben zu führen. Ich denke also, dass Diane durchaus eine beflissene, zuverlässige Beamtin war. Aber als wir sie kennenlernen, ist sie nicht mehr sie selbst. Ich glaube daher nicht, dass wir anhand von Laura Derns Darstellung Vermutungen darüber anstellen können, wie Diane wirklich war. Das wird erst gegen Ende deutlich, als die echte Diane wieder zum Vorschein kommt. Das war ihr Schicksal.

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Die Kraft des Lichts: Norma und Ed

Eine der befriedigendsten Entwicklungen innerhalb der drei Staffeln ist die Tatsache, dass Norma (Peggy Lipton) und Ed (Everett McGill) endlich ihr Happy End bekommen. Gab es für Sie und David Lynch jemals die Option, ihnen kein glückliches Ende zu schenken? Haben Sie darüber diskutiert?

Ich hätte David zu Boden gerungen, wenn er das verhindert hätte! Ich sagte zu ihm, das wir den Leuten hier einen Lichtblick geben müssen. Und niemand hat das mehr verdient und hat mehr gelitten als dieses wunderbare Paar. Sie verdienen es, zusammen zu sein. Und David stimmte mir vollkommen zu. Ich bin sehr stolz darauf, wie diese Szene ausgegangen ist. David hat sie wunderschön inszeniert, und Norma und Ed waren zwei Menschen, die ich sehr mochte. Wir beide haben sie sehr geliebt. Es war eine großartige Möglichkeit, ihnen etwas Glück zu schenken. Denn die Welt ist nicht immer nur dunkel und schrecklich. Das ist etwas, das wir auch widerspiegeln wollten.

Von allen Darstellern wurde lediglich Kyle MacLachlan für einen Emmy nominiert, der in „The Return“ gleich vier Rollen verkörpert. Seine Darstellung als BOB ist so gut, dass er den „Original BOB“ Frank Silva aussticht, oder?

Ich finde, seine Interpretation von BOB ist nicht von dieser Welt. Es ist seine beste Arbeit.

„I want“: BOBs Philosophie und das Spiegelbild politischer Macht

War Ihnen bewusst, dass Sie die Geduld der Agent-Cooper-Fans strapazieren, wenn Sie ihn erst in der vorletzten Episode so zeigen, wie er ist, also im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte?

Oh ja, das war uns völlig bewusst. Aber das war auch eine Möglichkeit, die Erwartungen der Leute zu unterlaufen. Wir wollten keine Nostalgie kreieren. Nicht wie die alte Serie sein. Das war eine neue Welt, und alle Charaktere hatten Dinge durchgemacht, die sie verändert oder deformiert hatten. In der dritten Staffel ging es immer darum, was mit Cooper passieren würde, wenn er besessen wäre. Das war doch unser Versprechen mit dem Cliffhanger von Staffel zwei. Nach 25 Jahren mussten wir diese Geschichte also rückblickend erzählen. Dass Cooper sich zurück kämpfen musste, um wieder er selbst zu werden, war wie die Prüfungen, die ein Held in einem griechischen Drama bestehen muss.

Es konnte nicht so einfach sein. Es musste schwer sein. Er war Prometheus. Er war derjenige, der es wagte, die Zeitlinie zu unterbrechen, zurückzugehen und zu versuchen, die Realität zu verändern. Und am Ende war klar, dass er dafür einen schrecklichen Preis zahlen würde. Aber wir hatten das Gefühl, dass er sich das verdienen musste und alle möglichen Hindernisse überwinden musste, um wieder zu sich selbst zu finden. Und das gab Kyle auch die Möglichkeit, wie Sie sagen, zu zeigen, dass er meiner Meinung nach einer der besten Schauspieler seiner Generation ist. Absolut.

Zurück in Twin Peaks, aber nicht zurück zum Alten

Gab es die Überlegung, mit Coopers Rückkehr nach Twin Peaks in der vorletzten Episode auch zum visuellen Seifenoper-Stil der ersten beiden Staffeln zurückzukehren, inklusive „Invitation To Love“?

