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Partei-Chef? Jan Böhmermann stellt der SPD eine unfassbar fiese Falle

Nach der „Neo Magazin Royale“-Sommerpause startet der Satiriker gleich mit einem Paukenschlag: Er will SPD-Chef werden. Dabei will Böhmermann zeigen, dass die Volkspartei im Grunde die eigenen Parteimitglieder reinlegt.

Heute beginnt alles mit einem Hashtag, selbst in der von Internettrends eigentlich geschützten Welt der Politik. Hatte nicht die FDP schon eine eigene Netzkampagne parat, als von einem Moment auf den anderen die Jamaika-Koalitionsverhandlungen abgebrochen wurden?

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Nun also #neustart19. Dahinter verbirgt sich Jan Böhmermann, der in seiner aktuellen Ausgabe des „Neo Magazin Royale“, der ersten nach der Sommerpause, am Donnerstagabend erklärte, er wolle SPD-Chef werden, um das Land wieder voran zu bringen.

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„Du musst es machen, der Olaf ist ’ne Pfeife“

Willy Brandt sei ihm im Traum erschienen und habe ihm gesagt: „Du musst es machen, der Olaf (Scholz) ist ’ne Pfeife.“ Es könne zwar einige juristische Probleme geben,ergänzte er. Dennoch bekundete der 38-Jährige, dass er es absolut ernst meine: „Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden.“ Er sei bereit, die Partei zu retten.

Dazu lancierte er auch gleich eine Viral-Kampagne mit jenem Hashtag, der aus der Grabbelkiste der Politikerslogans zu stammen scheint: #neustart19. Eine Website und passende Social-Media-Banner gibt es natürlich auch.

https://twitter.com/janboehm/status/1167140531857756160?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1167140531857756160&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.bild.de%2Fpolitik%2Finland%2Fpolitik-inland%2Fjan-boehmermann-in-neo-magazin-royale-ich-will-spd-chef-werden-64295580.bild.html

Drei Haken gebe es aber noch: „1. Formell muss die Kandidatur für den Parteivorsitz bis Sonntag um 18 Uhr eingereicht sein. 2. Ich brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. 3. Ich brauche bis dahin eine gültige Mitgliedschaft in der SPD.“

Kann der Entertainer in wenigen Tagen das Unmögliche schaffen und als Konkurrenz zu Olaf Scholz und Co. ins Rennen gehen? Nicht zu vergessen, dass er auch noch eine Kandidatin als Begleitung benötigt. Böhmermann ist sich jedenfalls sicher: „Wenn die Sozialdemokratische Partei Deutschlands tatsächlich die effiziente Demokratiemaschine ist, für die ich sie halte, muss es doch möglich sein, die Formalitäten für meine Kandidatur innerhalb von drei Tagen zu erledigen.“

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Während halb Deutschland rätselt, ob der Satiriker das nun Ernst meint oder nicht, liegt die Sache eigentlich klar auf der Hand: Jan Böhmermann stellt der SPD eine heftige Falle!

Jan Böhmermann entlarvt SPD-Kandidatenkür als schlechten Witz

70 Stunden Zeit, um all diese Dinge zu klären, ist natürlich eh schon ein Wahnsinn. Sollten sich aber SPD-Mitglieder finden, um diese Voraussetzungen zu erfüllen, dann hätte der Comedian das ganze seriöse Parteivorsitz-Wahlprinzip ausgehebelt. Er, als Komiker natürlicherweise völlig ungeeignet für den Posten, würde dann von einigen „mediengeilen“ Parteimitgliedern nur deshalb ins Rennen geschickt, weil es Aufmerksamkeit gibt. Das könnte Böhmermanns einziges Ziel bei der ansonsten eigentlich als Parodie von Parteiwerbung ersichtlichen flachen Nummer sein.

So würde die SPD-Aktion als Gag entlarvt, der den Wählern den vermeintlich demokratischen Willen der SPD zur Suche eines Anführergespanns nur vorgaukelt, um schließlich doch zu einer Hinterzimmerlösung zu kommen. Sprich: All die aufgestellten Kandidaten, inklusive eines möglichen Bewerbers Böhmermann, dienen nur dem Schein, dass es eine Wahl gibt. Selbstberuhigung für eine Partei, die seit einiger Zeit nicht mehr weiß, wo sie steht.

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Da bis auf Olaf Scholz und Klara Geywitz höchstens noch Gesine Schwan und Ralf Stegner (der innerhalb der Partei in den letzten Jahren wenig Zuneigung erfuhr und seine Rolle als Quertreiber sichtlich genoss) als prominentes Duo eine Chance hätten, läuft alles wie natürlich auf Scholz/Geywitz hinaus. Dazu passt, dass sich Scholz erst sehr spät bekannt hat, angeblich sogar mit einem Telefonat mit dem Parteivorstand abgestimmt, und zunächst offenließ, mit wem er gemeinsam ins Rennen gehen könnte. Eigentlich ein Unding – und schwer kalkuliert.

Jan Böhmermann bleibt sich treu

Natürlich passt Böhmermanns Ankündigung trotzdem ins Satire-Konzept von „Neo Magazin Royale“. Die an sich wenig substantielle Kandidatenkür der SPD, die deutlich macht, dass kaum einer in der Partei Verantwortung übernehmen will, nachdem zuletzt fast jährlich der oder die Vorsitzende ausgetauscht wurde, wird ad absurdum geführt.

Genüsslich wartet Böhmermann nun die erwartbaren Reaktionen einiger SPD-Mitglieder ab. Natürlich gab es bei Twitter die entsprechenden Reaktionen von Spott über Empörung bis hin zu ironischen Querverweisen. Selbst SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil reagierte und erteilte dem Satiriker eine kleine Lehrstunde in Parteistruktur: „Landesverband! @janboehm, das heißt Landesverband! Du musst noch viel lernen, Genosse!“

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Wer am Ende wen erfolgreich belehrt, wird sich aber erst in einigen Wochen zeigen.

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