„Anders als jeder andere Comic-Film“: Sensationelle Kritiken für „Joker“

Das subtile Spiel von Joaquin Phoenix als psychisch kranker Clown begeistert die Kritiker. Manche wollen darin die beste Comic-Verfilmung aller Zeiten erkennen.

Am Wochenende feierte „Joker“ beim Internationalen Filmfestival in Venedig Premiere. Schon zuvor sorgte der erste große Trailer für viel Aufmerksamkeit. Die anspruchsvolle Charakterstudie erzählt die Vor- und Leidensgeschichte des bekanntesten aller Batman-Bösewichte.

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Wenn man den ersten Kritiken glaubt, die nach der Uraufführung (mit achtminütigem Applaus) veröffentlich wurden, dann dürfte „Joker“ die Welt des Comic-Films mächtig durcheinander wirbeln.

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Nach der begeisterten Aufnahme von intelligenten Action-Krachern wie der „Avengers“-Reihe macht der Film von Todd Philips Ernst mit seiner Figur und einer wirklich herben Gesellschaftskritik. Für viele Beobachter wirkt „Joker“ deshalb auch wie ein unmittelbarer Anschluss an „The Dark Knight“, dem besten Batman-Film von Christopher Nolan und dem (bisher) vielleicht anspruchsvollsten Werk dieses Genres.

Joaquin Phoenix wird zum „Joker“
Joaquin Phoenix wird zum „Joker“

Hymnisch fallen deshalb auch die Stimmen aus, als der Film in Venedig anlief. Einige Reaktionen:

„What a gloriously daring and explosive film“. (Guardian)

„It’s going to turn the world upside down and make us all hysterical in the process. For better or worse, it’s exactly the movie the Joker would want.“ (IndieWire)

„Joaquin Phoenix war schon all die Jahre fast zu intensiv, um normale Menschen zu verkörpern, aber hier stürzt er sich in den Wahnsinn und schaut nicht mehr zurück. Man spürt keinen Millimeter Distanz zu den Träumen dieses Arthur Fleck, zu seinen Hoffnungen und Illusionen, seiner Erniedrigung, seinem Schmerz und seiner Wut.“ (Süddeutsche Zeitung)

„Ohnehin vergisst man bis ganz kurz vor Schluss, dass man einen Comicfilm schaut. Das Skript basiert zwar angeblich lose auf dem Batman-Klassiker „The Killing Joke“ von Alan Moore, aber die eigentliche DNA dieses Jokers ist Martin Scorseses Kino der Siebzigerjahre und frühen Achtziger. „The King of Comedy“ und vor allem „Taxi Driver“ dienen als Blaupause für eine Hommage, die ihre Vorbilder jedoch nie aufdringlich zitiert, sondern in einem ruhigen Fluss konzentrierter Szenen und Bilder liebevoll zelebriert.“ (SpiegelOnline)

„Der 44 Jahre alte Joaquin Phoenix (Golden Globe für „Walk the Line“) dominiert dabei jede Szene. Abgemagert und mit gebeugtem Rücken verleiht er seiner Figur eine bemerkenswerte physische Präsenz. Sein unkontrolliertes, unbeholfenes Lachen lässt einen unwohl im Kinosessel zusammenzucken. Man würde mit diesem tieftraurigen Mann gern Mitleid haben, fühlt sich aber abgestoßen – nicht erst, wenn sich die Gewalt auf der Leinwand eruptiv entlädt.“ (Badische Zeitung)

„Joker is hardly the first movie inspired by comic-book characters to make a bid for high seriousness.“ (Los Angeles Times)

„Nobody who sees this new film will ever need any other version.“ (London Evening Standard)

„Joker“, der am 10. Oktober in die deutschen Kinos kommt, gebärdet sich als wagemutige, allegorische Erzählung über einen psychisch deformierten Clown, der auf Rache sinnt.

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Dass es dabei trotzdem zur Sache geht, zeigt das R-Rating, das „Joker“ in den USA verpasst bekommen hat. Eine Seltenheit – denn eigentlich fast alle DC- und Marvel-Filme bekommen in der Regel eine Freigabe für Jugendliche (PG13). „Deadpool“ und „Logan – The Wolverine“ sind hier aber schon in der letzten Zeit ausgeschert. „Joker“ könnte endlich dafür sorgen, dass der Superhelden-Film erwachsener wird.

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