Wir wollten, dass die dritte Staffel sich völlig vom Original unterscheidet. Wir wollten keine Anspielungen auf Nostalgie oder Rückgriffe oder all diese schrecklichen Dinge, die die Leute an Reboots so schätzen. Das war nicht unser Plan. Also haben wir all das einfach über Bord geworfen. Und so ist eine völlig neue Landschaft entstanden.

Es war eine leere Leinwand. Und wir mussten jetzt das tun, was wir beim ersten Mal getan haben, nämlich die Erwartungen der Leute völlig auf den Kopf stellen, uns selbst auf die Probe stellen und uns dazu zwingen, etwas völlig Neues zu wagen.

Eine der berühmtesten Zeilen stammt von BOB, der die Gestalt von Cooper angenommen hat. „Want. Not need. If there’s one thing you should know about me, Ray, it’s that I don’t need anything. I want.“ Sie verdeutlicht seine Motivation, die nicht von Bedürfnissen, sondern von reinen Begierden getrieben ist. „The Return“ erschien 2017, im ersten Jahr von Trumps Präsidentschaft. Wie politisch ist „The Return“?

Ich denke, das trifft es genau. Eine der Definitionen von „böse“, die für mich funktioniert, ist die Ausübung ungezügelter Begierden ohne moralischen Kodex. Das war BOB meiner Meinung nach – oder ist BOB. Und ich denke, genau das sehen wir derzeit in unserer politischen Führung.

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„Gotta light?“ – Die rußigen Boten des reinen Bösen

BOB erhält Unterstützung von den Backwoodsmen, rußverschwärzte, mörderische Arbeiter aus einer anderen Welt. Warum haben Sie sich in der Darstellung für Hinterwäldler entschieden, und nicht, zum Beispiel, für Men in Black?

Nun, wir alle hatten „Men in Black“ gesehen, und dieser Platz war bereits besetzt. Unsere Figuren, diese Kreaturen, diese Präsenz … sie sollte nicht wirklich vollständig menschlich erscheinen. Sie könnten vage an Menschen erinnern. Und wenn man an einen Menschen denkt, der so mittellos ist, abgeschnitten von dem, was wir als normale Annehmlichkeiten einer zivilisierten und gerechten Gesellschaft betrachten, dann denkt man an Menschen, die niedergeschlagen und ausgestoßen sind, auf der Straße leben und mit Füßen getreten werden. Wir wollten die reine, animalische Natur dieser Kraft darstellen, die in diese Welt zurückgebracht worden war.

So wurden sie, wie ich fand, zu erschreckend wirkungsvollen Figuren, die den Eindruck vermittelten, dass es sich nicht um Menschen im eigentlichen Sinne handelte. Sie repräsentierten etwas viel Dunkleres und viel Gefährlicheres. Eine Art reine, animalische Kreaturen, die von Appetit getrieben waren und keine Substanz oder Bedeutung hatten und nicht nach etwas Höherem strebten. Sie existieren einfach nur. Es geht ihnen nur um Ausbeutung und Appetit und Ausnutzen, nicht um Geben oder Teilen oder Schaffen.

Die Backwoodsmen sprechen kaum, kennen nur drei oder vier verschiedene Sätze der Menschen.

Oh, sie sind nicht hier, um mit uns zu kommunizieren. Sie sind hier, um sich von uns zu ernähren. Und das kennzeichnet eine ganz andere Beziehung.

Schaufeln als Metapher: Dr. Jacobys Suche nach Sinn

Zu den traurigsten, aber auch liebenswertesten Figuren gehört Dr. Jacoby. Gleich zu Beginn von „The Return“ wird ausgiebig gezeigt, wie er, zum Eremiten geworden, im Wald anscheinend zwecklos Schaufeln sortiert. Wollten Sie damit eine falsche Fährte legen?

Dr. Jacoby hatte eine große Bedeutung. Für mich jedenfalls. Ich habe viel Arbeit in die Entwicklung seiner Figur in den „Twin Peaks“-Büchern gesteckt, die ich geschrieben habe, und fand ihn faszinierend. Ich weiß, dass er ein wenig abseits der „Twin Peaks“-Geschichte steht. Aber er war einer meiner Lieblingscharaktere.

Ich dachte, dass gerade seine Reise dazu führen könnte, dass er aus einem Wohnwagen im Wald eine illegale Internetradiosendung sendet. Das schien mir eine Entwicklung zu sein, die für ihn nicht allzu schwer zu nachvollziehen war. Aber er hat etwas Gutes an sich, das man meiner Meinung nach in den Betrügereien, die heutzutage an der Tagesordnung sind, nicht findet. Er ist kein bösartiger Verschwörungserzähler, wie es sie heute im Netz auf der ganzen Welt gibt. Ich glaube, Dr. Jacoby möchte den Menschen wirklich helfen und sie befreien. Er ist wie ein „Grateful Dead“-Fan. Will niemandem etwas Böses. Er ist wahrscheinlich ein Libertärer, und seine Wahrnehmung wurde wahrscheinlich durch den Konsum experimenteller Substanzen erweitert.

Vom Couchtherapeuten zum Waldpropheten: Die Wandlung des Dr. Jacoby

Ich denke, was er den Menschen verkaufen will, ist eine Metapher. Ich habe das nicht als so krass empfunden wie jetzt beispielsweise einen Präsidenten, der den Menschen Meme-Coins verkaufen will, was einfach nur ein Versuch ist, schnell Geld zu machen. Er versucht nicht, den Menschen auf seine eigene, vielleicht fehlgeleitete Art zu helfen. Er versucht, den Menschen eine Metapher zu geben, mit der sie arbeiten können.

Ich habe ihn immer für einen der wenigen Charaktere aus dem „Twin Peaks“-Universum gehalten, die eindeutig den falschen Beruf gewählt haben. Er schien nicht dazu geboren zu sein, Psychiater zu werden. Eine tragische Berufswahl in seinen frühen Tagen.

Wenn Sie möchten, lesen Sie noch einmal das Kapitel über ihn in „The Secret History“. Das könnte Ihnen einen Einblick geben, denn ich stimme Ihnen zu. Ich glaube nicht, dass er besonders gut zu den strengen Vorstellungen der American Medical Association davon passte, was ein Arzt sein sollte. Er sah sich selbst eher als Schamane. Als jemand, der sich um die Seelen seiner Patienten kümmern konnte, aber auf völlig unkonventionelle Weise. Im Guten wie im Schlechten.

Transformationen und Tragödien

Eine der überraschendsten Entwicklungen macht Bobby Briggs (Dana Ashbrook) durch. Er litt unter seinem Vater Major Garland Briggs (Don S. Davis), der ihn streng erziehen wollte und ihn schlug. Viele Jugendliche hätten das vielleicht zerstört. Stattdessen wird Bobby ein friedliebender Polizist. Wäre eine Karriere als Krimineller, wie in Staffel eins und zwei angelegt, nicht naheliegender gewesen?

Nein, nein, es war immer meine Absicht, ihm eine Wandlung zu ermöglichen. Diese Chance hatte ich bereits in der ersten Staffel eingebaut, als es die Szene zwischen Bobby und seinem Vater im Diner gab, die ich geschrieben und die David inszeniert hat. Darin schildert Major Briggs in einem ruhigen Moment seine Hoffnungen, die er in Bobby hat. Und dass er ihn liebt. Ich hatte das Gefühl, dass wir Major Briggs als einen tatsächlich ziemlich entwickelten, spirituellen Charakter etabliert hatten, und ich fand, es wäre seinem Andenken abträglich gewesen, ihn einfach so sterben zu lassen. Don S. Davis war lange vor den Dreharbeiten von „The Return“ verstorben, aber er sollte in Bobby weiterleben. Ich hatte das Gefühl, dass es Briggs‘ Andenken nicht gerecht geworden wäre, wenn Bobby sich ausschließlich der dunklen Seite zugewandt hätte.

Nein, Bobby würde diesen Kampf gewinnen. Und ich hatte das Gefühl, dass das auch Danas Potenzial widerspiegelte – und dass er dem Ganzen eine gewisse Tragik verleihen würde. Es geht also darum, manchmal Erwartungen zu enttäuschen. Aber auch darum, das zu Ende zu bringen, was man 25 Jahre vor Bobbys Wandlung begonnen hat.

Sherilynn Fenn als Audrey Horne in „Twin Peaks“

Audrey Horne (Sherilyn Fenn) will von Zuhause aufbrechen, schafft es aber nie aus dem Haus. Das kennen wir aus Albträumen: Wir planen und planen, aber können einfach nicht zu unserem Ziel aufbrechen. Träumt Audrey das alles nur – liegt sie im Koma, nach der Bombenexplosion im Finale der zweiten Staffel?

Ich möchte dazu nicht zu konkret werden. Die Interpretation bleibt Aufgabe des Zuschauers. Ich ziehe es vor, dies offen zu lassen und die Zuschauer selbst entscheiden zu lassen, wie es um Audrey steht.

Sarah Palmer (Grace Zabriskie) ist eine der leidvollsten Figuren. Weil sie definitiv keinen Frieden findet. Sie schaut sich in Dauerschleife Brutalitäten im Fernsehen an, Raubtiere bei der Jagd und Boxkämpfe. Und sie scheint von Judy besessen zu sein.

Wir wollten andeuten, dass in ihr noch immer eine schreckliche Unruhe brodelt. Eine Unruhe, die immer größer wird. Und es fällt ihr immer schwerer, sie zu unterdrücken. Wir wollten das auf eine Weise zeigen, die nicht offensichtlich ist. Also haben wir sie allein dabei beobachtet, wie sie diese Bilder und Geräusche konsumiert, während sie immer tiefer in den Alkoholismus versinkt. Sie leidet offensichtlich an einer Art PTBS, die weit über die normale Diagnose hinausgeht.

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Kein Comeback – aber kein Vergessen: Die stille Präsenz von Harry S. Truman

Michael Ontkean kam in der Rolle als Sheriff Harry S. Truman nicht zurück. An seiner Stelle übernimmt nun Robert Forster als dessen Bruder Frank. Es gibt mehrere lustige Telefondialoge zwischen den beiden, in denen man zumindest Harrys erregte Stimme zu hören glaubt – ein Comedy-Effekt wie aus 50er-Jahre-Komödien, oder?

Wir schätzen Michael sehr und hatten eine wunderbare Zeit mit ihm in den ersten beiden Staffeln von „Twin Peaks“. Wir haben seine Entscheidung der Absage für „The Return“ respektiert, weil es eine schwerwiegende Entscheidung war. Für uns bot sich die Gelegenheit, aus der Situation das Beste zu machen. Und es war eine schwierige Situation. Uns fehlt einer unserer beiden Stars. Ursprünglich wollten wir für Staffel eins Robert Forster für die Rolle des Harry S. Truman engagieren, wie Sie sicherlich wissen. Nun engagierten wir ihn als seinen Bruder Frank.

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Ich habe seine Arbeit immer bewundert. Und er hatte seit den ersten beiden „Twin Peaks“-Staffeln ein Comeback erlebt. Das hatte er sich mit Tarantino und „Jackie Brown“ redlich verdient. Die Entscheidung fiel mir leicht. Ich sagte: „Lassen Sie uns Bob engagieren und ihn zu Trumans älterem Bruder machen. Das bleibt in der Familie.“ Und natürlich wollten wir das nicht tun, ohne einen Bezug zu seinem Bruder herzustellen, und deshalb haben wir die Szene eingefügt, die Sie erwähnen.

„Ihre Seele war gefangen“ – Josie Packard zwischen Magie und Metapher

In der zweiten Staffel wird Josie Packard, gespielt von Joan Chen, in einen Nachttisch-Türknauf verwandelt. Das wirkt wie eine Vergewaltigung, weil diesen Knauf, und damit eben Packard selbst, alle möglichen Leute anfassen. Was war Ihre Absicht hinter dieser Bestrafung?

Nun, zunächst einmal war es nicht unbedingt eine Bestrafung. Joan, und das ist kein Geheimnis, wollte die Serie verlassen, weil sie andere berufliche Möglichkeiten hatte. Und wir wollten sie nicht einfach sterben lassen. Wir wollten, für den Fall, dass sie es sich anders überlegt oder die Serie wieder aufgenommen wird, die Möglichkeit haben, sie zurückzuholen.

Also hatte David die Idee, dass sie vielleicht in einem Türknauf gefangen ist. Wie das Opfer eines bösen Zaubers. Ihre Seele war gefangen, was uns damals lustig erschien. Und es war eines der ersten Male, dass wir diese Art von Spezialeffekt verwendet haben, um die Szene tatsächlich zu drehen.

Ein Lachen im Lagerraum: Die nicht erzählte Rückkehr der Josie Packard

Wir haben regelmäßig darüber gesprochen, sie zurückzubringen. In „The Return“ haben wir nie den richtigen Weg oder die richtige Szene gefunden. Wir hatten eine sehr vollgepackte Geschichte und keine Möglichkeit, das umzusetzen. Deshalb haben wir sie nie aus dem Türknauf befreit.

Ich habe David ein paar Mal gefragt: „Was wäre, wenn wir diese Szenen mit Jimmy Marshall als Hotel-Sicherheitsbeamten hätten?“ Vielleicht wandert er durch die Keller und hört eine leise Stimme aus dem Raum, in dem die alten Möbel gelagert sind. Wir dachten, vielleicht ist das Josie, die um Hilfe ruft. Das hat uns zum Lachen gebracht. Aber wir haben es nicht in die Serie aufgenommen.

In den ersten beiden Staffeln wurde die Eulenhöhle eingeführt. Ein geheimnisvoller Ort tief im Wald, in dem sich auf einer Felswand rätselhafte Symbole befinden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Entschlüsselung des Zugangs zur „Black Lodge“ und diente als Vorbild für unzählige Mystery-Serien wie „Lost“. Warum nimmt sie in „The Return“ keine große Rolle ein?

Wir bringen sie doch zurück, weil jemand eine Kopie der Karte von der Eulenhöhle kopiert hat. Ich glaube, Deputy Chief Hawk hat eine Kopie davon. Abgesehen davon war der Ort der Höhle nicht so wichtig wie das, was an die Wand geschrieben war, und das hatten wir entschlüsselt. Also hielten wir es nicht für notwendig, zur Höhle selbst zurückzukehren.

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Dougie Jones: Der heilige Narr im Großraumbüro

Der verwirrte, nicht zurechnungsfähige Dougie macht in seinem Bürojob regelrecht Karriere, sein Chef ist begeistert von ihm. Ist „The Return“ auch eine Parodie auf das Arbeitsleben?

Wir hatten die Idee mit Dougie als eine Tulpa – also irgendwie unausgeformt. Aber weil er noch immer etwas von Cooper in sich hat, ist er eine Art heiliger Narr. An dem das Unglück immer vorbeizugehen scheint.

Er stolpert im Casino in einen Jackpot. Er stolpert in eine Beziehung mit den Mitchum-Brüdern. Am Ende verändert er irgendwie die Büropolitik seines Arbeitgebers. Er ist wie eine verrückte Version von Ken. Wir fanden ihn und Kyles Darstellung äußerst amüsant. Es hat uns viel Spaß gemacht.

Ich weiß, dass diese Erzählung viele Leute genervt hat, weil sie wollten, dass Cooper sofort zurückkommt. Aber das war ja gerade der Punkt: Cooper war auf seiner eigenen Reise. Er musste irgendwie wieder erwachsen werden. Und das tut er dann auch. Und der Moment, in dem er wieder auftaucht, ist für die Zuschauer sehr befriedigend.

Ich finde Kyles Darstellung als Dougie einfach großartig. Es ist eine der lustigsten Darbietungen, die ich je gesehen habe. Wir beide lieben Stummfilme und Stummfilmkomiker wie Keaton und Chaplin und, was den Wortwitz angeht, W. C. Fields. Dougies Figur hatte Elemente davon, die es uns ermöglichten, mit solchen Ideen zu spielen.

Janey-E (Naomi Watts) und Dougie (Kyle MacLachlan) in „The Return“

Michael Cera als Harpo Marx des Lynchversums

Als es darum ging, für „The Return“ die neuen Charaktere zu schreiben, gab es sehr viele Stars, die gecastet wurden. Größere als jene aus den ersten beiden Staffeln, wie Amanda Seyfried oder Michael Cera. Hatten Sie einige von ihnen bereits im Kopf, als Sie sie geschrieben haben?

Ich glaube, ich hatte bereits an Michael Cera gedacht, weil ich Michaels Arbeit sehr schätze. Und als ich an Andy und Lucy dachte, fiel mir niemand anderes ein, der ihren Sohn hätte spielen können – außer vielleicht Harpo Marx, wissen Sie? Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag. Michael hat buchstäblich nur einen Tag an der Serie gearbeitet.

Aber ich saß vorher mit ihm im Wohnwagen und unterhielt mich mit ihm. Ich traf ihn dort zum ersten Mal, und er ist ein sehr netter Mensch. Und dann kam er mit dieser Performance auf das Set, völlig bereit loszulegen. Ich hätte mir fast vor Lachen in die Hose gemacht, als ich hinter der Kamera zusah. Habe vielleicht sogar eine Aufnahme ruiniert, weil ich geprustet habe. Ich meine, was er da gemacht hat, war genau das, was wir geschrieben hatten. Es war einfach einer dieser magischen Momente. Und ich habe oft über Gott nachgedacht. Darüber, dass Wally Brandos Leben eine großartige Vorlage für eine „Twin Peaks“-Geschichte wäre, wissen Sie, über seine Wanderungen. Einer meiner Lieblingscharaktere.

Ein stiller Held: Wie „The Return“ James Hurley zurück ins Licht holt

James Hurley ist irgendwie der Rockabilly mit der Tolle geblieben, auch wenn sein Darsteller James Marshall mittlerweile Haare verloren hat. Er ist auch ohne die Haare immer noch derselbe. Der traurige Biker-Typ.

Jimmy ist wirklich ein liebenswerter Mensch, und wir haben es sehr genossen, ein weiteres Mal mit ihm zu arbeiten. Und er hatte offensichtlich ein wenig mit dem Archetyp des rebellischen Einzelgängers à la James Dean zu kämpfen. Ich glaube, er hat dafür manchmal ungerechtfertigte Kritik einstecken müssen. Denn er hat nur das gemacht, was im Drehbuch stand.

Deshalb wollten wir ihn ein wenig rehabilitieren und zeigen, dass er, obwohl er nicht reich oder berühmt geworden war und auch nicht glücklich verheiratet zu sein schien und keine eigene Familie hatte, dennoch cool war. Er war immer noch cool. Das war sozusagen unser Wunsch: Ihn zurückzubringen und ihm etwas Sinnvolles zu geben, mit dem er sich in seiner Darstellung auseinandersetzen konnte.

Letzte Szenen und Vermächtnisse

Eine meiner Lieblingsszenen spielt mit der Tragik, dass manche Menschen zu früh aus dem Leben gerissen werden, während anderen ein überdurchschnittlich langes Leben vergönnt ist. „Ich bin ein Glückspilz“, sagt Carl Rodd (Harry Dean Stanton), im hohen Alter noch vom Leben beschenkt. Wenige Sekunden später wird er Zeuge davon, wie ein Junge totgefahren wird. Er tröstet die am Straßengraben weinende Mutter, blickt in den Himmel und sieht womöglich eine göttliche Erscheinung.

Hier nutzten wir Harrys Wesen. Ich kannte ihn schon eine Weile. Er kannte David schon viel länger. Sie hatten jahrzehntelang zusammengearbeitet. Harry hatte etwas Heiliges an sich. Er hatte kein Ego. Er fühlte sich mit jedem, mit dem er zusammen war, vollkommen wohl. Ich erinnere mich, dass ich an diesem Tag selbst eine Szene mit ihm gedreht habe. Mit ihm in Szenen zu stehen, war eine der größten Freuden meines Lebens – weil ihm Dreharbeiten so leicht fielen. Es gab keinen Unterschied zwischen Harry, dem Schauspieler, und Harry, dem Menschen. Er war einfach präsent. Für mich war es wie eine Art Heiligkeit, die Harry ausstrahlte. Er übte eine kleine, stille, aber sehr kraftvolle Güte in dieser Gemeinschaft aus.

Auch Harry Dean Stanton verstarb 2017, kurz nach Drehschluss. 

Es schien angemessen, dass er diese Szene mit dem Autounfall dreht. Die Hinterbliebenen des Jungen zu trösten – das war selbst ein großartiger Abschied für Harry. Es war eines der letzten Dinge, die er jemals getan hat.

Finale Botschaften: Superhelden, Güte, Zukunft

Als David Duchovny 1990 in „Twin Peaks“ in der Rolle der Denise eingeführt wurde, waren die Leute verwundert: Was ist das für ein Mann, der sich von Dennis in Denise verwandelt hat? Der Begriff „trans“ war wenig geläufig.

Ja, das war er nicht. Vor Dennis und Denise war das noch nicht wirklich vorgekommen im Fernsehen. Für „The Return“ sagte ich: Wir müssen Denise zurückholen, und sie sollte jetzt das FBI leiten. Chefin des FBI sein. Das war sehr befriedigend zu sehen.

Am Ende wird BOB durch einen Briten besiegt, der eine Art Superheldenzauberhandschuh trägt und den Dämon kaputtschlägt. War das Ihr ironischer Kommentar zu Superheldenfilmen und den schrägen Auserwählten mit magischen Fähigkeiten?

Das könnte man von sehen. Diese Figur des Freddie Sykes ist ein Deus ex machina. Er taucht im letzten Moment auf. Aber wir hatten Spaß daran, ihn als jemanden darzustellen, der aus einem Grund da ist, den wir erst im letzten Moment erkennen. Diese Art von langem, langsamem Aufbau als Witz. Aber auch, dass er dann buchstäblich in letzter Sekunde auftaucht und das Böse auslöscht. Das zeigt, wie schwer, aber letztendlich auch wie einfach es ist, das Böse zu besiegen. Es geht darum, gut zu sein. Es ist eine Entscheidung, und wenn man sich dafür entscheidet, gut zu sein, kann das Böse besiegt werden. Hoffentlich wacht der Rest meines Landes in den nächsten Jahren auf und erkennt das auch.

Kein Gegengift: Warum Garmonbozia nicht gegen das Böse wirkt

Auch Garmonbozia ist wieder zu sehen: das physische Manifest von Schmerz und Leid. Eine metaphysische Nahrung für übernatürliche Wesen, die sich von der Trauer der Menschen ernähren. Es sieht aus wie Schale voller Maisbrei. Kann man Garmonbozia auch gegen das Böse selbst anwenden?

Ich glaube nicht, dass wir in unserer Philosophie so weit gekommen waren. Also die tatsächliche Funktionsweise von Garmonbozia ausgearbeitet hatten. Der Grüne Handschuh wird zu einem Geschenk der Götter – in dem Moment, in dem die Menschen ihn am dringendsten brauchen. Und plötzlich wird dir klar, dass der Himmel von Anfang an da war! Also nein, ich glaube nicht, dass wir so weit gegangen sind, genau zu analysieren, wie Garmonbozia in diesem Universum funktionieren könnte.

Hatten Sie mit David Lynch über eine weitere Staffel von „Twin Peaks“ gesprochen? 

Nur sehr, sehr konzeptionell. Wissen Sie, ich war mir Davids Gesundheitsproblemen voll bewusst. Und wie Sie sich denken können, ist das Regieführen körperlich sehr, sehr anstrengend. Wir haben darüber gesprochen. Einfach um eine Art Freundschaft zu pflegen. Wir hatten natürlich auch andere Dinge zu besprechen.

Paul Butterfield Getty Images North America
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Suzanne Tenner SHOWTIME